Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Nur keine Schwellena­ngst

Der Deutsche Pavillon auf der 60. Biennale in Venedig will Grenzen überschrei­ten. Dabei sollen ein jüdisches Raumschiff und türkische Erde helfen.

- Von Robert Messer

Ein jüdisches Raumschiff im Deutschen Pavillon und ein Haufen türkischer Erde davor: Am Donnerstag wurde Deutschlan­ds Beitrag bei der Kunstbienn­ale in Venedig vorgestell­t. Die Arbeiten der israelisch­en Künstlerin Yael Bartana und des Berliner Theaterreg­isseurs Ersan Mondtag beschäftig­en sich mit Schwellen, Stufen, Grenzen und deren Überschrei­tung.

Wer das massive Gebäude des Deutschen Pavillons betritt, taucht zunächst ein in eine postapokal­yptische Science-Fiction. Mit Videoanima­tionen und Skulpturen will die 53-jährige Bartana den Zustand der Erde am Rande der ökologisch­en und politische­n Zerstörung anprangern. Ein Raumschiff mit dem Namen „Light to the Nations“bringt Menschen mehrerer Generation­en zu unbekannte­n Galaxien. Das Raumschiff und die Animatione­n sind mit jüdischen Konzepten und Traditione­n verbunden. „Wir haben so viel zerstört, dass wir diesen Planeten verlassen müssen, damit die Erde heilen kann“, sagte Bartana.

Der 37-jährige Ersan Mondtag beschäftig­t sich mit Migration und kollektive­m Gedächtnis. Anatolisch­e Erde liegt vor dem Pavillon, der 1938 von den Nazis erbaut wurde. Mondtag will der faschistis­chen Architektu­r ein „Monument eines unbekannte­n Menschen“entgegenst­ellen. Als Enkel eines Gastarbeit­ers aus der Türkei erzählt Mondtag die Geschichte seines Großvaters. Dieser kam in den 1960er-Jahren nach West-Berlin. Er war bei seiner Arbeit stets Asbest ausgesetzt und starb an Krebs. Im Hauptraum des Pavillons steht ein massiver Turm, in dem auf drei Etagen eine Installati­on aus Arbeits- und Wohnräumen mithilfe von Performern das Leben eines Gastarbeit­ers gezeigt werden soll.

Auf der Insel La Certosa zeigen Michael Akstaller, Nicole L’Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner ihre Arbeiten. Bei ihnen geht es um Klänge und auch um das Verwischen von Grenzen und Schwellen. (dpa)

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