Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
Nur keine Schwellenangst
Der Deutsche Pavillon auf der 60. Biennale in Venedig will Grenzen überschreiten. Dabei sollen ein jüdisches Raumschiff und türkische Erde helfen.
Ein jüdisches Raumschiff im Deutschen Pavillon und ein Haufen türkischer Erde davor: Am Donnerstag wurde Deutschlands Beitrag bei der Kunstbiennale in Venedig vorgestellt. Die Arbeiten der israelischen Künstlerin Yael Bartana und des Berliner Theaterregisseurs Ersan Mondtag beschäftigen sich mit Schwellen, Stufen, Grenzen und deren Überschreitung.
Wer das massive Gebäude des Deutschen Pavillons betritt, taucht zunächst ein in eine postapokalyptische Science-Fiction. Mit Videoanimationen und Skulpturen will die 53-jährige Bartana den Zustand der Erde am Rande der ökologischen und politischen Zerstörung anprangern. Ein Raumschiff mit dem Namen „Light to the Nations“bringt Menschen mehrerer Generationen zu unbekannten Galaxien. Das Raumschiff und die Animationen sind mit jüdischen Konzepten und Traditionen verbunden. „Wir haben so viel zerstört, dass wir diesen Planeten verlassen müssen, damit die Erde heilen kann“, sagte Bartana.
Der 37-jährige Ersan Mondtag beschäftigt sich mit Migration und kollektivem Gedächtnis. Anatolische Erde liegt vor dem Pavillon, der 1938 von den Nazis erbaut wurde. Mondtag will der faschistischen Architektur ein „Monument eines unbekannten Menschen“entgegenstellen. Als Enkel eines Gastarbeiters aus der Türkei erzählt Mondtag die Geschichte seines Großvaters. Dieser kam in den 1960er-Jahren nach West-Berlin. Er war bei seiner Arbeit stets Asbest ausgesetzt und starb an Krebs. Im Hauptraum des Pavillons steht ein massiver Turm, in dem auf drei Etagen eine Installation aus Arbeits- und Wohnräumen mithilfe von Performern das Leben eines Gastarbeiters gezeigt werden soll.
Auf der Insel La Certosa zeigen Michael Akstaller, Nicole L’Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner ihre Arbeiten. Bei ihnen geht es um Klänge und auch um das Verwischen von Grenzen und Schwellen. (dpa)