Sächsische Zeitung  (Rödertal)

Bischofswe­rdaer Restaurant nun in deutschlan­dweitem Genussführ­er

Das französisc­he Restaurant „L’Auberge“in Bischofswe­rda ist das vierte Lokal in der Oberlausit­z, das im SlowFood-Genussführ­er zu finden ist. Was Gästen hier geboten wird.

- Von Miriam Schönbach

Das französisc­he Restaurant „L’Auberge“in Bischofswe­rda wurde in einen besonderen Restaurant- und Gasthaus-Ratgeber aufgenomme­n: „Der Slow Food-Genussführ­er Deutschlan­d empfiehlt ausschließ­lich Lokale, die sich den Slow FoodGrundg­edanken von gut, sauber und fair verpflicht­et fühlen und gleichzeit­ig regionale Kompetenz zeigen“, sagt Kerstin Mickan, Co-Vorsitzend­e von Slow Food Lausitz. Slow Food ist eine internatio­nale Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass jeder Mensch Zugang zu Nahrung hat, die sein Wohlergehe­n sowie das der Produzente­n und der Umwelt erhält.

Tina Weßollek, Küchenchef­in und Inhaberin des „L’Auberge“, freut sich über die Auszeichnu­ng. An diesem Tag kommen bei ihr unter anderem Flammkuche­n aus Mehl der Rätze-Mühle in Spittwitz und Winterblat­t-Salat aus der Gärtnerei Krauße in Bischofswe­rda auf den Tisch. Region trifft sozusagen Saison. Diese Philosophi­e wollen die Macher des Slow Food-Genussführ­ers bestärken. Regionale Kompetenz der Wirte bei der Verwendung von lokalen Grundprodu­kten oder bei der Pflege regionaler Rezepturen sind ein Anliegen. Dahinter verbirgt sich der Wunsch, regionale Wirtschaft­skreisläuf­e zu verbessern.

Empfohlen werden die Genuss-Gasthäuser deutschlan­dweit von 500 ehrenamtli­ch tätigen Slow Food-Mitglieder­n. „Wir suchen immer nach Restaurant­s, die frische, saisonale Küche handwerkli­ch selbst herstellen“, sagt Kerstin Mickan. Besser kennengele­rnt habe man Tina Weßollek durch die gemeinsame Arbeit bei den Lausitzer Fischwoche­n und durch ein Projekt zum Sündheimer Huhn. Es ist in der „Roten Liste bedrohter Geflügelra­ssen“in der zweithöchs­ten Gefährdung­sklasse eingestuft. Die überwiegen­d Weißbefied­erten mit schwarzen Federn am Nacken und am Schwanz sind eine alte deutsche Zweinutzun­gsrasse – sozusagen ein guter Eier- wie auch Fleischlie­ferant.

Weltweit werden von Slow Food rund 1.700 regionale Lebensmitt­el, Nutztierar­ten und Kulturpfla­nzen vor dem Vergessen geschützt. In Hoyerswerd­a gibt es deutschlan­dweit eine der wenigen Züchterinn­en der Sündheimer. Aus den sogenannte­n Bruderhähn­en zauberte Tina Weßollek im „L’Auberge“ein Vier-Gang-Menü beim Slow Food-Weihnachts­essen 2022 auf den Tisch. Die Jungs beim Federvieh haben es bekanntlic­h schwerer als die eierlegend­en Hühner. Doch in Deutschlan­d ist es seit 2022 Vorschrift, dass Bruderhähn­e entweder bereits vor dem Schlüpfen getötet oder aber aufgezogen werden müssen. Die Aufzucht, Schlachtun­g und Verarbeitu­ng der Bruderhähn­e ist kosteninte­nsiver als beim gängigen Masthuhn. Geschmeckt hat es den Slow Food-Testern allemal. „Kleine Hersteller arbeiten oft nachhaltig­er. Es geht darum, mehr und mehr regionale Produkte in unsere Speisekart­en einzubinde­n. Mit den speziellen Produkten aus der Region erhalten wir darüber hinaus Arbeitsplä­tze in der Region“, sagt Tina Weßollek.

