Sächsische Zeitung  (Rödertal)

Eine vorbildlic­he Patientin

Prinzessin Kate und König Charles bekommen viel Lob dafür, wie sie öffentlich mit dem Krebs umgehen. Sie zeigen, dass es jeden treffen und wie man damit umgehen kann.

- Von Simone A. Mayer, Julia Kilian und Christoph Meyer

Wer berühmt ist, kann nicht im Privaten schwer krank sein. Entweder es fällt auf, dass man abtaucht. Oder es fällt auf, dass man krank aussieht. Oder man geht bewusst an die Öffentlich­keit – um die Wahrnehmun­g von Erkrankung­en zu fördern und anderen Mut zu machen.

Nun ist nicht bekannt, ob Prinzessin Kate den Schritt in die Öffentlich­keit freiwillig tat. Fest steht aber: Sie bekommt viel Lob und Beachtung dafür, derart über ihre Krebserkra­nkung zu sprechen. Und sie wird damit ein Vorbild für Betroffene.

Ihre Videobotsc­haft helfe dabei, mehr über die Krankheit zu sprechen, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinfor­mationsdie­nstes. „Krebs ist vielfach ein Tabuthema. Viele sprechen nicht darüber. Und viele Angehörige und Freunde eines an Krebs erkrankten Menschen sind verunsiche­rt, ob und wie sie den Menschen ansprechen sollen.“Dass Prominente wie die Prinzessin solche Informatio­nen teilten, könne diese Unsicherhe­iten abbauen.

Kate hat jüngst in einer weltweit beachteten Videobotsc­haft mitgeteilt, dass bei ihr nach einer Operation im Januar im Bauchraum Krebs gefunden wurde. Auf Rat ihres Ärzteteams bekomme sie vorsorglic­h eine Chemothera­pie. „Das war natürlich ein riesiger Schock, und William und ich haben alles getan, was wir konnten, um das im Interesse unserer jungen Familie privat zu verarbeite­n und zu bewältigen.“

Offen über Ängste reden

„So eine Nachricht macht natürlich auch Angst, wenn man erkennt, das kann jeden treffen. Selbst jemanden wie Kate, die wahrschein­lich sehr sportlich ist, gesund lebt und relativ jung ist“, sagt Professori­n Anja Mehnert-Theuerkauf vom Vorstand der Deutschen Krebsgesel­lschaft und der Deutschen Krebsstift­ung. „Aber es hilft Betroffene­n, das Thema so in den Mittelpunk­t der Gesellscha­ft zu stellen. Krebs ist eine Volkskrank­heit. Es kommt häufig vor, es kann jeden treffen.“

Die Videobotsc­haft zeigt Kate allein auf einer Bank. Im Hintergrun­d blühen Narzissen, sie trägt einen Streifenpu­lli und Jeans. Sie ist weniger geschminkt als sonst, wirkt natürliche­r. Eine Frau mittleren Alters, die Krebs bekämpft und drei kleinen Kindern beibringen musste, dass Mama krank ist. „Ich fand besonders gut, dass sie auch gesagt hat, dass sie eine Zeit brauchten, um mit der Familie, mit den Kindern darüber zu sprechen“, sagt Mehnert-Theuerkauf. Gemma Peters, Hauptgesch­äftsführer­in der britischen Hilfsorgan­isation Macmillan Cancer Support, ist überzeugt: Viele werden sich mit der Prinzessin und ihrem Mann, Prinz William, identifizi­eren.

„Einige der ersten Gedanken, die Eltern nach ihrer Krebsdiagn­ose haben, ist, wie sich dies auf ihre Kinder auswirken wird, und wenn sie mit ihnen darüber sprechen, ob diese sich dann Sorgen machen“, so Peters. „Aber es ist wichtig, ihnen eine Chance zu geben, offen über ihre Ängste zu reden.“

Diese Öffentlich­machung enthielt aber noch mehr als nur diese Informatio­nen: „Was ich bei Kate gut fand, ist nicht nur, dass sie es kommunizie­rt hat, sondern auch wie sie es kommunizie­rt hat – also nichts dramatisie­ren, sehr sachlich, keine Details offenlegen­d“, sagt Mehnert-Theuerkauf. Kate werde mit dieser Botschaft „ein gutes Rollenvorb­ild, weil sie aufzeigt, wie man als Betroffene­r so etwas kommunizie­ren kann, etwa im Kollegenkr­eis oder in der Nachbarsch­aft. Nicht zu viel sagen, aber so, dass alle Bescheid wissen. Dass eben keine Gerüchtekü­che entsteht.“

Dazu gehört auch Kates höflich formuliert­er Wunsch: „Wir hoffen, dass Sie verstehen, dass wir als Familie jetzt etwas Zeit, Raum und Privatsphä­re brauchen, während ich meine Behandlung abschließe­n kann.“(dpa)

 ?? Foto: dpa ?? Kates Videobotsc­haft zu ihrer Krebsdiagn­ose hat viele Menschen berührt. Für sie gingen viele Genesungsw­ünsche ein. Die königliche Patientin kann durch ihre Art des Umgangs mit dem Krebs Vorbild sein.
Foto: dpa Kates Videobotsc­haft zu ihrer Krebsdiagn­ose hat viele Menschen berührt. Für sie gingen viele Genesungsw­ünsche ein. Die königliche Patientin kann durch ihre Art des Umgangs mit dem Krebs Vorbild sein.

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