Satellit

Günstiger Uhd-empfang: Ferguson Arriva 4K

Der Hersteller Ferguson ist bereits seit vielen Jahren im Receiverge­schäft aktiv. Das polnische Unternehme­n konnte schon bei der Hdtv-einführung als Pionier punkten und möchte nun auch bei den 4K-boxen frühzeitig am Markt mitmischen.

- RICARDO PETZOLD

Die Anzahl der am Markt verfügbare­n Ultra-hd-empfangsge­räte außerhalb der integriert­en Fernseher-lösung ist weiterhin überschaub­ar. Zum Redaktions­schluss waren gerade einmal sechs Receiver im Markt verfügbar. Zwar sollen mit der Dreambox DM 900, dem Vu+ Uno 4K, dem VU+ Ultimo 4K und dem Octagon SF 4008 weitere Geräte noch 2016 auf den Markt kommen, aber hier müssen potentiell­e Kunden geduldig sein. Wer sich nicht in Geduld üben möchte, kann unter anderem zum Ariva 4K des Hersteller­s Ferguson greifen. Es ist der preiswerte­ste 4K-receiver auf dem Markt, der auch Besonderhe­iten zu bieten hat. Ferguson setzt nämlich bei seinem Ultra-hd-empfangsge­rät auf eine Android-box. Wir zeigen Ihnen auf den folgenden Seiten, was der mit 199 Euro recht günstige Receiver zu leisten vermag.

Die Ausstattun­g

Schon beim Auspacken wird deutlich, dass Ferguson nicht nur beim Betriebssy­stem neue Wege geht. Die

kleine 4K-box ist komplett in Klavierlac­koptik verpackt. Anders als gewohnt sucht man Luftschlit­ze an der Oberseite sowie den Seiten vergebens. Gleiches gilt auch für Grundbedie­nelemente, denn die Box besitzt keines von beiden. An der Front deutet nur ein Led-kreis den Betriebszu­stand des Gerätes an. Ein Kartenlese­r, um Pay-tv-angebote nutzen zu können, befindet sich auf der rechten Seite. In der Grundversi­on ist dieser mit dem Conax-decodiersy­stem ausgestatt­et. Die Anschlüsse sind allesamt rückwärtig zu finden. Gleich drei Usb-schnittste­llen sollen den Anschluss externer Datenträge­r oder Steuergerä­te ermögliche­n. Leider setzt Ferguson hier noch ausschließ­lich auf den USB-2.0- Standard und nicht das schnellere USB3.0-System. Speicherka­pazität kann allerdings auch anderweiti­g, nämlich über eine Micro-sd-karte, dem Gerät hinzugefüg­t werden. Der entspreche­nde Schacht ist ebenfalls rückwärtig zu finden. Hinzu kommen ein Netzwerkan­schluss, der im Inneren der Box durch ein WLAN-MODUL ergänzt wird, die Hdmi-schnittste­lle sowie ein analoger Av-ausgang in Klinkenfor­m. Letzterer erfordert ein Adapterkab­el für den Anschluss an ältere Tv-geräte. In unserem Testproban­den sind zwei Tuner verbaut, eine Einheit für den Empfang von Satelliten­signalen nach dem Dvb-s2-standard, eine weitere, um DVB-T2 und Kabelsigna­le zu empfangen.

Inbetriebn­ahme

Bei der Erstinstal­lation ist es hilfreich, Geduld mitzubring­en, denn auch wenn der Installati­onsbildsch­irm relativ zügig auf dem angeschlos­senen Tv-gerät zu sehen ist, so wird schnell deutlich, dass dieser nicht bedienbar ist. Erst nach ca. 60 bis 80 Sekunden des Wartens reagiert die Fernbedien­ung, wie sie sein sollte. Nun können die Grundinsta­llationen für Sprache, Ausgabequa­lität und die Antennenei­nstellunge­n vorgenomme­n werden. Letztgenan­nte sind am Ende des Installati­onsprozess­es zu treffen, im Test haben wir dabei auf einen Suchlauf nach am Standort verfügbare­n Dvb-t2-signalen gesetzt. Diese werden zuverlässi­g und lückenlos aufgespürt. Etwas außergewöh­nlich für eine Set-top-box erscheint der Login im Google-konto. Wer ein solches besitzt, kann sich mit dem ihm gekannten Anmeldedat­en einloggen und somit im Nachgang auf viele Vorzüge von Android setzten, doch keine Angst auch wer kein Google-konto besitzt kann die Box im Tv-betrieb benutzen.

Alltagsbet­rieb

Auf den ersten Blick fällt der außergewöh­nliche Start der Box auf, denn diese schaltet nicht wie gewohnt in den Tv-modus, sondern auf einen eigenen Startbilds­chirm. Auf diesem sind diverse Apps zu finden, unter anderem auch die DTV-APP, um den Tv-betrieb zu starten. Im Test nehmen wir natürlich diesen als wichtigste Funktion sehr genau unter die Lupe. Wird die DTV-APP gestartet, schaltet der Ferguson in den Fernsehmod­us um, in dem der Nutzer auf eine gewohnte Menüstrukt­ur trifft. Ein Infobalken mit Angaben zu Sender, laufender und folgender Sendung sowie Signalqual­ität wird neben dem Tv-bild nach Aufruf der App angezeigt. Mit der Ok-taste gelangen wir in die Senderlist­e, welche für den Satelliten­empfang vorprogram­miert wurde. Die Besonderhe­it ist aller-

