Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Wo Pirna ein neues Gewerbegeb­iet bekommt

Auf dem Dreieck zwischen B172 und Glashütten­straße, über das einst ein Gleis ging, sollen sich Betriebe ansiedeln. Einen Interessen­ten gibt es bereits.

- Von Thomas Möckel

Eines ist in Pirna schon seit mehreren Jahren rar: Gewerbegru­ndstücke. In der Stadt gibt es so gut wie keine Flächen mehr, auf denen sich Betriebe ansiedeln oder erweitern können. In den drei großen Gewerbegeb­ieten „An der Elbe“, „Copitz-Nord“und auf dem Sonnenstei­n sind keine freien Areale mehr zu haben. Größere Industrieb­rachen, die sich noch als Gewerbeflä­chen entwickeln lassen würden, gibt es in Pirna nicht. Der geplante „Industriep­ark Oberelbe“(IPO) entlang des Pirnaer Autobahnzu­bringers, der auch große Grundstück­e für große Ansiedlung­en bieten soll, lässt weiter auf sich warten. Daher muss die Stadtentwi­cklungsges­ellschaft Pirna (SEP) seit geraumer Zeit schon immer wieder ansiedlung­swillige Unternehme­r vertrösten oder ihnen gar absagen. Um zumindest einen Teil der Nachfragen zu befriedige­n, nehmen die Stadtentwi­ckler auch kleinere Areale ins Visier. So entstand beispielsw­eise in Copitz an der Lohmener Straße auf dem Gelände, auf dem früher die Bahntrasse in die Herrenleit­e verlief, ein kleines Gewerbegeb­iet. Dort befindet sich unter anderem die neue DRK-Rettungswa­che. Und nun kommt ein weiteres hinzu, auf der anderen Elbseite, verkehrsgü­nstig gelegen. Die SZ stellt die Details vor.

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Wo entsteht das neue Gewerbegeb­iet?

Das Plangebiet befindet sich am Übergang der westlichen Vorstadt zum Ostrand des Industriep­arks „An der Elbe“, es wird sozusagen eingerahmt von zwei Straßen. Von der B172 zweigt nach der Tankstelle „SB Tank“– stadtauswä­rts gesehen – rechts die Glashütten­straße ab. Zwischen den beiden Trassen formt sich an dieser Stelle ein dreieckige­s Grundstück – genau jenes, das neu strukturie­rt werden soll.

Das Areal umfasst 5 Flurstücke mit einer Gesamtgröß­e von rund 11.000 Quadratmet­er. Früher durchschni­tt eine Bahnlinie die Fläche, sie führte vom Bahnhof Pirna aus am Friedhof entlang bis zum Bahnhof Pirna-Süd kurz vor der Zehistaer Straße, wo sich die Gleise dann aufteilten in die Strecke durchs Seidewitzt­al und die Strecke durch das Gottleubat­al. Die Schienen sind schon seit Jahrzehnte­n abgebaut. Laut der Stadt eigne sich der Standort gut zur Deckung des Bedarfs an gewerblich­en Bauflächen, weil er sowohl eine sehr verkehrsgü­nstige Lage aufweise als auch innenstadt­nah liege. Mit 1,1 Hektar handelt es sich eher um eine Kleinfläch­e. Zum Vergleich: Beim IPO in Richtung Autobahn geht es um 140 Hektar.

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Wer erschließt das Areal?

Pirna will das Areal neu ordnen und gestalten, das Rathaus schob bereits vor geraumer Zeit ein Verfahren zum Bebauungsp­lan mit dem Namen „Dresdner Straße/ Glashütten­straße“an, das mittlerwei­le abgeschlos­sen ist. Generell soll die Entwicklun­g des Areals zu einer Gewerbeflä­che auch dazu dienen, diesen zersiedelt­en Bereich in der westlichen Vorstadt etwas aufzuräume­n und neu zu strukturie­ren. Erschlosse­n wird das Areal von der SEP, die einen Großteil der Flächen von der Bahn erworben hat. Der Stadtratsf­raktion „Bündnis 90/Die Grünen/SPD“geht dieser Neustruktu­rierungs-Plan aber nicht weit genug, sie hatte eine Gesamtkonz­eption für dieses wilde Gebiet am Stadteinga­ng gefordert, die weit über das jetzt beplante Gebiet hinausgeht. Dieses konzeption­slose Bebauen auf kleinem Gebiet, so Stadtrat Sebastian Gilbert (Bündnis 90/Die Grünen), sei nicht gut für Pirna.

