Eine vorbildliche Patientin
Prinzessin Kate und König Charles bekommen viel Lob dafür, wie sie öffentlich mit dem Krebs umgehen. Sie zeigen, dass es jeden treffen und wie man damit umgehen kann.
Wer berühmt ist, kann nicht im Privaten schwer krank sein. Entweder es fällt auf, dass man abtaucht. Oder es fällt auf, dass man krank aussieht. Oder man geht bewusst an die Öffentlichkeit – um die Wahrnehmung von Erkrankungen zu fördern und anderen Mut zu machen.
Nun ist nicht bekannt, ob Prinzessin Kate den Schritt in die Öffentlichkeit freiwillig tat. Fest steht aber: Sie bekommt viel Lob und Beachtung dafür, derart über ihre Krebserkrankung zu sprechen. Und sie wird damit ein Vorbild für Betroffene.
Ihre Videobotschaft helfe dabei, mehr über die Krankheit zu sprechen, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes. „Krebs ist vielfach ein Tabuthema. Viele sprechen nicht darüber. Und viele Angehörige und Freunde eines an Krebs erkrankten Menschen sind verunsichert, ob und wie sie den Menschen ansprechen sollen.“Dass Prominente wie die Prinzessin solche Informationen teilten, könne diese Unsicherheiten abbauen.
Kate hat jüngst in einer weltweit beachteten Videobotschaft mitgeteilt, dass bei ihr nach einer Operation im Januar im Bauchraum Krebs gefunden wurde. Auf Rat ihres Ärzteteams bekomme sie vorsorglich eine Chemotherapie. „Das war natürlich ein riesiger Schock, und William und ich haben alles getan, was wir konnten, um das im Interesse unserer jungen Familie privat zu verarbeiten und zu bewältigen.“
Offen über Ängste reden
„So eine Nachricht macht natürlich auch Angst, wenn man erkennt, das kann jeden treffen. Selbst jemanden wie Kate, die wahrscheinlich sehr sportlich ist, gesund lebt und relativ jung ist“, sagt Professorin Anja Mehnert-Theuerkauf vom Vorstand der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebsstiftung. „Aber es hilft Betroffenen, das Thema so in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu stellen. Krebs ist eine Volkskrankheit. Es kommt häufig vor, es kann jeden treffen.“
Die Videobotschaft zeigt Kate allein auf einer Bank. Im Hintergrund blühen Narzissen, sie trägt einen Streifenpulli und Jeans. Sie ist weniger geschminkt als sonst, wirkt natürlicher. Eine Frau mittleren Alters, die Krebs bekämpft und drei kleinen Kindern beibringen musste, dass Mama krank ist. „Ich fand besonders gut, dass sie auch gesagt hat, dass sie eine Zeit brauchten, um mit der Familie, mit den Kindern darüber zu sprechen“, sagt Mehnert-Theuerkauf. Gemma Peters, Hauptgeschäftsführerin der britischen Hilfsorganisation Macmillan Cancer Support, ist überzeugt: Viele werden sich mit der Prinzessin und ihrem Mann, Prinz William, identifizieren.
„Einige der ersten Gedanken, die Eltern nach ihrer Krebsdiagnose haben, ist, wie sich dies auf ihre Kinder auswirken wird, und wenn sie mit ihnen darüber sprechen, ob diese sich dann Sorgen machen“, so Peters. „Aber es ist wichtig, ihnen eine Chance zu geben, offen über ihre Ängste zu reden.“
Diese Öffentlichmachung enthielt aber noch mehr als nur diese Informationen: „Was ich bei Kate gut fand, ist nicht nur, dass sie es kommuniziert hat, sondern auch wie sie es kommuniziert hat – also nichts dramatisieren, sehr sachlich, keine Details offenlegend“, sagt Mehnert-Theuerkauf. Kate werde mit dieser Botschaft „ein gutes Rollenvorbild, weil sie aufzeigt, wie man als Betroffener so etwas kommunizieren kann, etwa im Kollegenkreis oder in der Nachbarschaft. Nicht zu viel sagen, aber so, dass alle Bescheid wissen. Dass eben keine Gerüchteküche entsteht.“
Dazu gehört auch Kates höflich formulierter Wunsch: „Wir hoffen, dass Sie verstehen, dass wir als Familie jetzt etwas Zeit, Raum und Privatsphäre brauchen, während ich meine Behandlung abschließen kann.“(dpa)