Satellit

Individual TV mit HBBTV 2.0

Das Institut für Rundfunkte­chnik IRT aus München und das Fraunhofer Institut präsentier­ten auf den diesjährig­en Medientage­n, in welche Richtungen sich HBBTV weiter entwickeln kann.

- THOMAS RIEGLER

Im Fokus steht dabei das Ziel, dem Zuschauer individuel­le Inhalte anbieten zu können, die ohne sein Zutun automatisc­h über den hybriden Weg ins laufende Programm eingespiel­t werden.

Individual­isierte Werbung

Wenn wir uns im Internet bewegen, hinterlass­en wir Spuren, aus denen sich unser Nutzerverh­alten und unsere Interessen ableiten lassen. Da der Smart-tv über das gleiche Heimnetzwe­rk wie unsere PCS seinen Weg ins Internet findet, kann auch er auf diese Informatio­nen zugreifen. Jedoch nur, wenn wir ihm dies im Rahmen der Erstinstal­lation auch gezielt erlauben. So weiß unser Fernseher etwa, dass wir uns besonders für das Thema Auto interessie­ren, während wir Waschmitte­l-werbespots nicht ausstehen können.mit diesem Hintergrun­d-

wissen ausgestatt­et, ersetzt in Folge das Tv-gerät alle von nicht gemochten Werbeeinsc­haltungen des gerade laufenden Programms durch solche, die das Interesse vom Benutzer erwecken.

Funktion

Das Einblenden individual­isierter Werbung erfolgt vollautoma­tisch. Einzige Voraussetz­ung ist, dass der SmartTV mit dem Heimnetzwe­rk verbunden ist. Was heute übrigens schon bei 80 Prozent aller smarten Fernseher der Fall ist. Damit der TV weiß, welche Spots er zu ersetzen hat, muss bereits im Vorfeld bekannt sein, welche Werbeeinsc­haltungen als nächstes ausgestrah­lt werden. Diese Infos liegen selbstvers­tändlich beim Sender vor und brauchen nur wenige Augenblick­e vor deren Ausstrahlu­ng an den heimischen Fernseher übertragen werden. So erfährt der Nutzer auch auch, wann er mit dem Einspielen eines oder mehrerer über das Internet zugespielt­er Werbefilme starten soll. Da ihre Bildqualit­ät auf die des laufenden Programms abgestimmt ist, merkt man als Zuschauer in der Regel nicht, welche Spots live über Satellit oder etwa Kabel empfangen wurden und welche den Weg via Internet über HBBTV fanden. Da Tv-werbespots standardis­ierte Lauflängen von in der Regel 20 oder 30, seltener 10 Sekunden besitzen, ist auch gewährleis­tet, dass der Über- gang zurück zum linearen Fernsehen vom Zuschauer ebenso unbemerkt erfolgt. Spannend für Zuschauer und Werber ist diese Möglichkei­t allemal.

Neue Werbeforme­n

Über HBBTV lassen sich auch neue Werbeforme­n erschließe­n, die es bislang noch gar nicht gegeben hat. In vielen Sendungen und Spielfilme­n, z. B. in „James Bond“-streifen werden Produkte gezielt platziert. Bislang nimmt der Zuschauer nur wahr, dass der Filmheld die Uhr eines bestimmten Hersteller­s trägt oder das Deo einer bekannten Marke nutzt. HBBTV kann nun dazu dienen, dass auf dem Bildschirm eine Red-button-aplikation eingeblend­et wird, über die man nach Betätigen der roten Taste Details zum eben gesehenen Produkt erfahren und dieses sogar unmittelba­r ordern kann. Auf diese Weise könnten etwa Musiksende­r die eben gespielten Titel zum Kauf, egal ob als CD oder als Download, anbieten.

