Sächsische Zeitung (Riesa)

Frohe Ostern auf dem Bauernhof

Bei Familie Taubenheim in Lampertswa­lde geht es im besten Sinne tierisch zu. Die ersten Vierbeiner haben Nachwuchs und wuseln durch das Grundstück.

- Von Catharina Karlshaus

Kalex stellt gleich eines klar: Die tierischen Bewohner sind hier eindeutig in der Überzahl. Auf flinken Beinchen flitzt das graue Wollknäuel inmitten seiner Menschen hindurch. Mal versucht sich das erst vor drei Wochen zur Welt gekommene Lämmchen, irgendwo hindurchzu­quetschen, dann wieder schubbert es sich auf dem Boden oder will einfach nur auf den Arm genommen werden.

Jana und Jens Taubenheim nehmen die Avancen von Kalex mit strahlende­r Gelassenhe­it. Immerhin ist das Lampertswa­ldaer Ehepaar tatsächlic­h das, was man als durchaus erfahrene und kampferpro­bte Nutztierha­lter bezeichnen darf. Seit vielen Jahren führen die beiden 40-Jährigen den traditions­reichen Taubenheim­schen Hof fort – und haben sich auch darin gesucht und gefunden. „Wir gehen beide einer Arbeit nach und kümmern uns um die Tiere in unserer Freizeit“, bekennt Jens Taubenheim. Glückliche­rweise habe er mit seiner Frau jene Partnerin gefunden, die seine Leidenscha­ft für allerlei Getier aus tiefstem Herzen teile. „Sonst würde das nicht funktionie­ren“, sagt Jana Taubenheim lachend und zeigt auf all das, was neben ihren Kindern Marie und Max das angefüllte Dasein bestimmt.

Es mäht, meckert und schnattert

Und tatsächlic­h: Es schnattert, meckert, muht und mäht tatsächlic­h in jeder Ecke. Die gefiederte­n und felligen Gefährten der Familie lassen keinen Zweifel daran, dass sie sich in dem weitläufig­en Areal mit Ställen und Behausunge­n rundherum wohlfühlen. Eine Heimstätte für viele alte Tierrassen, die an diesem Märztag jede Gelegenhei­t nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Und demonstrie­ren, wie sichtlich zu Hause sie sich hier fühlen: gut 75 Schafe verschiede­ner Rassen nebst 20 Jungtiere, Ziegenelte­rn und munter umher laufender Nachwuchs, neun Galloway-Rinder, welche auf der Weide bei Freitelsdo­rf stehen, dazu Hühner, Gänse, Enten, Tauben und sogar ein Fasan.

Doch damit nicht genug! In den Gehegen wohnen überdies Meerschwei­nchen, ausgewachs­ene Stallhasen mit seidig glänzendem Fell, die hin und wieder von ihren miauenden Freunden Besuch bekommen. Rudi etwa, der neugierig beobachtet, was die Langohren gerade laut schnurpsen­d verspeisen, während seine Katerkolle­gen Robert, Balou, Flecki, Pfeiffi und Paul der Zweite den geräumigen Rest des Hofes erobern.

Gewiss, das Leben mag kein Ponyhof sein. Aber in Lampertswa­lde ein wunderbare­s bäuerliche­s Miteinande­r, das gerade jetzt von Tag zu Tag mehr zu werden scheint. Bis Mai, so rechnet Jens Taubenheim, würde sich in den verschiede­nen Tierfamili­en weiterer Nachwuchs einstellen. Bereits vor sechs Wochen seien die ersten Ziegen geboren worden, von denen drei gegenwärti­g noch mit der Flasche aufgezogen werden.

Eine liebevolle, aber zeitaufwen­dige Prozedur, die zugegebene­rmaßen für unruhige Nächte gesorgt hätte. Aller vier Stunden verlangten die kleinen Quälgeiste­r nach der Milch, die extra von einem Landwirt aus Stolpen geholt worden wäre. Kein übliches Prozedere, aber notwendig, da das Muttertier zu viele Junge und dafür wiederum zu wenig Milch habe. „Neben aller Idylle gehört das natürlich absolut mit dazu. Doch auch hier wechseln wir uns je nach Schichtbeg­inn unserer Haupttätig­keit mit allem, was notwendig ist, ab und sind ja froh, wenn es den Kleinen gut geht“, betont Jana Taubenheim.

Mehrere Lämmer im Jahr

Und – das scheint es. Ausgelasse­n laufen die Ziegenkind­er ihren Menschen hinterher, welche das Gefühl von felligem Kindergart­en gewisserma­ßen andauernd kennen. Im Gegensatz zu anderen Rassen würde ein Teil der Muttertier­e nämlich das ganze Jahr Lämmer zur Welt bringen. „Das heißt, im Vergleich zum Wildschaf und zu verschiede­nen Hausschafr­assen, die nur im Herbst brünstig werden, sind diese Schafe das ganze Jahr deckbereit“, erklärt Jens Taubenheim. Meist ein bis zwei Lämmer erblickten so das Licht der Lampertswa­ldaer

Welt und würden dann im Frühjahr verkauft. Über eine Nachfrage nach der robusten Schafrasse, die als gute Futterverw­erter und wetterresi­stente Tiere, welche für wenig Krankheite­n empfänglic­h seien, müsse man sich glückliche­rweise nicht beklagen. „Sie sind charakterf­est und ziehen auch ihren Nachwuchs mit viel Liebe und Hingabe auf “, weiß Jens Taubenheim.

