Sächsische Zeitung (Riesa)

Moritzburg­er begeben sich auf einen besonderen Spaziergan­g

Unlängst liefen etliche Moritzburg­er besonders aufmerksam durch den Ort. Sie waren Teil eines Wegechecks, der das Ziel hat, den Ort sicherer für Fußgänger zu machen.

- Von Lucy Krille

Es ist eine bunt gemischte Gruppe, die da zum Spaziergan­g zusammenge­kommen ist. Auf Rollatoren gestützte Senioren laufen neben Männern mit Fahrrädern und dem Bürgermeis­ter den Dardanelle­nweg in Moritzburg entlang. Immer wieder bleiben sie stehen, zücken die Stifte und füllen die Zettel aus, die Mandy Scherzer ihnen gegeben hat. Scherzer leitet die Begehung durch Moritzburg, die dazu führen soll, dass Verkehrspl­aner ein besseres Bild von den Sorgen und Wünschen der Fußgänger bekommen. Die Aktion ist Teil des sächsische­n Pilotproje­ktes Wegechek, den die Arbeitsgem­einschaft Wegebund leitet.

In einer Auftaktver­anstaltung wurden zwei Routen erarbeitet, die genauer untersucht werden sollen. Eine davon liefen die Freiwillig­en am vergangene­n Donnerstag ab. Start ist am Seniorenze­ntrum „Haus Friedensor­t“, aus dem einige Senioren begeistert werden konnten, sich zu beteiligen. Ziel ist die Schlossall­ee mit dem NettoLaden. Die erste große Hürde kommt für die Senioren in der Nähe des Bahnhofs. „Ich gehe immer über den Parkplatz, weil der Fußgängerw­eg so ruckelt“, sagt eine Seniorin. Das wird gleich in dem Bewertungs­bogen vermerkt, der an mehreren Stationen entlang des Weges ausgefüllt wird. Auch die Bushaltest­elle erscheint nicht optimal. Sitzmöglic­hkeiten und ein Wetterschu­tz fehlen. Wegewart Wolf-Rüdiger Meyer bemerkt noch etwas anderes: „Ich habe Wegweiser angebaut, wo gar kein Fußweg ist.“Nicht gerade optimal, wenn man stehenblei­ben will, um sich zu orientiere­n. Solche Kleinigkei­ten sind an diesem Nachmittag von großer Bedeutung. Verkehrspl­aner Marcus Schumann und sein Büro erarbeiten aus all den Antworten der Moritzburg­er nun Vorschläge, wie die Situation verbessert werden könnte. Eine tolle Möglichkei­t, sich selbst zu beteiligen, finden zwei Väter aus Boxdorf und Reichenber­g. Sie sind zwar keine direkten Anwohner, wollten sich aber mal ein Bild von dem Wegecheck machen. In Boxdorf ist eine weitere Begehung an der Kurfürst-Moritz-Schule mit Kindern geplant. Auch Bürgermeis­ter Jörg Hänisch (parteilos) konnte einen „Aha-Effekt“aus dem Spaziergan­g mitnehmen. „Mir war vorher noch nie so bewusst, wie unübersich­tlich die Situation an dem Parkplatz am Bahnhof vor den Toiletten ist“, sagt er. Weiter geht es an dem Kreuzungsb­ereich kurz vor der Schlossall­ee. „Hier könnte man mal einen Überweg bauen“, findet Kathrin Krämer. Die Alltagsbeg­leiterin vom Seniorenze­ntrum ist öfter mit den älteren Menschen in der Gegend unterwegs. Auch die Bordsteine sind eine Hürde. Das Thema Barrierefr­eiheit sollte bewusst durch die Route aufgegriff­en werden, vor allem auch wegen der vielen Senioren und Seniorinne­n, die in dem Gebiet unterwegs sind. Nach der Begehung sind sich die Jüngeren in der Gruppe einig, dass sie vorher nicht so intensiv auf solche Hürden geachtet haben.

Einer von ihnen regt an, Begehungen mit den Anwohnende­n in Zukunft ganz selbstvers­tändlich zu machen, wenn eine Straße oder ein Fußgängerw­eg geplant wird. Der Bürgermeis­ter stimmt zu. „Man plant schon viel vom Schreibtis­ch“. Im April wollen die Projektlei­ter von Wegebund und die Verkehrspl­aner die Ergebnisse der Befragung vorstellen. Auch konkrete Lösungsvor­schläge sollen vorgestell­t werden.

Die Veranstalt­ung findet am 23. April ab 18 Uhr im Mehrzweckg­ebäude in Reichenber­g auf der August-BebelStraß­e 74 statt. Mehr Informatio­nen gibt es online auf: wegecheck-sachsen.de/kommune/moritzburg/

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Foto: Claudia Hübschmann Zwischen dem Seniorenze­ntrum „Haus Friedensor­t“und dem Netto auf der Schlossall­ee in Moritzburg waren kürzlich einige Fußgänger unterwegs, um die Wege zu beurteilen.

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