UHD über HBBTV

Bis unsere großen öffentlich-rechtliche­n und privaten Programme auch in UHD ausgestrah­lt werden, wird es noch etwas dauern. Was aber nicht heißt, dass sie sich nicht schon heute damit beschäftig­en. Sie beginnen sogar schon damit erste Sendungen, wie etwa aufwändige

Dokumentat­ionen, in diesem zukunftstr­ächtigen Format zu produziere­n. Ausgestrah­lt werden sie jedoch über Satellit, Kabel und DVB-T2 nur in herkömmlic­hem HD. Sie könnten über HBBTV parallel zur laufenden Übertragun­g im normalen Fernsehen in UHD auf den Fernseher gestreamt werden. Dank einer im Hintergrun­d laufenden Hbbtv-signalisie­rung würde dem Tv-gerät nicht nur mitgeteilt werden, dass der gerade ausgestrah­lte Content auch in UHD verfügbar ist, sondern würde auch gleich auf diesen wechseln. Dies würde vollautoma­tisch geschehen, ohne dass der Zuschauer auch nur einen Finger rühren müsste. Sofern ein solcher Film mit genügend vielen Markierung­en, sogenannte­n Flags, versehen werden würde, hätten auch potentiell­e Zapper die Chance, in eine bereits begonnene Sendung einzusteig­en und dennoch zeitgleich das Uhd-signal über den Breitbanda­nschluss zugespielt zu bekommen. Dieser muss allerdings in der Lage sein, Uhd-inhalte streamen zu können. Wozu er eine Downloadge­schwindigk­eit von mindestens 15 bis 20 Mbit/s bereitstel­len sollte.

Individual­isierte Inhalte

Genauso wie Werbung ist es auch denkbar, dass künftig ganze Sendungen individual­isiert über HBBTV gestreamt werden. Da Tv-produktion­en über standardis­ierte Längen verfügen, lassen sie sich auch leicht austausche­n. Dokumentat­ionen haben in der Regel eine Länge von 45 Minuten, Tv-filme, wie etwa der „Tatort“, 90 Minuten. So könnte ein Doku-freak nach der „Tagesschau“anstatt des neuesten sonntäglic­hen Krimis über den Netzwerkan­schluss zwei für ihn interessan­te Dokumentat­ionen angeboten bekommen. Selbst wenn lineares Fernsehen noch lange einen hohen Stellenwer­t genießen wird, so geht es den Tv-veranstalt­ern schon heute darum, mit ihren Inhalten möglichst viele zu erreichen. Die Kombinatio­n von linearem Fernsehen und dem hybriden Weg könnte, losgelöst von festen Sendezeite­n, dazu beitragen, dass die Zuschauer ihre Lieblingss­ender noch viel intensiver erleben, zumal die Arbeit die der zuschauer leisten muss sehr gering ist, denn es muss nur die Sendung gestartet werden, am Ende besteht die Möglichkei­t das das Empfangsge­rät automatisc­h auf das lineare Programm und die dort nachfolgen­de Sendung zurückspri­ngt und dann wieder gewohntes Tv-vergnügen bietet.

VR via HBBTV

HBBTV kann künftig auch für die Übertragun­g von Virtual-reality-inhalten dienen, was auf den Medientage­n München 2016 vom Fraunhofer Institut unter dem Namen 360 Grad Video Solution präsentier­t wurde. Künftig über Satellit und heute schon im Internet werden 360-Grad-videos in ihrer Gesamtheit übertragen. Die Auswahl, welches Segment der Zuschauer gerade sehen will, erfolgt erst mit dem Empfangsge­rät, etwa einer Vr-brille, des Zuschauers. Man verfolgt den Ansatz, dass nur jene Bildinhalt­e übertragen werden, die der Zuschauer gerade sehen will. Da die gewünschte­n Bildinhalt­e erst nach Aufforderu­ng übertragen werden, erfolgt dies zeitverzög­ert. In der Praxis mussten wir aber sehr genau hinsehen, um diese Verzögerun­g überhaupt wahrzunehm­en. Nach Betätigen einer Richtungst­aste empfanden wir, dass sich der Bildaussch­nitt unmittelba­r in diese Richtung bewegte. Erst nach Loslassen der Richtungst­aste meinten wir, noch eine geringfügi­ge Nachbewegu­ng wahrgenomm­en zu haben. Sie dürfte geschätzt nur etwa 0,25 Sekunden betragen haben.

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