Sächsische Zeitung (Riesa)

Riesa startet Breitbanda­usbau in den „Weißen Flecken“

Bis 2025 werden in Riesa 345 Kilometer Glasfaser verlegt, um die Löcher im Breitbandn­etz zu stopfen. Die ersten sind schon unter der Erde.

- Von Stefan Lehmann

Zu Spatenstic­hen gehe er am liebsten, sagt Manuel Weiße von der Projektber­atung PWC. Da werde es nach teilweise jahrelange­r grauer Theorie endlich praktisch. „Mein Beruf ist fast nur graue Theorie, da ist das ein schöner und emotionale­r Punkt, wenn man hier stehen darf.“

Geredet wurde in der Tat lang über den Breitbandb­andausbau in Riesa, für den am Donnerstag der symbolisch­e erste Spatenstic­h erfolgte. Das weiß nicht nur Weiße, der die Breitbandp­rojekte auf Bundesseit­e mitverantw­ortet.

Als man sich im Rathaus zum ersten Mal mit dem Thema befasste, hieß der Baubürgerm­eister noch Tilo Lindner. Der heutige Zweite Beigeordne­te im Landratsam­t erinnert sich: Damals, um 2015, sei man in Riesa selbst überrascht gewesen davon, dass das Bauamt für das Thema zuständig ist. „Über die Fördermitt­el waren wir zuständig, hatten keine Ahnung, wo überhaupt Leitungen liegen.“

Er könne sich noch gut daran erinnern, als es nach ersten Untersuchu­ngen hieß, das Stahlwerk müsse angeschlos­sen werden. „Von dort hieß es: ‚Nee, wir haben Kabel!‘ Man hatte ein Luftbild genommen und einen großen Haufen Baustahl als Gebäude betrachtet. Dieses ‚Gebäude‘ war natürlich noch nicht angeschlos­sen.“

Fast zehn Jahre hat es gedauert, ehe Riesa die „Weißen Flecken“nun auch praktisch angehen kann. „Viele Großstädte­r können sich kaum vorstellen, was es heißt, mit sechs bis acht Megabit pro Sekunde auskommen zu müssen“, sagt Oberbürger­meister Marco Müller (CDU). „Aber das ist in vielen Gebieten in Riesa immer noch der Fall, vor allem in den Ortsteilen.“Die Menschen seien ungeduldig, er könne das nachvollzi­ehen. „Unsere Handwerker, unser

Mittelstan­d und unsere Industrie warten darauf, dass es schnelle Leitungen gibt. Das ist ein wichtiger Standortvo­rteil.“Weil mit Dirk Orlamünder ein Vertreter des Sächsische­n Wirtschaft­sministeri­ums da ist, erlaubt sich der OB auch noch die kleine Spitze, dass nach der schnellen digitalen Verbindung mit der B169 hoffentlic­h bald auch die schnelle Straßenver­bindung zur Autobahn gebaut werde.

Zehn Millionen Euro Förderung

Zehn Millionen Euro fließen in den geförderte­n Breitbanda­usbau. „Man muss nach dem Geld einen Stift in die Hand nehmen und Anträge stellen.“Kein leichtes Geschäft. „Breitbanda­usbau hat immer etwas mit Beharrlich­keit zu tun“, sagt Dirk Orlamünder. Die Notwendigk­eit von Breitband sollte man heute nicht mehr erklären müssen. Schon vor dem Treiber Corona sei die Bedeutung klar gewesen. Und er schiebt mit Blick auf die lange Vorbereitu­ngszeit hinterher: „Ich würde mich freuen, wenn wir in nicht allzu langer Zeit den roten Buzzer drücken können.“

Was das angeht, ist man bei SachsenEne­rgie und der Tochter Sachsen-Gigabit vorsichtig. Im Sommer 2023 war noch das Frühjahr 2025 als Ziel ausgegeben worden. Mittlerwei­le steht nur noch das Ziel, 2025 fertig zu sein. Wann genau, lässt der Versorger offen. Losgelegt wurde dafür schon: Erste Arbeiten haben demnach bereits auf der Industries­traße und im Clara-ZetkinRing stattgefun­den. Als Nächstes sind die Ortsteile dran, unter anderem sollen die Kabel zwischen Canitz und Merzdorf eingeblase­n werden. Alles in allem werden laut Sachsen-Energie 345 Kilometer Kabel verlegt, auf einer Trassenlän­ge von 62 Kilometern. Zehn Stadt- und Ortsteile sollen profitiere­n. 100 Unternehme­n kämen mit ans Netz, dazu etliche Bildungsei­nrichtunge­n.

Der Breitbanda­usbau in Riesa wird über die sogenannte Wirtschaft­lichkeitsl­ücke realisiert. Bund und Land fördern den Bau der Infrastruk­tur, den dann in diesem Fall Sachsen-Energie betreibt. Für die anspruchsb­erechtigte­n Hauseigent­ümer ist der Anschluss kostenfrei, betont SachsenEne­rgie. „Voraussetz­ung ist, dass sie den Vertrag zur Errichtung eines Glasfasera­nschlusses, der ihnen zugesendet wurde, rechtzeiti­g unterzeich­nen. Die anspruchsb­erechtigte­n Hauseigent­ümer in Riesa wurden bereits angeschrie­ben.“

Sachsen-Energie-Vorstand Axel Cunow spricht von Glasfaser als „endgültige­r Technologi­e“- und zieht Parallelen zum Stromnetz. Die Technik habe sich grundlegen­d kaum verändert. Dass die Glasfasert­echnologie noch einmal getoppt werde, sei aktuell schwer vorstellba­r.

Parallel zu den unterverso­rgten „Weißen Flecken“geht der Landkreis Meißen bereits die „Grauen Flecken“an, also Gebiete mit Bandbreite­n zwischen 30 und 100 MBit. 100 Millionen Euro Deckungslü­cke war dafür in Aussicht gestellt worden. Da sei interessan­t, sagt Tilo Lindner, dass von den zunächst erfassten 17.000 Adressen, die förderfähi­g gewesen wären, mittlerwei­le nur noch 7.000 übrig sind. „Ein Großteil ist tatsächlic­h schon eigenwirts­chaftlich versorgt. Es passiert also etwas im Landkreis, es werden viele Anschlussp­unkte eigenwirts­chaftlich versorgt.“Das Fördergeld vom Freistaat werde trotzdem gebraucht: „Es wird nicht billiger“, sagt Tilo Lindner. Eher dürfte der Kreis Meißen am Ende noch einige Millionen mehr vom Freistaat benötigen.

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Foto: Andreas Weihs Das Leerrohr samt Glasfaserk­abel liegt schon parat: Jens Schaller, Geschäftsf­ührer von Sachsen-Gigabit beim Spatenstic­h für den Breitbanda­usbau.

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