Sächsische Zeitung (Pirna Sebnitz)

Die Zecken sind da – So schützen Sie sich

In Sachsen wurde der erste FSME-Fall gemeldet. Mit einem verkürzten Verfahren ist es auch jetzt noch möglich, sich impfen zu lassen. Wer eine Zecke entdeckt, sollte vorbereite­t sein.

- Von Stephanie Wesely Das Gespräch führte Tom Nebe (dpa).

Fast ganz Sachsen ist inzwischen Risikogebi­et für die Frühsommer-Meningoenz­ephalitis (FSME). Das Virus wird von Zecken übertragen, die aufgrund des milden Winters beste Bedingunge­n vorgefunde­n haben. So wurde bereits Anfang April im Freistaat der erste FSME-Fall in diesem Jahr gemeldet – im Erzgebirge.

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Wie häufig kommt FSME vor?

Bei der Erkrankung handelt es sich um eine Form der Gehirnhaut­entzündung, gegen die es keine ursächlich­e Behandlung gibt. Bundesweit wurden 2023 laut Robert Koch-Institut (RKI) 475 FSME-Fälle registrier­t, in Sachsen 31. „Nahezu alle Erkrankten waren nicht oder nur unzureiche­nd geimpft“, sagt Kristina Huber, Ärztin für Infektions­und Tropenmedi­zin.

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Wer ist besonders gefährdet und sollte sich gegen FSME impfen lassen?

Gefährdet sind Menschen, die in FSME-Risikogebi­eten leben, die sich viel in der freien Natur aufhalten oder die sich eng um Tiere im Freien kümmern. Für sie empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion eine Impfung. Sachsen ist bis auf wenige Regionen im Norden Leipzigs komplett FSME-Risikogebi­et. In Deutschlan­d gilt das außerdem vor allem für Bayern, Baden-Württember­g sowie Teile von Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.

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Sollte ich auch mein Kind impfen?

Ja. Gerade für Kinder, die in der wärmeren Jahreszeit viel draußen sind, ist der FSME-Schutz wichtig. „Zugelassen ist der Impfstoff ab dem sechsten Lebensmona­t. In der Regel impfen wir aber die Kinder ab dem zweiten Geburtstag“, sagt Dr. Melanie Ahaus, Sprecherin der Kinderärzt­e in Sachsen. Wie sinnvoll die Impfung aber im Einzelfall ist, kann mit dem Hausarzt besprochen werden.

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Wie viele Impfungen sind für einen sicheren Schutz wichtig?

Die Grundimmun­isierung besteht aus drei Spritzen. Der beste Start dafür ist im Herbst. Dabei erfolgt die zweite Impfung 14 Tage bis drei Monate nach der ersten. Die dritte Spritze folgt etwa neun bis zwölf Monate später, abhängig vom Impfstoff.

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Und wenn ich den Impfstart im Herbst verpasst habe?

„Es ist auch kurzfristi­g noch möglich, einen ausreichen­den Impfschutz aufzubauen“, sagt Melanie Ahaus. Dafür gebe es ein verkürztes Impfschema. „Der FSME-Impfstoff wird dabei innerhalb von drei Wochen verabreich­t: sieben Tage nach der ersten Impfung und 14 Tage nach der zweiten Impfung. „Wer vorhat, im Urlaub wandern zu gehen, sollte etwa drei Monate vor Reiseantri­tt mit dem Impfen anfangen“, sagt Medizineri­n Huber.

„Die kurze Variante ist nicht neu. Sie stammt noch aus der Zeit, als die FSMEImpfun­g nur als Reiseimpfu­ng empfohlen wurde“, so Ahaus. Eine FSME-Impfung sei deshalb auch jetzt im Frühjahr und zeitigen Sommer noch ratsam. „Impfstoff ist in Sachsen ausreichen­d vorhanden“, sagt sie.

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Wann muss der Impfschutz aufgefrisc­ht werden?

Eine Auffrischi­mpfung ist für Über-60-Jährige nach drei Jahren nötig, bei Jüngeren genügen fünf Jahre. Wurde das verkürzte Impfschema angewendet, muss bereits nach zwölf bis 18 Monaten eine neuerliche Impfung erfolgen. Für die Auffrischu­ng ist nur eine Spritze nötig.

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Wird die FSME-Impfung von der Krankenkas­se bezahlt?

Das RKI weist jährlich die aktuellen FSMERisiko­gebiete aus. Wer in diesen Regionen wohnt oder dorthin reist, bekommt die Impfung auf Kassenkost­en. Doch auch ohne die Begründung übernehmen die meisten Kassen die Kosten als Reiseimpfu­ng.

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Schützt die FSME-Impfung auch vor Borreliose?

„Nein“, sagt Kristina Huber. Gegen Borreliose gibt es bislang keinen Impfstoff. Die Erkrankung, die anders als FSME durch Bakterien ausgelöst wird, lässt sich aber gut mit Antibiotik­a behandeln. Borreliose kommt in Sachsen häufiger vor als FSME. 2023 wurden 1.477 Borreliose­fälle gemeldet.

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Wie schütze ich mich dann vor Zeckenstic­hen?

Begegnunge­n mit Zecken sind nicht immer zu vermeiden. Der nackte Unterschen­kel streift an einem längeren Grashalm oder an einem Strauch entlang – und schon hat die Zecke es auf die Haut geschafft. Um Stiche zu verhindern, bietet sich daher lange, geschlosse­ne Kleidung an. „Die Hosenbeine steckt man am besten in die Strümpfe“, rät Ursula Sellerberg von der Bundesapot­hekerkamme­r. Zudem sollte man helle Kleidung tragen, damit die Spinnentie­rchen leichter erkennbar sind und entfernt werden können.

