Dream legt nach – Erste Uhd-dreambox auf dem Markt
Wurde Anfang 2016 noch behauptet, Dream Multimedia und somit auch die Dreamboxen seien tot, so bewies der Hersteller in den letzten Wochen, dass dem nicht so ist. Seit Anfang Dezember liefert das Unternehmen sogar ein neues Flaggschiff, die Dreambox DM900
Die Fangemeinde der Dreambox hat sich in den letzten Jahren doch um einiges reduziert, Schuld daran war nicht nur der Wettbewerb, der zeigte, dass Linux-boxen keine Alleinerfindung von Dream Multimedia sind. Marken wie VU+ beweisen bis heute, dass auch ohne aktive Mitentwicklungen von Dream Multimedia Geräte mit Enigma2 weiterentwickelt werden können. So wunderte es auch nicht, dass es genau vor einem Jahr VU+ waren, die als erste Linux-marke auch in den UHDTV-SEKTOR einstiegen. Seither ist aber im Vergleich zu anderen Entwicklungen recht wenig passiert, denn gerade einmal zwei weitere Linux-receiver mit Ult- ra-hd-unterstützung der Marken Mutant und AX sind 2016 auf den Markt gekommen. Im vergangenen Monat folgte mit der Dreambox DM900 ultrahd ein weiteres Gerät und eines steht fest, diesmal ist Dream Multimedia wieder mit von der Partie.
Lieferumfang
Wie gewohnt wird die Box in einem ansehnlichen Karton mit den wichtigsten Angaben zum Gerät ausgeliefert. Neben der Box selbst liegen auch ein HDMI-ANschlusskabel, die Fernbedienung sowie auch die nötigen Batterien der Lieferung bei. Da die Box auf ein externes Netzteil setzt, ist auch dieses im Karton zu finden. Ein-
zig bei der Anleitung wird gespart. War es ein Alleinstellungsmerkmal der Dreambox, dass diese mit einer ausführlichen, buchdicken Anleitung daherkam, so ist es bei der neuen Box nur noch ein A3-faltblatt mit den wichtigsten Infos zur Inbetriebnahme in den Sprachen Deutsch und Englisch. Der technisch nicht versierte Nutzer wird dabei doch allein gelassen, schließlich ist nicht einmal ein Link zu einer detaillierteren Anleitung im Netz auf dem Papier zu finden.
Ausstattung
Bei der Hardware beweist Dream einmal mehr, dass man an ordentlich Leistung nicht spart. Eine Dual Core 12k DMIPS CPU ermöglicht der Box ihre extreme Schnelligkeit, gepaart mit 8 GB Flash und 2 GB RAM ist die Box zukunftssicher. An der Front fällt sofort ein 3 Zoll großes Farb-lcd-display auf. Leider gibt es hier wohl bei einer Reihe von Geräten kleine Einbaufehler, wodurch an der linken Seite zwei Pixelreihen durch die Frontblende verdeckt sind, dies ist ärgerlich. An Bedienelementen hat der Hersteller zudem nur eine Sensortaste für das Ein- und Ausschalten implementiert, einige Bedientasten mehr hätten der 299 Euro teuren Box allerdings gut gestanden. Hinter der schwer gängigen Frontklappe befinden sich je ein Ca-kartenleser sowie ein Ci-slot zur Aufnahme von Decodiermodulen. Zusätzlich finden wir noch einen Sd-kartenleser wie eine Usb-3.0-schnittstelle vor. Letztere ist löblich, da damit bei der Box schnelle Usb-medien direkt an der Front und nicht ausschließlich an der Rückseite angeschlossen werden können. Die Rückseite ist übersichtlich, aber funktional ausgestattet. Eins vorweg: Eine analoge Schnittstelle, egal ob Audio oder Video, sucht man hier vergebens. Multimedial stehen ein weiterer Usb-3.0-anschluss sowie ein Netzwerkanschluss bereit. Der gute Ton kann wahlweise über HDMI oder einen