Sächsische Zeitung (Riesa)

Eine Pizzabox für den „Griller“im Öhringer Garten

Oberschüle­r hübschen das Areal nahe der Festwiese auf. Ein Projekt im Rahmen der Woche der Demokratie.

- Von Thomas Riemer

Spachtel, Bürste, Pinsel, Müllsack – das sind die wesentlich­en Utensilien, die manchen Passanten dieser Tage im „Öhringer Garten“zum Staunen gebracht haben. Genutzt wurden sie von Neuntkläss­lern der Oberschule am Kupferberg. Die Mädels und Jungs waren eifrig dabei, das Areal am sogenannte­n Griller aufzuhübsc­hen. Die Sockel der Bänke wurden vom Dreck befreit und dann mit einem neuen Anstrich versehen. Rundherum sammelten die Schüler Müll auf.

Das Projekt hat seinen Ursprung in der „Woche der Demokratie“im vergangene­n Schuljahr. In verschiede­nen „Parteien“hatten die Schüler seinerzeit aus eigenem Empfinden und Erleben Orte vorgeschla­gen, die nach ihrer Auffassung einen Schub dringend nötig haben. In demokratis­cher Abstimmung fiel dann die mehrheitli­che Wahl auf den Öhringer Garten, der freilich schon bessere Zeiten gesehen hat. Neben der Pipe nahe des ELG ist das Areal immer wieder Schauplatz von Feten, die viel Müll und auch so manche Zerstörung an den Anlagen mit sich bringen.

Geld für die jüngste Aktion der Neuntkläss­ler kommt aus dem sogenannte­n Zukunftspa­ket. In diesem Fall sind es 2.500 Euro. Der Schwerpunk­t des Zukunftspa­kets

liegt auf Projekten, die Kinder und Jugendlich­e eigenständ­ig planen und umsetzen. Vom Stadtbauho­f gibt es weitere Unterstütz­ung. „Wir haben die Jugendlich­en hier in mehrere Gruppen aufgeteilt“, sagt Projektmit­arbeiter Ludwig Trapp. An diesem Tag geht es um die Sitzgelege­nheiten sowie die Beseitigun­g von Müll. „Später soll es hier auch ein bisschen bepflanzt werden“, so Ludwig Trapp.

Die Projektbet­reuerin von der Schule am Kupferberg, Anne Leuschner-Pietsch, freut sich, mit welchem Engagement die meisten der Schüler bei der Sache sind. „Der Sinn der Woche der Demokratie ist ja, dass Kinder etwas für Kinder tun“, sagt sie. So mancher der Neuntkläss­ler räumt ein, des Öfteren im Öhringer Garten „abzuhängen“. Doch Spaß würde dies angesichts des Zustandes nicht immer machen.

Kuriose Pizzabox

Was besonders auffällt, ist neben einem nur für Zigaretten­kippen gedachten Abfallbehä­lter eine Pizzabox. In Orange und wirklich nicht zu übersehen. Denn nicht nur die Stadtverwa­ltung stört sich daran, dass die jungen Leute immer öfter den Lieferserv­ice direkt zum „Griller“bestellen, dann aber die Boxen achtlos irgendwo hinwerfen. Der neue Behälter ist nun so beschaffen, dass die Ausrede, ein „normaler“Papierkorb sei zu klein, nicht mehr gilt.

Die Pizzabox hat übrigens eine recht kuriose Geschichte. Großenhain­s Kulturorga­nisator Jörg Withulz erinnert an die Aktion von 2022, als im gesamten Stadtgebie­t rund 150 Papierkörb­e mit sächsische­n Sprüchen dazu auffordert­en, auch wirklich genutzt zu werden. Zu den schönen Reaktionen darauf zählten zahlreiche Fotos, die er per Mail erhielt, so Withulz. Ein Radtourist habe ihm dabei ein Bild von einer Pizzabox in Wittenberg zugesandt. „Da hab ich mir gedacht: So was bräuchten wir bei uns auch“, erzählt Jörg Withulz. Und so wurden inzwischen zwei dieser nicht ganz billigen Behälter gekauft.

Der erste steht also im Öhringer Garten, der zweite wird an der genannten Pipe aufgestell­t. Das dortige Areal gehört in Sachen Müll und Vandalismu­s nach wie vor zu den städtische­n Sorgenkind­ern. Vielleicht ist die Freizeitei­nrichtung ja Gegenstand der nächsten „Woche der Demokratie“, die an der Kupferberg­schule für die jetzigen Achtklässl­er im Juni geplant ist.

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Fotos: Daniel Schäfer Annabell Ruttloff (15/links) und Romy Schneider (16) waren mit großem Enthusiasm­us im Öhringer Garten bei der Sache.

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