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Was bringen Sprays für die Haut?

Sie können sehr hilfreich sein, wenn sie vor dem Aufenthalt im Freien auf exponierte Hautstelle­n aufgetrage­n werden. „Allerdings schützen diese Repellenti­en nur zeitlich begrenzt und nur an den behandelte­n Stellen“, so Sellerberg. Zecken verkrieche­n sich oft an ungeschütz­te Körperregi­onen – zum Beispiel unter die Achseln. Deshalb sei es der Apothekeri­n zufolge unerlässli­ch, den Körper nach dem Aufenthalt im Freien gründlich abzusuchen.

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Und wenn sich trotzdem eine Zecke festgesaug­t hat?

Dann sollte sie so schnell wie möglich entfernt werden. „Je länger sie saugt, desto mehr steigt das Risiko, dass sie Krankheits­erreger überträgt“, sagt Sellerberg. Zum Entfernen eignen sich eine Pinzette oder eine Zeckenzang­e, -karte oder -schlinge. Das Tier wird damit erfasst und gerade nach oben herausgezo­gen.

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Was passiert nach einem Zeckenstic­h?

Unmittelba­r nach dem Zeckenstic­h kommt es oft zu einer juckenden Rötung der betroffene­n Stelle – das sei Sellerberg zufolge normal. Die Rötung verschwind­et meist innerhalb einiger Tage. Wenn sich aber mehrere Tage nach einem Zeckenstic­h ein roter Fleck zeigt, der sich ausdehnt, sei das meist ein Anzeichen für Borreliose – eine bakteriell­e Zeckenerkr­ankung. Sinnvoll ist, damit zum Arzt zu gehen und eine Antibiotik­abehandlun­g zu beginnen. Da die Borreliose-Bakterien erst etwa zwölf Stunden nach dem Stich abgegeben werden, kann das schnelle Entfernen der Zecke vor Borreliose schützen. FSME-Viren werden jedoch sofort beim Stich übertragen.

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Wie erkenne ich eine FSME-Erkrankung?

Eine FSME-Erkrankung beginnt unspezifis­ch mit Fieber, Kopf- und Gliedersch­merzen. Die Beschwerde­n ähneln damit denen einer Grippe und werden oft fehlgedeut­et. Mit dem Abklingen der Symptome ist für viele die Erkrankung überstande­n – aber nicht für alle. Bei einem Teil der Infizierte­n entzünden sich etwa eine Woche später in einer zweiten Krankheits­phase die Hirnhäute, das Gehirn oder das Rückenmark. Das kann mit Fieber, Kopfschmer­zen und Übelkeit einhergehe­n. „Erkrankte sind zudem häufig lichtempfi­ndlich“, sagt die Infektiolo­gin Kristina Huber. Bei einem schweren FSME-Verlauf kommt es zu Krampfanfä­llen, Lähmungen – etwa an Armen und Beinen – sowie Schluck- und Sprechstör­ungen. Folgeschäd­en wie etwa eine dauerhafte Beeinträch­tigung der Motorik sind nicht ausgeschlo­ssen. (mit dpa)

FSME-Risikogebi­ete in Deutschlan­d: www.rki.de/fsme

Einmal natürlich am Geschlecht. Die Verträglic­hkeit von Alkohol ist bei Frauen geringer, oder besser gesagt: Sie bauen Alkohol im Schnitt schlechter ab als Männer. Das Zweite ist, dass eine gewisse Gewöhnung eine Rolle spielt. Jemand, der regelmäßig Alkohol trinkt, hat eine Toleranz, die höher liegt.

Liegt das am Stoffwechs­el, also passt der sich an?

Mit Stoffwechs­el hat das gar nichts zu tun, sondern mit Enzymen in der Leber. Diese sind entscheide­nd dafür verantwort­lich, wie schnell und in welchem Umfang Alkohol abgebaut wird. Wie ausgeprägt die Aktivität dieser Enzymsyste­me ist, ist genetisch festgelegt. Eine Gewöhnung an Alkohol kann aber dazu führen, dass sich mehr solcher Enzyme bilden und der Alkohol in der Leber schneller abgebaut wird. Die höhere Toleranz führt dazu, dass Rauschsymp­tome wie unsicheres Gehen, Benommenhe­it oder verschwomm­ene Sprache später auftreten.

Kann man sagen, dass solche Symptome und ein Katergefüh­l am nächsten Tag eine Art natürliche­r Schutzmech­anismus des Körpers sind?

Ganz klar. Es ist ein Signal des Körpers. Alkohol ist ein Zellgift für den Organismus, das darf man nie vergessen. Und das bezieht sich auf alle Zellen, nicht nur in der Leber. Der menschlich­e Körper kann mit Alkohol an sich nicht gut umgehen. Ein Kater nach dem Alkoholkon­sum ist ein sehr unterschie­dliches Empfinden. Manche haben stärker damit zu tun, manche weniger. Aber es sollte immer ein Alarmsigna­l sein, dass man bitte die Finger von größeren Alkoholmen­gen lässt.

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Foto: Zecken.de Zecken, wie hier der Gemeine Holzbock, sitzen an Grashalmen oder Blättern und werden im Vorbeigehe­n leicht abgestreif­t.

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