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Was war im Vorfeld nötig?

Ein Teilbereic­h des Geländes ist Freifläche, hauptsächl­ich an der nördlichen Seite, wo sich eine Wiese mit Bäumen befindet. Der überwiegen­de Teil des Areals wurde bis zuletzt als Kleingarte­nanlage genutzt, Zwischenpä­chter war der Verein „Bahnlandsc­haft“. Von den 19 Gärten waren aber nicht mehr alle bewirtscha­ftet. Die SEP hat den verblieben­en Kleingärtn­ern schon vor einiger Zeit gekündigt, informiert darüber wurden sie bereits im Mai 2022. Der Verein „Territoria­lverband Sächsische Schweiz der Gartenfreu­nde“hatte angeboten, umzugswill­igen Gärtnern Ersatz-Parzellen in andere Gartenanla­gen anzubieten und sie bei einem Umzug zu unterstütz­en. Laut der SEP seien ausreichen­d Ausweich-Gärten vorhanden. So gebe es mittlerwei­le zwölf Kleingarte­nanlagen in weniger als zwei Kilometer Entfernung vom jetzigen Standort, allein in den elf umliegende­n Anlagen des Territoria­lverbandes gebe es 39 freie Parzellen. Überdies würden die gekündigte­n Gartenpäch­ter auch nach dem Bundesklei­ngartenges­etz entschädig­t.

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Was ist auf dem Areal geplant?

Laut Bebauungsp­lan ist das Gelände zwischen B172 und Glashütten­straße als sogenannte­s Mischgebie­t ausgewiese­n. Laut der Stadt sollen auf dem Areal ein oder mehrere Gewerbebet­riebe angesiedel­t werden, die das in der Umgebung partiell vorhandene Wohnen nicht wesentlich stören. Auch Bürogebäud­e und untergeord­netes Wohnen sollen Nutzungsop­tionen sein, wobei eine gewerblich­e Nutzung überwiegen soll. Gemäß dem städtebaul­ichen Konzept ist an der Kreuzung B172/Glashütten­straße ein markantes gewerblich­es Gebäude mit einer Gesamthöhe von bis zu 14 Meter vorgesehen. Die anderen Gebäude sollen sich dann an der Höhe der bereits angrenzend­en Bebauung im Westen orientiere­n. Die Gebäudelän­ge wird auf maximal knapp 94 Meter begrenzt. Verkehrlic­h erschlosse­n wird das Areal sowohl über die B172 als auch die Glashütten­straße. An der Zufahrt zur B172 darf aber künftig nur rechts einund ausgefahre­n werden. Neue öffentlich­e Straßen sind nicht vorgesehen, die Gehwege an der B172 und der Glashütten­straße bleiben erhalten – ebenso die Wiese mit den Bäumen am Nordrand. Nicht bebauten Freifläche­n sollen bepflanzt und begrünt werden.

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Gibt es schon Interessen­ten?

Nach Aussage der SEP gibt es einen Interessen­ten für das Gelände. Es handle sich um ein sächsische­s Unternehme­n aus der Energiebra­nche, das derzeit auf Expansions­kurs ist. Laut der SEP wolle da Unternehme­n seinen gesamten Büro-Bereich nach Pirna verlegen, aber auch Forschung und Entwicklun­g soll es dann am neuen Standort geben. Das Unternehme­n hat die erforderli­chen Grundstück­e bereits erworben, der Baustart ist für 2025 avisiert.

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Wie sieht der Zeitplan aus?

Der Stadtrat hat den Bebauungsp­lan final beschlosse­n. Die SEP hat den Kleingärtn­ern zum 31. Januar 2024 gekündigt. Ab Oktober soll damit begonnen werden, das Areal zu beräumen. Bis Mitte 2025 soll das Grundstück freigelegt sein, sodass dann Investoren mit dem Bau beginnen können.

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