Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)
Wo Pirna ein neues Gewerbegebiet bekommt
Auf dem Dreieck zwischen B172 und Glashüttenstraße, über das einst ein Gleis ging, sollen sich Betriebe ansiedeln. Einen Interessenten gibt es bereits.
Eines ist in Pirna schon seit mehreren Jahren rar: Gewerbegrundstücke. In der Stadt gibt es so gut wie keine Flächen mehr, auf denen sich Betriebe ansiedeln oder erweitern können. In den drei großen Gewerbegebieten „An der Elbe“, „Copitz-Nord“und auf dem Sonnenstein sind keine freien Areale mehr zu haben. Größere Industriebrachen, die sich noch als Gewerbeflächen entwickeln lassen würden, gibt es in Pirna nicht. Der geplante „Industriepark Oberelbe“(IPO) entlang des Pirnaer Autobahnzubringers, der auch große Grundstücke für große Ansiedlungen bieten soll, lässt weiter auf sich warten. Daher muss die Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP) seit geraumer Zeit schon immer wieder ansiedlungswillige Unternehmer vertrösten oder ihnen gar absagen. Um zumindest einen Teil der Nachfragen zu befriedigen, nehmen die Stadtentwickler auch kleinere Areale ins Visier. So entstand beispielsweise in Copitz an der Lohmener Straße auf dem Gelände, auf dem früher die Bahntrasse in die Herrenleite verlief, ein kleines Gewerbegebiet. Dort befindet sich unter anderem die neue DRK-Rettungswache. Und nun kommt ein weiteres hinzu, auf der anderen Elbseite, verkehrsgünstig gelegen. Die SZ stellt die Details vor.
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Wo entsteht das neue Gewerbegebiet?
Das Plangebiet befindet sich am Übergang der westlichen Vorstadt zum Ostrand des Industrieparks „An der Elbe“, es wird sozusagen eingerahmt von zwei Straßen. Von der B172 zweigt nach der Tankstelle „SB Tank“– stadtauswärts gesehen – rechts die Glashüttenstraße ab. Zwischen den beiden Trassen formt sich an dieser Stelle ein dreieckiges Grundstück – genau jenes, das neu strukturiert werden soll.
Das Areal umfasst 5 Flurstücke mit einer Gesamtgröße von rund 11.000 Quadratmeter. Früher durchschnitt eine Bahnlinie die Fläche, sie führte vom Bahnhof Pirna aus am Friedhof entlang bis zum Bahnhof Pirna-Süd kurz vor der Zehistaer Straße, wo sich die Gleise dann aufteilten in die Strecke durchs Seidewitztal und die Strecke durch das Gottleubatal. Die Schienen sind schon seit Jahrzehnten abgebaut. Laut der Stadt eigne sich der Standort gut zur Deckung des Bedarfs an gewerblichen Bauflächen, weil er sowohl eine sehr verkehrsgünstige Lage aufweise als auch innenstadtnah liege. Mit 1,1 Hektar handelt es sich eher um eine Kleinfläche. Zum Vergleich: Beim IPO in Richtung Autobahn geht es um 140 Hektar.
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Wer erschließt das Areal?
Pirna will das Areal neu ordnen und gestalten, das Rathaus schob bereits vor geraumer Zeit ein Verfahren zum Bebauungsplan mit dem Namen „Dresdner Straße/ Glashüttenstraße“an, das mittlerweile abgeschlossen ist. Generell soll die Entwicklung des Areals zu einer Gewerbefläche auch dazu dienen, diesen zersiedelten Bereich in der westlichen Vorstadt etwas aufzuräumen und neu zu strukturieren. Erschlossen wird das Areal von der SEP, die einen Großteil der Flächen von der Bahn erworben hat. Der Stadtratsfraktion „Bündnis 90/Die Grünen/SPD“geht dieser Neustrukturierungs-Plan aber nicht weit genug, sie hatte eine Gesamtkonzeption für dieses wilde Gebiet am Stadteingang gefordert, die weit über das jetzt beplante Gebiet hinausgeht. Dieses konzeptionslose Bebauen auf kleinem Gebiet, so Stadtrat Sebastian Gilbert (Bündnis 90/Die Grünen), sei nicht gut für Pirna.
