Millionenspende ermöglicht Kauf der Robotron-Kantine
Die Familie Arnhold spendet Dresden 1,9 Millionen Euro. Wofür das Geld ausgegeben wird – und wie die Robotron-Kantine davon profitiert.
Keine andere Familie, Einzelperson oder Institution hat Dresden seit der Wiedervereinigung so intensiv unterstützt wie die Familie Arnhold. Bis zur Judenverfolgung in den 1930er-Jahren führte sie in der Stadt eine der fünf größten deutschen Privatbanken und betätigte sich schon damals als Mäzen, Stifter und Förderer. Jetzt will sie Dresden weitere 1,9 Millionen Euro zur Verfügung stellen.
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Wofür genau erhält Dresden die Millionenspende?
In erster Linie soll mit dem Geld in der Rähnitzgasse 8 ein „Haus der Brücke“entstehen. Das Gebäude, in dem aktuell das Kunsthaus Dresden untergebracht ist, soll sich zu einem Treffpunkt vor allem für die 100 Migrantenorganisationen in der Stadt entwickeln. Wer will, soll im neuen Zentrum kostengünstig Büroflächen oder Raum für Veranstaltungen mieten können.
„Ziel ist ein Haus der Begegnung für alle Dresdnerinnen und Dresdner, egal welcher Religion, Hautfarbe oder Herkunft“, sagt OB Dirk Hilbert (FDP). Die Idee sei bereits 2021 im Rahmen eines Festaktes für den 2018 verstorbenen Henry Arnhold entstanden. „Der Familie war es ein Anliegen, Dresden nochmals eine Spende zukommen zu lassen“, so Hilbert weiter. Seither sei in mehreren Vor-Ort-Terminen nach einem geeigneten Ort gesucht worden. Für die Instandsetzung der städtischen Immobile in der Neustadt werden 400.000 Euro aus dem Spendenbudget ausgegeben. Die restlichen 1,5 Millionen Euro sollen helfen, den ersten Bauabschnitt bei der Sanierung der Robotron-Kantine angehen zu können. Dorthin soll das Kunsthaus umziehen.
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Wie profitiert die Robotron-Kantine?
Seit Jahren gibt es in Dresden Streit um die Robotron-Kantine an der Lingnerallee. Das Bauwerk der Ostmoderne ist auf lange Sicht das letzte des ehemaligen RobotronStandortes mitten in der Innenstadt, welches erhalten bleiben könnte.
Doch auch für die Kantine gab es Abrisspläne. Eigentlich sollte der Bau weichen und einer Erweiterung des Blüherparkes Platz machen. Eine knappe Mehrheit im Rat lehnte das jedoch ab. Stattdessen soll die Stadt die Kantine kaufen und sanieren.
Um die anschließende Nutzung konkurrieren mehrere Konzepte. Am wahrscheinlichsten war jedoch immer, dass das Kunsthaus Dresden aus der Neustadt auszieht und in die Kantine einzieht. Doch eine Zustimmung zum Ankauf des maroden, aber mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks hatte ebenfalls bisher keine Mehrheit im Rat. Vor der entscheidenden Abstimmung im Rat zog die Stadt die Vorlage zurück. Seither wurde im Verborgenen verhandelt – das Ergebnis wurde jetzt vorgestellt.
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Welche Pläne hat die Stadt konkret?
Mit den Spendenmitteln will die Stadt die Kantine so instand setzen, dass ein ganzjähriger Betrieb möglich ist. „Zwingende Investitionsverpflichtungen für die Folgejahre bestehen nicht“, so OB Hilbert. Um das Objekt zu einem „Anziehungspunkt für zeitgenössische Kunst und Kultur zu entwickeln“, werden insgesamt jedoch etwa neun Millionen Euro benötigt. Dresden will sich daher um Fördermittel bewerben und hofft auf Gelder aus dem Bereich „Nationale Projekte des Städtebaus“. Zwei Drittel der noch offenen Baukosten könnten so finanziert werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Rat nun doch zeitnah den Ankauf der Robotron-Kantine beschließt. „Mich begeistert, dass die Familie Arnhold sich weiterhin in dieser Art und Weise der Stadt Dresden verbunden fühlt“, sagt OB Hilbert.
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Wie unterstützt die Familie Arnhold Dresden?
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts engagierten sich Georg Arnhold und sein Bruder Max, die seit 1882 in Dresden ein erfolgreiches privates Bankhaus führten, in der Stadt. Sie gründeten einen Pensionsverein für Angestellte und förderten soziale Vereine und Gesellschaften. Georg Arnhold unterstützte zudem die Technische Hochschule, die Kunstakademie und die Kunstgewerbeschule. Er finanzierte zu großen Teilen den Bau des nach ihm benannten Schwimmbades sowie Räume und Ausstellungen im Deutschen Hygiene-Museum. Trotz Vertreibung und Enteignung im NaziDeutschland setzte die Familie rund um Georg Arnholds Enkel Henry Arnhold ihr Engagement in Dresden nach der Wende fort. Sie beteiligte sich finanziell an der Sanierung des Georg-Arnhold-Bades, am Wiederaufbau der Frauenkirche, an der Errichtung der Synagoge und am Ankauf der neuen Orgel für den Kulturpalast. Insgesamt spendete die Familie bis 2002 4,8 Millionen DM, in den Folgejahren weitere vier Millionen Euro. Es gibt Sachspenden und Schenkungen von Kunstwerken und Stipendien.