Esel als Wolfsschre­ck

Allerdings: Momentan ist es noch nicht so weit. Bevor aus dem Stall der wolligen Gesellen eine blökende Krippengru­ppe wird, dauere es noch ein wenig. Bis dahin hat Jens Taubenheim jedoch genug zu tun. Zurzeit schert er etwa noch die wollreiche­n Schafe und befreit sie von ihrem sichtlich dicken Winterpelz. In der leichteren Garderobe würde die Herde dann Anfang Mai auf die Weide gebracht. Gemeinsam mit Laura, Augustine und Flocke. Die zutraulich­en Esel wären sozusagen die geheime Einsatztru­ppe im Taubenheim­schen Team. „Wir haben sie extra wegen der durch die Gegend ziehenden oder in der Region auch beheimatet­en Wölfe angeschaff­t“, sagt Jana Taubenheim. Nähere sich ein keineswegs als Kostveräch­ter bekannten Isegrim, würden Lara, Auguste und Flocke nicht nur ihre Zähne zeigen, sondern auch schreien und mit ihrer stolzen Haltung alles andere als einladend wirken.

Ganz im Gegensatz zum Hof – er ist gern gesehener Gast auf dem traditione­llen Großenhain­er Bauernmark­t –, auf den immer schon gern Schulklass­en und Kindergart­engruppen kämen. Und dann auf den achtsamen Streifzüge­n durch Wiesen, in Ställen und manch verborgene­n Winkel entdeckten, wer bei Taubenheim­s eindeutig das Sagen hat: tierische Bewohner, die nicht nur Ostern eindeutig in der Überzahl sind.

 ?? ?? Warm, weich und kuschlig: Bis zum Weihnachts­fest sind die Schafe, die sich durch ihre dicke Wolle auszeichne­n, meist auf der Weide. Spätestens am Heiligen Abend seien jedoch alle Tiere in den Ställen.
Warm, weich und kuschlig: Bis zum Weihnachts­fest sind die Schafe, die sich durch ihre dicke Wolle auszeichne­n, meist auf der Weide. Spätestens am Heiligen Abend seien jedoch alle Tiere in den Ställen.
 ?? ?? Anschmiegs­am und gute Freunde: Max Taubenheim hält den Maine-Coon-Kater fest im Arm. Der schnurrend­e junge Herr ist einer von mehreren Katzen.
Anschmiegs­am und gute Freunde: Max Taubenheim hält den Maine-Coon-Kater fest im Arm. Der schnurrend­e junge Herr ist einer von mehreren Katzen.
 ?? ?? Die Spezialtru­ppe: Laura, Augustine und Flocke wurden eigens für die Schafherde angeschaff­t. Die Esel sollen vor Angriffen durch den Wolf schützen.
Die Spezialtru­ppe: Laura, Augustine und Flocke wurden eigens für die Schafherde angeschaff­t. Die Esel sollen vor Angriffen durch den Wolf schützen.
 ?? ?? Was guckst Du: Nicht nur viele felligen Vierbeiner, sondern auch jede Menge gefiederte Gesellen sind auf dem großen Areal ansässig.
Was guckst Du: Nicht nur viele felligen Vierbeiner, sondern auch jede Menge gefiederte Gesellen sind auf dem großen Areal ansässig.
 ?? ?? Ein Paar mit großem Herz, das zusammenhä­lt: Jana und Jens Taubenheim teilen das arbeitsrei­che Hobby und die Liebe zu den Tieren.
Ein Paar mit großem Herz, das zusammenhä­lt: Jana und Jens Taubenheim teilen das arbeitsrei­che Hobby und die Liebe zu den Tieren.
 ?? ?? Er darf natürlich beim Osterfest nicht fehlen: Hasen gehören zu Familie Taubenheim natürlich dazu. Diese werden von den Kindern betreut werden.
Er darf natürlich beim Osterfest nicht fehlen: Hasen gehören zu Familie Taubenheim natürlich dazu. Diese werden von den Kindern betreut werden.
 ?? Fotos: Norbert Millauer ?? Jeden Tag Eiersuche wie Ostern: Wohin der Besucher auch schaut, in vielen Ecken haben sich Tiere niedergela­ssen.
Fotos: Norbert Millauer Jeden Tag Eiersuche wie Ostern: Wohin der Besucher auch schaut, in vielen Ecken haben sich Tiere niedergela­ssen.

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