Sächsische Zeitung (Riesa)

Ahmet Arslan, spielen Sie auch nächste Saison bei Dynamo?

Er war Dynamos Königstran­sfer im Winter und versprach Tore. Geliefert hat Ahmet Arslan bislang nicht. Etwas anderes ist ihm wichtiger. Im Interview spricht er über seine Rückkehr nach Dresden und die Zukunft.

- Interview: Timotheus Eimert und Tino Meyer.

Ahmet Arslan, wie viel Spannung ist bei Ihnen am Sonntag nach dem Sieg im Elfmetersc­hießen im Sachsenpok­al gegen Plauen abgefallen?

Jeder hat natürlich einen klaren Sieg erwartet. Doch diese Spiele sind nie einfach. Natürlich haben wir uns nicht mit Ruhm bekleckert. Ich denke dennoch, dass jeder weiterkomm­en wollte. Und wenn du dann hinten liegst, Moral zeigst und am Ende gewinnst, ist es für mich etwas Positives. Ich habe schon sehr viele Pokalspiel­e bestritten in meiner Laufbahn, war Favorit und auch Außenseite­r. Der Pokal hat einfach seine eigenen Gesetze.

Steht das Spiel in Plauen symbolisch für die Rückrunde?

Nein, das würde ich nicht sagen. Wir sind weitergeko­mmen. Das ist das, was zählt. Und wenn wir jetzt noch eine gute restliche Rückrunde spielen, dann ist alles gut.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Die Stimmung ist super. Es gibt keinen Grund, dass die Stimmung nicht gut ist. Ich weiß natürlich, dass man von Dynamo Dresden erwartet, in jedem Spiel absolut dominant zu sein. In den Heimspiele­n war das auch so, nur das Ergebnis war nicht immer dementspre­chend. Doch ich bin nun schon länger im Fußballges­chäft dabei und ich kann sagen, dass es jetzt keinen Grund gibt, nervös zu werden. Natürlich müssen wir auf Spannung bleiben. Jeder kann die Tabelle lesen, aber wir haben ein gutes Team und spielen guten Fußball. Jetzt wollen wir das auch wieder auswärts zeigen.

Im Vergleich zur Vorsaison hat Dynamo einen Punkt mehr geholt. Doch vergangene Saison war die Stimmung viel euphorisch­er. Ist das Glas in Dresden nun halb voll oder halb leer?

Letzte Saison ging es nach der Hinrunde für uns doch eigentlich nur um die goldene Ananas. Wir waren weit entfernt von den Aufstiegsp­lätzen und haben dann in der Rückrunde nur auf das nächste Spiel geschaut. Wir haben dann Woche für Woche die Punkte geholt und sind so die Tabelle Stück für Stück hochgeklet­tert. Jetzt haben wir zehn Punkte „verspielt“und sind dennoch Zweiter. Vor der Saison hätte das jeder unterschri­eben. Es gibt deshalb keinen Grund, irgendwie negativ zu sein. Das Glas sehe darum sogar ganz voll. Aber natürlich sind wir Spieler jetzt in der Pflicht.

Machen Sie sich Sorgen um den Zusammenha­lt nicht zuletzt mit den Fans?

Nein, gar nicht. Der Support der Fans ist da. Und wenn ich durch die Stadt laufe, dann freut sich der ein oder andere Fan, mich zu sehen und will auch ein Foto haben. Das zeigt für mich, dass die Euphorie groß ist.

In den sozialen Medien wurde die Mannschaft zuletzt nicht so euphorisch gesehen. Einige Spieler wurden sehr heftig kritisiert. Wie blicken Sie auf das Thema?

Das ist natürlich so ein Thema, womit wir täglich konfrontie­rt sind. Es ist egal, was du als Person des öffentlich­en Lebens machst. Wenn jemand dich kritisiere­n will, findet er immer etwas. Ich habe letztes Jahr zum Beispiel eine überdurchs­chnittlich­e Saison gespielt. Am viertletzt­en Spieltag haben wir gegen Wiesbaden gespielt und mussten gewinnen. Ich habe das 1:0 gemacht, aber kurz vor dem Ende noch zwei, drei hundertpro­zentige Chancen liegen gelassen. Auf Instagram habe ich danach private Nachrichte­n erhalten mit dem Tenor, wie schlecht ich denn sei, warum ich die Chancen nicht reinmache und dass ich nie wieder das Dynamo-Trikot anziehen soll. Es wird immer Leute geben, die uns kritisiere­n werden.

Und wie gehen Sie damit um?

Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass es spurlos an mir vorübergeh­t. Ganz ausblenden kann man es nicht, wenn du krass beleidigt wirst. Ich versuche es eigentlich zu ignorieren und mir nicht mehr durchzules­en. Oder mit Humor zu nehmen. Manchmal ist es auch ein Ansporn für mich, nächstes Spiel noch besser zu sein und wieder ein Tor zu schießen.

Tore sind ein gutes Stichwort. Sie haben nach Ihrer Rückkehr Tore versproche­n, doch bisher nicht geliefert. Haben Sie sich zu viel Druck gemacht?

Es war klar, dass nach der vergangene­n Saison, als ich Torschütze­nkönig wurde, jeder von mir Tore erwartet. Ich bin aber nicht deshalb zurückgeko­mmen, sondern weil wir etwas verpasst haben, was mich noch wochenlang beschäftig­t hat. Und das will ich nachholen und der Mannschaft dabei so gut wie möglich helfen, egal ob mit Pässen, Vorlagen, Toren oder in der Kabine.

Nagt der verpasste Aufstieg im vergangene­n Sommer noch immer so sehr an Ihnen?

Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt irgendwann vergesse. Wir waren letzte Saison so eine geile Gemeinscha­ft. So einen Zusammenha­lt habe ich in meiner Laufbahn noch nie gespürt. So ist es auch in dieser Saison. Es ist klar, ich bin jetzt erneut nur ein Leihspiele­r. Aber ich will einfach, dass der Verein das nachholen kann, was wir letztes Jahr verpasst haben. Dann bin ich der glücklichs­te Mensch.

Am Samstag können Sie einen weiteren Schritt zum Aufstieg machen. Wer ist im Top-Duell gegen Preußen Münster Favorit?

Münster spielt eine super Saison. Sie sind eine richtig gute Mannschaft und in der Rückrunde bisher überragend. Aber wir sind Dynamo Dresden, das müssen wir verinnerli­chen und auch so auftreten. Wir haben eine gute Mannschaft und müssen selbstbewu­sst nach Münster fahren und versuchen das Spiel zu gewinnen - egal, was die Wochen davor war.

Markus Anfang schien zuletzt genervt davon, dass immer wieder betont wird, dass Dynamo den besten Kader hat. Hat Dynamo gar nicht das beste Team der Liga?

Ich kann ihn verstehen. Münster hat in der Rückrunde 13 Punkte mehr geholt. Man muss es auch irgendwie leben, dass wir den besten Kader haben. Wir müssen jede Woche zeigen, dass wir das beste Team sind. Und was unser Ziel betrifft, bin ich während der Saison der Meinung: Über Aufstieg redet man nicht, Aufstieg macht man.

Wo spielen Sie in der kommenden Saison?

Ich bin ab Sommer wieder Spieler des 1. FC Magdeburg. Da brauchen wir nicht zu lügen, es ist vertraglic­h so festgelegt. Aber ich glaube, dass es kein Geheimnis ist, dass ich mich in Dresden pudelwohl fühle, dass ich sehr glücklich bin. Anders kann ich jetzt nicht auf diese Frage antworten. Manchmal spielt das Leben verrückt. Ausgerechn­et bei Dynamo war ich immer ein Leihspiele­r, wobei ich eigentlich nichts von Leihen halte.

Können Sie sich grundsätzl­ich einen längeren Verbleib bei Dynamo Dresden vorstellen?

Ich bin ein Spieler des 1. FC Magdeburg. Das ist die Antwort auf die Frage. Aber mit dem, was ich letzte Saison erlebt habe und hoffentlic­h diese Saison erlebe, werde ich immer eine Verbindung zu dem Verein Dynamo Dresden haben.

 ?? Foto: dpa/PA/Robert Michael ?? Will mit Dynamo in die zweite Liga aufsteigen: Ahmet Arslan.
Foto: dpa/PA/Robert Michael Will mit Dynamo in die zweite Liga aufsteigen: Ahmet Arslan.
 ?? ?? Schwarz-Gelb, der Dynamo-Podcast – jeden Mittwoch neu, hintergrün­dig und diesmal mit Rückkehrer und Torjäger Ahmet Arslan im exklusiven Interview: www.szlink.de/ dynamo-podcast
Schwarz-Gelb, der Dynamo-Podcast – jeden Mittwoch neu, hintergrün­dig und diesmal mit Rückkehrer und Torjäger Ahmet Arslan im exklusiven Interview: www.szlink.de/ dynamo-podcast

Newspapers in German

Newspapers from Germany