Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Duell der Giganten beim Klassiker

Pogacar gegen van der Poel: Bei Lüttich–Bastogne–Lüttich kommt es zum Duell der derzeit wohl besten Radprofis der Welt.

- Von Christoph Leuchtenbe­rg

Immerhin darin sind sich Mathieu van der Poel und Tadej Pogacar sehr ähnlich: Diese belgische April-Kälte – die geht gar nicht. Deshalb flüchteten die beiden Radsport-Giganten in Spaniens Wärme, um sich den Feinschlif­f für ihr Duell bei Lüttich–Bastogne–Lüttich zu holen.

„Ein Lüttich-Sieg wird für mich unglaublic­h schwierig. Aber ich will es einfach versuchen. Nach diesem Frühjahr muss ich nichts mehr beweisen“, sagt Weltmeiste­r van der Poel. Bei der FlandernRu­ndfahrt und Paris–Roubaix hat der Niederländ­er in Pogacars Abwesenhei­t die Konkurrenz in Grund und Boden gefahren. Doch bei „La Doyenne“am Sonntag, dem ältesten Klassiker mit seinen mehr als 4.000 Höhenmeter­n, ist Modellathl­et „MVDP“gegenüber dem deutlich kleineren und leichteren Kletter-Ass Pogacar im Nachteil.

„Lüttich ist eines der härtesten Rennen überhaupt, deshalb freue ich mich darauf “, sagte der Slowene. „Pogi“, der im März das Schottersp­ektakel Strade Bianche mit einem Jahrhunder­t-Solo gewann, siegte 2021 bei „LBL“, stürzte 2023 aber böse, was ihn letztlich die entscheide­nden Prozente im Kampf um seinen dritten Tour-Sieg kostete.

Van der Poel (29), der urgewaltig­e Tempobolze­r mit einzigarti­ger Rad-Beherrschu­ng, der auch über giftige Anstiege wie bei seinem WM-Triumph 2023 in Glasgow fliegen kann oder Pogacar (25), das Schlitzohr im Dauerangri­ffs-Modus, der VollblutWe­ttkämpfer mit eingebaute­m Bergturbo? Die Frage, wer der beste Radfahrer der Welt ist, ist schlichtwe­g nicht zu beantworte­n – zumindest nicht in der Eindeutigk­eit wie einst bei Eddy Merckx, weil der schlicht alles gewann.

Und heute? Ist der Däne Jonas Vingegaard der beste Rund- und Bergfahrer, der Belgier Jasper Philipsen bester Sprinter, der Italiener Filippo Ganna bester Zeitfahrer. Bei den Klassikern sind van der Poel und Pogacar das Ultimum. Van der Poel wird zwar nie eine große Rundfahrt gewinnen, Pogacar nie einen Massenspri­nt – in der Gesamtscha­u ragen sie aber beide heraus.

Ein Lüttich-Sieg van der Poels, darauf kann man sich einigen, wäre historisch wertvoller: Noch nie hat ein Fahrer Roubaix, Flandern und Lüttich in einer Saison gewonnen – nicht mal Merckx, einer von nur dreien, die bei allen fünf Monumenten siegten. „MVDP“hätte bei einem DoyenneErf­olg als einer von dann zehn Fahrern vier davon zusammen, es fehlte nur die Lombardei-Rundfahrt im Herbst – die Pogacar zuletzt dreimal in Folge gewann.

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Foto:belga Mathieu van der Poel triumphier­te jüngst in Roubaix.

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