optischen S/PDIF-AUSgang an die Stereoanlage übergeben werden. Auch ein Hdmi-eingang steht parat, unser Test wird zeigen, inwieweit dieser den Anschluss externer Hdmi-geräte erlaubt. Beim Tuner setzt Dream Multimedia für Sat-zuschauer auf das bekannte Dual-tuner Modul, welches bereits im Frühjahr unsere Redaktion mit einer sehr guten Empfindlichkeit und hoher Suchgeschwindigkeit überzeugte. Ein ähnliches Dualtuner-modul steht auch für Kabelkunden bereit. Zusätzlich will Dream in den kommenden Wochen auch einen Kombituner anbieten – für den gleichzeitigen Empfang von DVB-S2X und DVB-T2/DVB-T-SIGNALEN. Ein weiteres Highlight der Box stellt der Wechselfestplattenschacht an der Rückseite dar. Hier können 2,5-Zoll-speichermedien auf einfache Art und Weise in die Box integriert werden. Schade, dass dieser rückwärtig verbaut wurde, da somit ein schneller Festplattenwechsel für den Nutzer doch etwas erschwert wird. Bei der Fernbedienung setzt Dream Multimedia auf den bekannten, sehr übersichtlichen und schick aussehenden Signalgeber. Licht und Schatten liegen jedoch immer etwas nah beieinander und so hat das optisch gutaussehende Bediengerät auch Nachteile, denn zusätzliche Funktionstasten wie etwa eine für die Wahl des HDMi-eingangs sucht man vergebens. Diese Funktionen sind als zweite Funktion auf bestehende Tasten ausgelagert, was aber zugleich bedeutet, dass der Nutzer sich die Zusatzfunktionen einprägen muss, da es keine Beschriftung gibt.
Inbetriebnahme
Die Zeit zwischen dem Einschalten der Box am Netzschalter auf der Rückseite und dem ersten Bild auf dem angeschlossenen Uhd-fernsehgerät ist kaum länger als ein Wimpernschlag. Nach nicht einmal 20 Sekunden begrüßt uns das von Enigma2 bekannte Installationsmenü. Schnell und unkompliziert kann die Ersteinrichtung begonnen und absolviert werden. Beim Original-image ist dabei allerdings die Nutzung an einer Jess-einkabelanlage nicht möglich. Wer dies will, muss auf alternative Images ausweichen, über die wir im Nachgang berichten. Gute zwei Minuten dauert bei uns die Erstinbetriebnahme, bevor wir bewegte Fernsehbilder auf dem Tv-monitor sehen. Dank der vorinstallierten Kanalliste kann der Tv-alltag nun eigentlich starten, nur Nutzer mit Sonderwünschen, die speziell bei Linux-benutzern doch des Öfteren an der Tagesordnung sind, müssen noch weitere Optimierungen vornehmen.
Im Alltagsbetrieb
Im ersten Schritt schauen wir uns das Gerät mit dem im Auslieferungszustand installierten Betriebssystem an. Der Tv-betrieb überzeugt vor allem durch die enorme Schnelligkeit der Box. Umschaltzeiten von rund einer Sekunde und Bootzeiten von unter 20 Sekunden überzeugen. Auch die Navigation durch die Menüs überzeugt ebenso wie die Epg-nutzung inklusive der Suche. Timer lassen sich natürlich wie gewohnt direkt aus dem Programmführer heraus programmieren und sofern nicht von mehr als zwei Transpondern aufgenommen werden soll, sind auch unbegrenzt viele Mehrfachaufnahmen möglich. Natürlich ist auch das Schauen von Ultra-hd-inhalten möglich, jedoch ohne Bastelarbeiten des Nutzers, wie gewohnt beschränkt auf die frei empfangbaren Angebote. Diese zeigen sich aber in brillanter Hd-bildqualität. Hybridinhalte lassen sich via HBBTV nutzen. Im Test stellen wir keine Unregelmäßigkeiten bei der Hbbtv-nutzung fest.