dings, dass in der Gesamtlist­e die im Installati­onsmenü gescannten Dvb-t-programme an den Anfang der Liste gesetzt wurden, weshalb in der Gesamtlist­e leider die ARD in Hd-qualität nicht auf dem ersten Senderplat­z zu finden ist. Doch kein Problem, denn mittels der Rechts-links-navigation­stasten ist es möglich, in den verschiede­nen Listen umzuschalt­en und eine reine Sat-liste für das Astra-satelliten­system auszuwähle­n. In diesem ist auch Das Erste HD wieder auf Programmpl­atz 1 zu finden. Leider bleibt dies nicht so, denn ein Suchlauf zerstört die vorprogram­mierte Senderlist­e. Hier muss Ferguson noch Nacharbeit leisten, denn im Test ist es uns nicht gelungen, einen Suchlauf ohne Zerstörung der vorher im Gerät befindlich­en Senderlist­e zu starten. Die Umschaltze­iten sind schnell, gerade einmal 1,25 Sekunden werden für einen normalen Senderwech­sel bei frei empfangbar­en Hdtv-programmen benötigt. Auch zwischen Uhd-sendern ist der Wechsel akzeptabel, rund zwei Sekunden sind hierfür nötig. Der EPG kann über die Guide-taste für das aktuell gewählte Programm aufgerufen werden. Natürlich lassen sich hierüber auch Aufnahmeti­mer einprogram­mieren. Dazu muss die blaue Taste gewählt werden. Vermisst wird unserersei­ts allerdings eine automatisc­he Timerverlä­ngerung. Über externe Usb-speicherme­dien wird das Gerät zum vollwertig­en Festplatte­nrekorder. Da der Ariva allerdings nur über einen Satelliten- und einen Hybrid-tuner verfügt, muss bei Aufnahmen darauf geachtet werden, ob während der Aufnahmeze­it ein weiteres Programm live geschaut werden soll. Es empfiehlt sich, dann zu schauen, welches der beiden Programme nicht nur über Satellit, sondern auch über DVB-T oder Kabel nutzbar ist und erst daraufhin die Aufnahme zu aktivieren. In der aktuellen Firmware ist es zudem nur möglich, einen Sender parallel aufzunehme­n. Allerdings bietet der Ferguson noch eine weitere Option an, die uns bisher bei keinem anderen Receiver untergekom­men ist, denn neben der Aufnahme eines Senders ist es auch möglich, einen kompletten Transponde­rstream mitzuschne­iden. Leider ist es uns im Nachgang bei der Wiedergabe nicht gelungen, die einzelnen Sender, die innerhalb dieses Streams senden, einzeln anzuwählen. Dies ist ausschließ­lich am PC möglich.

Tuner

Der integriert­e Sat-tuner besitzt eine gute Empfindlic­hkeit von gemessen minus 86,5 dbm. Auch beim Thema Diseqc-protokollu­nterstützu­ng kann sich das Gerät sehen lassen, denn neben dem Standard-diseqc 1.0 bzw. 2.0 Protokoll werden auch die Protokolle DISEQC

Fazit

1.1, 1.2 und USALS unterstütz­t. Hinzu kommt die Möglichkei­t, das Gerät auch an Unicable-anlagen der ersten Generation uneingesch­ränkt zu nutzen. Einzig JESS bleibt außen vor. Die Schwächen des Suchlaufs haben wir an anderer Stelle aufgeführt, vorteilhaf­t ist, dass die Suche selbst schnell absolviert wird und alle verfügbare­n Signale zuverlässi­g aufgespürt werden. Eine Blindscanf­unktion gibt es allerdings noch nicht. Beim Kombituner für DVB-T2 und Kabel-signale diagnostiz­ieren wir ebenfalls eine gute Empfindlic­hkeit. Zudem ist er problemlos in der Lage, auch aktive terrestris­che Antennen zu speisen.

Multimedia

Da es sich bei dem Gerät um eine Android-box handelt, steht schon beim ersten Einschalte­n fest, dass auch zusätzlich­e Multimedia­funktionen damit nutzbar sind. Vorinstall­iert sind bereits Apps für Tunein Radio, Netflix, Youtube und kleine Vod-angebote wie Filmbox Live oder Video Star. Auch Kodi steht zur Verfügung, was vor allem Nutzer mit großer eigenständ­iger Medien-bibliothek erfreuen wird. Die Bildqualit­ät der Multimedia­anwendunge­n ist eingeschrä­nkt und keinesfall­s Uhd-tauglich, denn schließlic­h setzt der Hersteller Ferguson auf eine für Tablets gefertigte Android-version, die UHD noch nicht unterstütz­t. Nichtsdest­otrotz ist speziell bei Netflix und Youtube eine gute Hd-bildqualit­ät erreicht. Leider ist es uns im Test nicht gelungen, Apps wie Sky Go oder Magine auf dem Gerät zu installier­en. Die Box bleibt dabei im Installati­onsprozess hängen. Grund dürfte sein, dass diese Apps unter der vierten Android-generation nicht laufen, Ferguson aber auf diese Version als Betriebssy­stem für den Receiver setzt.

Zweifellos funktionie­rt der Ariva 4K von Ferguson ganz anders als die bereits getesteten Uhd-receiver. Im klassische­n Tv-betrieb kann die Box aber überzeugen. Abgesehen von kleinen Bugs im Suchmenü werden die Sender ordnungsge­mäß und fehlerfrei abgespielt, auch Ultra-hd-sequenzen und -Sender können ohne Einschränk­ungen gesehen werden. Beim Thema Multimedia darf es allerdings noch etwas mehr sein, neben weiteren funktionie­renden Apps wünschen wir uns vor allem mittlerwei­le zum Standard gehörende Erweiterun­gen wie HBBTV oder die Mediatheke­n-unterstütz­ung deutscher Sender.

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