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Was war im Vorfeld nötig?
Ein Teilbereich des Geländes ist Freifläche, hauptsächlich an der nördlichen Seite, wo sich eine Wiese mit Bäumen befindet. Der überwiegende Teil des Areals wurde bis zuletzt als Kleingartenanlage genutzt, Zwischenpächter war der Verein „Bahnlandschaft“. Von den 19 Gärten waren aber nicht mehr alle bewirtschaftet. Die SEP hat den verbliebenen Kleingärtnern schon vor einiger Zeit gekündigt, informiert darüber wurden sie bereits im Mai 2022. Der Verein „Territorialverband Sächsische Schweiz der Gartenfreunde“hatte angeboten, umzugswilligen Gärtnern Ersatz-Parzellen in andere Gartenanlagen anzubieten und sie bei einem Umzug zu unterstützen. Laut der SEP seien ausreichend Ausweich-Gärten vorhanden. So gebe es mittlerweile zwölf Kleingartenanlagen in weniger als zwei Kilometer Entfernung vom jetzigen Standort, allein in den elf umliegenden Anlagen des Territorialverbandes gebe es 39 freie Parzellen. Überdies würden die gekündigten Gartenpächter auch nach dem Bundeskleingartengesetz entschädigt.
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Was ist auf dem Areal geplant?
Laut Bebauungsplan ist das Gelände zwischen B172 und Glashüttenstraße als sogenanntes Mischgebiet ausgewiesen. Laut der Stadt sollen auf dem Areal ein oder mehrere Gewerbebetriebe angesiedelt werden, die das in der Umgebung partiell vorhandene Wohnen nicht wesentlich stören. Auch Bürogebäude und untergeordnetes Wohnen sollen Nutzungsoptionen sein, wobei eine gewerbliche Nutzung überwiegen soll. Gemäß dem städtebaulichen Konzept ist an der Kreuzung B172/Glashüttenstraße ein markantes gewerbliches Gebäude mit einer Gesamthöhe von bis zu 14 Meter vorgesehen. Die anderen Gebäude sollen sich dann an der Höhe der bereits angrenzenden Bebauung im Westen orientieren. Die Gebäudelänge wird auf maximal knapp 94 Meter begrenzt. Verkehrlich erschlossen wird das Areal sowohl über die B172 als auch die Glashüttenstraße. An der Zufahrt zur B172 darf aber künftig nur rechts einund ausgefahren werden. Neue öffentliche Straßen sind nicht vorgesehen, die Gehwege an der B172 und der Glashüttenstraße bleiben erhalten – ebenso die Wiese mit den Bäumen am Nordrand. Nicht bebauten Freiflächen sollen bepflanzt und begrünt werden.
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Gibt es schon Interessenten?
Nach Aussage der SEP gibt es einen Interessenten für das Gelände. Es handle sich um ein sächsisches Unternehmen aus der Energiebranche, das derzeit auf Expansionskurs ist. Laut der SEP wolle da Unternehmen seinen gesamten Büro-Bereich nach Pirna verlegen, aber auch Forschung und Entwicklung soll es dann am neuen Standort geben. Das Unternehmen hat die erforderlichen Grundstücke bereits erworben, der Baustart ist für 2025 avisiert.
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Wie sieht der Zeitplan aus?
Der Stadtrat hat den Bebauungsplan final beschlossen. Die SEP hat den Kleingärtnern zum 31. Januar 2024 gekündigt. Ab Oktober soll damit begonnen werden, das Areal zu beräumen. Bis Mitte 2025 soll das Grundstück freigelegt sein, sodass dann Investoren mit dem Bau beginnen können.