Alternativsoftware
Linux-kenner wissen, dass das Original-betriebssystem eines Receivers zwar dazugehört, allerdings bei den meisten Nutzern schnell einem alternativen Image mit größerem Funktionsumfang weichen muss. Dessen sind sich natürlich auch die Hersteller bewusst und bemustern die Entwickler-teams derartiger Images schon vor dem Lieferstart an Endkunden mit Musterboxen, um zeitnah auch entsprechende alternative Images vorliegen zu haben. Leider wird dabei nicht jedes der Teams gleich behandelt. So wurde OPENATV von Dream Multimedia nicht bemustert, gehörte aber dank engagierter Entwickler trotzdem zu den Pionieren bei Alternativimages. In Rekordzeit entstand eines der tauglichsten Alternativimages für die Box, sodass die Käufer der Box schon drei Tage nach Verkaufsstart erstmalig OPENATV einsetzen konnten. Die Vorteile liegen auf der Hand, denn mit diesem Image ist es möglich, auch Jess-einkabelsysteme zu nutzen, aber auch die Nutzung von SAT-IP und viele weitere Vorteile der Openatv-software kommen dem Nutzer zugute. Verzichten muss er hingegen noch auf HBBTV unter OPENATV, da Dream Multimedia diesen Teil in der offiziellen Software als geschlossene Sorce anbietet. Unser Check mit OPENATV als Image verlief überzeugend, Abstürze blieben aus.
Empfang
Ausgeliefert wird die Sat-variante mit dem bereits seit einigen Monaten von Dream Multimedia vertriebenen Twintunermodul. Dieses beheimatet zwei physikalisch unterschiedliche Tuner auf der Platine. Die Vorteile des vom Hersteller Silicon stammenden Empfangsmoduls liegen auf der Hand. Die Empfindlichkeit ist enorm hoch, sodass auch schwache Signale auf Satelliten außerhalb der Astra-position 19,2 Grad Ost optimal empfangen werden können. Hinzu kommt ein sehr genauer Blindscan, der darüber hinaus auch schnell vonstatten
geht. Bei der Protokollunterstützung wurde zudem nicht gespart, alle Diseqc-befehlsätze sind integriert. Openatv-nutzer können neben Unicable auch JESS-EINKAbelanlagen nutzen. Doch nicht nur für Sat-zuschauer eignet sich die Box, nein, auch Kabelnutzer können dank eines Dvb-c-dualtunermoduls die Box nutzen.
Bildausgabe
Neben 1 080i stehen noch die Modi 1 080p und 2 160p für die 4K-ausgabe via HDMI bereit. Natürlich ist auch die nötige Hdmi-2.0-schnittstelle im Gerät verbaut. An unsere Testfernseher übergibt die DM 900 beeindruckende Bilder im 2 160p-modus. Wer noch kein Display mit 4K-auflösung besitzt, sollte allerdings Vorsicht walten lassen, denn bei herkömmlichen Receivern ist bei der Einstellung von 2 160p nichts mehr zu sehen. Dank des großen Displays an der Front der Box kann aber das entsprechende Einstellungsmenü schnell wieder aufgespürt werden und die Einstellung korrigiert werden. Anhand von Testsequenzen können wir beim Testgerät auch im klassischen HDTV-MODUS keine Schwächen feststellen. Laufbalken und andere schwierige Inhalte stellt der neue Oberklassereceiver ruckelfrei dar.
Decodierung
Eine Ci-schnittstelle sowie ein Cas-kartenleser sorgen bei dem Dreambox-flaggschiff für die Decodierung von Pay-tv-inhalten. Natürlich ist es in letzter Zeit etwas schwieriger geworden, mittels dieser Hardware hochwertige Pay-tv-inhalte zu entschlüsseln, weshalb in alternativen Images für die Box auch die Ci-plus-unterstützung implementiert ist. Somit kommen technisch versierte Nutzer auch in den Genuss, große PAY-TV-ANbieter mit dem Gerät sichtbar zu machen.
Fazit
In der jüngeren Vergangenheit konnten die Dreamboxen aufgrund verspäteter Auslieferungen nicht immer die komplette Zielgruppe erreichen. Mit der DM 900 ultrahd hat die Marke aber wieder einen Treffer bei ihren Fans gelandet. Auch wenn das Gerät noch nicht über die neuartigen Fbc-transponder verfügt, überzeugt es dank hoher Schnelligkeit, guter Bildqualität und sehr guten Empfangseigenschaften. Die Verarbeitung bietet aller- dings hier und da noch den ein oder anderen Optimierungsbedarf, da konnte Dream Multimedia bei Vorgängerboxen deutlich stärker überzeugen.