Individual TV mit HBBTV 2.0
Das Institut für Rundfunktechnik IRT aus München und das Fraunhofer Institut präsentierten auf den diesjährigen Medientagen, in welche Richtungen sich HBBTV weiter entwickeln kann.
Im Fokus steht dabei das Ziel, dem Zuschauer individuelle Inhalte anbieten zu können, die ohne sein Zutun automatisch über den hybriden Weg ins laufende Programm eingespielt werden.
Individualisierte Werbung
Wenn wir uns im Internet bewegen, hinterlassen wir Spuren, aus denen sich unser Nutzerverhalten und unsere Interessen ableiten lassen. Da der Smart-tv über das gleiche Heimnetzwerk wie unsere PCS seinen Weg ins Internet findet, kann auch er auf diese Informationen zugreifen. Jedoch nur, wenn wir ihm dies im Rahmen der Erstinstallation auch gezielt erlauben. So weiß unser Fernseher etwa, dass wir uns besonders für das Thema Auto interessieren, während wir Waschmittel-werbespots nicht ausstehen können.mit diesem Hintergrund-
wissen ausgestattet, ersetzt in Folge das Tv-gerät alle von nicht gemochten Werbeeinschaltungen des gerade laufenden Programms durch solche, die das Interesse vom Benutzer erwecken.
Funktion
Das Einblenden individualisierter Werbung erfolgt vollautomatisch. Einzige Voraussetzung ist, dass der SmartTV mit dem Heimnetzwerk verbunden ist. Was heute übrigens schon bei 80 Prozent aller smarten Fernseher der Fall ist. Damit der TV weiß, welche Spots er zu ersetzen hat, muss bereits im Vorfeld bekannt sein, welche Werbeeinschaltungen als nächstes ausgestrahlt werden. Diese Infos liegen selbstverständlich beim Sender vor und brauchen nur wenige Augenblicke vor deren Ausstrahlung an den heimischen Fernseher übertragen werden. So erfährt der Nutzer auch auch, wann er mit dem Einspielen eines oder mehrerer über das Internet zugespielter Werbefilme starten soll. Da ihre Bildqualität auf die des laufenden Programms abgestimmt ist, merkt man als Zuschauer in der Regel nicht, welche Spots live über Satellit oder etwa Kabel empfangen wurden und welche den Weg via Internet über HBBTV fanden. Da Tv-werbespots standardisierte Lauflängen von in der Regel 20 oder 30, seltener 10 Sekunden besitzen, ist auch gewährleistet, dass der Über- gang zurück zum linearen Fernsehen vom Zuschauer ebenso unbemerkt erfolgt. Spannend für Zuschauer und Werber ist diese Möglichkeit allemal.
Neue Werbeformen
Über HBBTV lassen sich auch neue Werbeformen erschließen, die es bislang noch gar nicht gegeben hat. In vielen Sendungen und Spielfilmen, z. B. in „James Bond“-streifen werden Produkte gezielt platziert. Bislang nimmt der Zuschauer nur wahr, dass der Filmheld die Uhr eines bestimmten Herstellers trägt oder das Deo einer bekannten Marke nutzt. HBBTV kann nun dazu dienen, dass auf dem Bildschirm eine Red-button-aplikation eingeblendet wird, über die man nach Betätigen der roten Taste Details zum eben gesehenen Produkt erfahren und dieses sogar unmittelbar ordern kann. Auf diese Weise könnten etwa Musiksender die eben gespielten Titel zum Kauf, egal ob als CD oder als Download, anbieten.
UHD über HBBTV
Bis unsere großen öffentlich-rechtlichen und privaten Programme auch in UHD ausgestrahlt werden, wird es noch etwas dauern. Was aber nicht heißt, dass sie sich nicht schon heute damit beschäftigen. Sie beginnen sogar schon damit erste Sendungen, wie etwa aufwändige
Dokumentationen, in diesem zukunftsträchtigen Format zu produzieren. Ausgestrahlt werden sie jedoch über Satellit, Kabel und DVB-T2 nur in herkömmlichem HD. Sie könnten über HBBTV parallel zur laufenden Übertragung im normalen Fernsehen in UHD auf den Fernseher gestreamt werden. Dank einer im Hintergrund laufenden Hbbtv-signalisierung würde dem Tv-gerät nicht nur mitgeteilt werden, dass der gerade ausgestrahlte Content auch in UHD verfügbar ist, sondern würde auch gleich auf diesen wechseln. Dies würde vollautomatisch geschehen, ohne dass der Zuschauer auch nur einen Finger rühren müsste. Sofern ein solcher Film mit genügend vielen Markierungen, sogenannten Flags, versehen werden würde, hätten auch potentielle Zapper die Chance, in eine bereits begonnene Sendung einzusteigen und dennoch zeitgleich das Uhd-signal über den Breitbandanschluss zugespielt zu bekommen. Dieser muss allerdings in der Lage sein, Uhd-inhalte streamen zu können. Wozu er eine Downloadgeschwindigkeit von mindestens 15 bis 20 Mbit/s bereitstellen sollte.
Individualisierte Inhalte
Genauso wie Werbung ist es auch denkbar, dass künftig ganze Sendungen individualisiert über HBBTV gestreamt werden. Da Tv-produktionen über standardisierte Längen verfügen, lassen sie sich auch leicht austauschen. Dokumentationen haben in der Regel eine Länge von 45 Minuten, Tv-filme, wie etwa der „Tatort“, 90 Minuten. So könnte ein Doku-freak nach der „Tagesschau“anstatt des neuesten sonntäglichen Krimis über den Netzwerkanschluss zwei für ihn interessante Dokumentationen angeboten bekommen. Selbst wenn lineares Fernsehen noch lange einen hohen Stellenwert genießen wird, so geht es den Tv-veranstaltern schon heute darum, mit ihren Inhalten möglichst viele zu erreichen. Die Kombination von linearem Fernsehen und dem hybriden Weg könnte, losgelöst von festen Sendezeiten, dazu beitragen, dass die Zuschauer ihre Lieblingssender noch viel intensiver erleben, zumal die Arbeit die der zuschauer leisten muss sehr gering ist, denn es muss nur die Sendung gestartet werden, am Ende besteht die Möglichkeit das das Empfangsgerät automatisch auf das lineare Programm und die dort nachfolgende Sendung zurückspringt und dann wieder gewohntes Tv-vergnügen bietet.
VR via HBBTV
HBBTV kann künftig auch für die Übertragung von Virtual-reality-inhalten dienen, was auf den Medientagen München 2016 vom Fraunhofer Institut unter dem Namen 360 Grad Video Solution präsentiert wurde. Künftig über Satellit und heute schon im Internet werden 360-Grad-videos in ihrer Gesamtheit übertragen. Die Auswahl, welches Segment der Zuschauer gerade sehen will, erfolgt erst mit dem Empfangsgerät, etwa einer Vr-brille, des Zuschauers. Man verfolgt den Ansatz, dass nur jene Bildinhalte übertragen werden, die der Zuschauer gerade sehen will. Da die gewünschten Bildinhalte erst nach Aufforderung übertragen werden, erfolgt dies zeitverzögert. In der Praxis mussten wir aber sehr genau hinsehen, um diese Verzögerung überhaupt wahrzunehmen. Nach Betätigen einer Richtungstaste empfanden wir, dass sich der Bildausschnitt unmittelbar in diese Richtung bewegte. Erst nach Loslassen der Richtungstaste meinten wir, noch eine geringfügige Nachbewegung wahrgenommen zu haben. Sie dürfte geschätzt nur etwa 0,25 Sekunden betragen haben.