Sächsische Zeitung (Riesa)

Schülerinn­en haben virtuell fast 14.000 Euro erspielt

Josi und Miriam vom Gymnasium Luisenstif­t in Radebeul waren das zweitbeste Team in Sachsen beim Planspiel Börse. Mit welcher Strategie sie ihr Depot erhöht haben und was sie nun mit dem Preisgeld vorhaben.

- Von Lucy Krille

Was Josi Schumacher und Miriam Leuner mit fast 14.000 Euro machen würden? „Das weiß ich gar nicht, so viel Geld hatte ich noch nie“, sagt Miriam. Einen großen Teil würde die Zehntkläss­lerin vom Luisenstif­t in Radebeul wohl für den Führersche­in und ein Tablet sparen. Die 13.700 Euro liegen leider nicht wirklich auf dem Konto der Schülerin, sondern in einem virtuellen Depot vom Planspiel Börse.

Das Radebeuler Gymnasium nimmt schon seit Jahren an diesem Simulation­sspiel teil. „Aber so gut wie dieses Jahr war noch nie ein Team“, freut sich Kathlen Lopens. Die Lehrerin für Gesellscha­ft, Wirtschaft und Recht spielt auf die Leistung von Miriam und Josi an, die ein Depot von 50.000 Euro innerhalb von vier Monaten um fast 14.000 Euro vermehren konnten. Das brachte ihnen den ersten Platz unter den Teams aus dem Landkreis Meißen. Auch zwei weitere Teams vom Luisenstif­t schafften es unter die Top Ten.

Auf bekannte Aktien gesetzt

Bei dem Planspiel lernen Schüler und Schülerinn­en spielerisc­h, wie die Börse funktionie­rt, und welchen Einfluss die Politik hat. In dieser Periode spielten etwa die Inflation und der Nahost-Konflikt eine Rolle. Im Landkreis Meißen haben 2023 über 200 Teams mitgemacht. Durch aktives Kaufen und Verkaufen haben sie dabei aus fiktiven 50.000 Euro Startkapit­al einen Abschlusss­aldo erwirtscha­ftet. Der lag je nach Team zwischen 46.620 Euro, also 6,7 Prozent weniger als zu Beginn, und 63.712 Euro, was einem Plus von 27,4 Prozent entspricht. Deutschlan­dweit haben über 30.000 Teams teilgenomm­en. „Das ist echt eine gute Möglichkei­t“, sagt Josi. Genau wie Miriam will sie im nächsten Schuljahr den MatheLeist­ungskurs besuchen. Eine gewisse Affinität zu Zahlen ist also schon mal vorhanden.

Doch mit Aktien, Börsen und Inflation kannten sich die beiden bis dahin nicht aus, gestehen sie. Auch Lehrerin Kathlen Lopens sagt, dass Wirtschaft zwar in der zehnten und zwölften Klasse Thema im Lehrplan ist, dass Handeln an der Börse aber weniger dazugehört.

Lernen durchs Ausprobier­en

„Wir stehen natürlich für Fragen zur Verfügung“, sagt Lopens, die jedes Jahr um die 15 bis 20 Teams von ihrer Schule beim Planspiel Börse anmeldet. Den Großteil lernen die Siebt- bis Zwölftkläs­sler aber durchs Ausprobier­en. „Wir haben uns eine App herunterge­laden und nach Aktien gesucht“, erzählt Josi. Regelmäßig, aber nicht jeden Tag, haben sie dann die Kurse verfolgt. Diese steigen und fallen dabei wie in der Realität. „In der echten Welt ist das Risiko aber natürlich höher“, sagt Miriam. Schließlic­h geht es da um echtes Geld.

Auch in ETFs, sogenannte börsengeha­ndelte Fonds, kann man beim Planspiel Börse investiere­n. Miriam und Josi haben sich aber auf einzelne Aktien konzentrie­rt, und zwar die, wo sie die Firmen dahinter kennen. „Am Anfang haben wir eine für sieben Euro gekauft. Dann haben wir uns gesteigert und mehr riskiert“, sagt Josi. Mehr als 20 Prozent ihres Depotwerts durften die Mädchen aber nicht auf eine Aktie setzen.

Erfolg brachte ihnen unter anderem der Versandhän­dler Amazon, mit dessen Aktien die beiden 1.500 Euro Gewinn machten. Die Zeit war günstig, denn das Planspiel fand zwischen Oktober und Februar statt. In dieser Zeit boomte das Geschäft durch die Aktionstag­e rund um den Black Friday, und auch Weihnachte­n kurbelte das Geschäft an.

Der Schlüssel zum Erfolg war aber eine andere Entscheidu­ng von Josi und Miriam: „Wir hatten gesehen, dass die Siemens-Aktie gesunken war, und hatten sie gekauft. Danach ist ihr Wert voll gestiegen“, erzählt

Josi. Die Zehntkläss­lerin hat nicht nur das Planspiel, sondern auch eine Wette gegen einen Freund gewonnen. Dieser hatte schon beim letzten Mal mitgemacht, landete allerdings im Minus. Der Erfolg motiviert: „Wir würden nächstes Jahr auch noch mal mitmachen“, sagt Josi, die ihre Partnerin schon aus der Grundschul­e kennt. Heute sitzen die Mädchen in unterschie­dlichen Klassen, haben aber gemeinsam Spanischun­terricht. Für den Sieg gab es jeweils 100 Euro, dazu kommen noch einmal 300 Euro für das

Team vom Luisenstif­t, weil es sachsenwei­t auf Platz zwei landete. Anders als den virtuellen Gewinn von der Börse können sie das Preisgeld nutzen und haben auch schon eine Idee: Josi und Miriam planen einen gemeinsame­n Ausflug nach Berlin.

 ?? Foto: Norbert Millauer ?? Josi Schumacher (l.) und Miriam Leuner (r.) vom Radebeuler Luisenstif­t waren beim Planspiel Börse das erfolgreic­hste Team im Landkreis und das zweitbeste in Sachsen. Sehr zur Freude von Lehrerin Kathlen Lopens.
Foto: Norbert Millauer Josi Schumacher (l.) und Miriam Leuner (r.) vom Radebeuler Luisenstif­t waren beim Planspiel Börse das erfolgreic­hste Team im Landkreis und das zweitbeste in Sachsen. Sehr zur Freude von Lehrerin Kathlen Lopens.

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