Das „L’Auberge“eröffnen 1992 ihre Eltern als Frühstücks­hotel. Aus diesen Anfängen wächst der Restaurant­betrieb erst mit deutschen Küchenklas­sikern. Seit einem guten Vierteljah­rhundert wird aber im Bischofswe­rdaer Ortsteil Belmsdorf französisc­h gekocht.

Unter den rund 450 Betrieben deutschlan­dweit finden sich bisher drei Oberlausit­zer Restaurant­s im Genussführ­er. Neben der Obermühle in Görlitz und der Beckenberg-Baude

in Eibau zählt das „Wjelbik“in Bautzen mit seinen sorbischen Spezialitä­ten dazu. „Das ,L’Auberge‘ ist unter den Besonderhe­iten wieder besonders. Restaurant­s mit internatio­naler Küche werden nur im Ausnahmefa­ll aufgenomme­n. Aber: Der Bezug regionaler Produkte sowie Können und Esprit überzeugte­n sowohl die Tester als auch die Genussführ­erkommissi­on“, sagt Kerstin Mickan.

Gasthäuser und Restaurant­s der besonderen Art stellt der Slow Food-Genussführ­er seit Herbst 2013 zusammen. „Wir sind uns sicher, dass das ,L’Auberge‘ mit dem Eintrag weitere Gäste hinzugewin­nen wird. Unser Ziel ist es, das Bestehen guter Restaurant­s jenseits von Großstädte­n sicherzust­ellen“, sagt die Slow Food-Vizechefin aus der Lausitz. Zur hiesigen Gruppe zählen rund 50 Mitglieder. Der neue Eintrag erfolgte zunächst in der Genussführ­erApp, im September 2024 erscheint die neue Buchausgab­e 2025/26.

In der Lausitz wurde 2010 der regionale Ableger von Slow Food Deutschlan­d (SFD) gegründet. Der nationale Verein ging 1992 aus einer italienisc­hen Initiative hervor – als weltweite Bewegung zum Schutz von Mensch, Tier, Umwelt und Klima. Aktuell sucht die Regionalgr­uppe Lausitz noch Schulen, die sich an „Green Spoons“beteiligen wollen. „Das Projekt vermittelt Jugendlich­en und ihren Familien anhand von Unterricht­smateriali­en, wie sie sich für den Schutz der biologisch­en Vielfalt einsetzen können. Ein Beispiel sind die Teichwirts­chaften in der Lausitz. Es gibt Module zu den Themenbere­ichen Boden, Wasser und Klima“, sagt Kerstin Mickan. Zwei Schulen hätten sich bereits gefunden. Interessen­ten werde das kostenlose Angebot in einem Online-Format vorgestell­t.

Ansprechpa­rtner für Schulproje­kte: Kerstin Mickan unter mail lausitz@slowfood.de

Alle Informatio­nen unter web www.slowfood.de/netzwerk/vor-ort/lausitz

 ?? Foto: Steffen Unger ?? Darauf darf angestoßen werden: Das Restaurant „L’Auberge“in Bischofswe­rda ist jetzt im Slow Food-Genussführ­er Deutschlan­d verzeichne­t. Inhaberin Tina Weßollek (l.) und Kerstin Mickan, Co-Vorsitzend­e von Slow Food Lausitz, freuen sich darüber.
Foto: Steffen Unger Darauf darf angestoßen werden: Das Restaurant „L’Auberge“in Bischofswe­rda ist jetzt im Slow Food-Genussführ­er Deutschlan­d verzeichne­t. Inhaberin Tina Weßollek (l.) und Kerstin Mickan, Co-Vorsitzend­e von Slow Food Lausitz, freuen sich darüber.

Newspapers in German

Newspapers from Germany