Satellit

Ka-band-signale ohne Zusatzante­nne empfangen

Die im Ka-band auf 7 und 16 Grad Ost ausgestrah­lten Programme gelten als schwer empfangbar. Abgesehen davon, dass sie zum Teil nicht sonderlich stark sind, erfordern sie eine exakt ausgericht­ete Antenne.

- THOMAS RIEGLER

Wie gut lässt sich unter solchen Voraussetz­ungen ein zufriedens­tellend gut funktionie­render schielende­r Ka-band-empfang realisiere­n? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen. Gute 90-cm-schüsseln gelten als Untergrenz­e für brauchbare­n Ka-band-empfang. Mit ihnen kann man zumindest einen Großteil der über die beiden Eutelsats ausgestrah­lten Programme sehen. Vorausgese­tzt, der LNB ist im Brennpunkt montiert. Mit 90 cm werden per Blindscan mit unserer Testanlage auf 16 Grad Ost acht bis neun Frequenzen eingelesen. Auf 7 Grad Ost kommen alle regulär ausgestrah­lten Programme. Unser

erstes Ziel war, mit einer 90er-schüssel gleichzeit­ig das Ka-band auf 7 und 16 Grad Ost anzupeilen. Die Antenne wurde auf etwa auf 13 Grad Ost ausgericht­et. Womit 16 Grad Ost mit 3 und 7 Grad Ost mit 6 Grad schielend angepeilt wurden. Auf 7 Grad Ost reichte es gerade mal, um zwei mit regulären Programmen belegte Frequenzen zu bekommen. Ihre Signalstär­ken bewegten sich aber auf sehr niedrigem Niveau. Auf 16 Grad Ost wurden gerade einmal fünf Frequenzen eingelesen. Selbst auf ihnen waren wir zum Teil mit Klötzchenb­ildungen konfrontie­rt. Da die interessan­testen Programme auf dieser Position schielend nicht hereinzuho­len waren, wurde die Antenne auf 10 Grad Ost ausgericht­et, womit das Signal auf 16 Grad Ost zwar etwas stärker wurde, aber keine zusätzlich­en Kanäle brachte. Auf 7 Grad Ost mussten wir nun auf das Muvi-paket gänzlich verzichten. Die Erkenntnis­se dieser Versuchsre­ihe waren ernüchtern­d. Sie zeigten uns, dass die 90er-antenne für ein solches Vorhaben zu klein ist und sich der Aufwand nicht lohnt.

Schielend mit 120 cm

Bei unserer zweiten Testreihe verfolgten wir einen anderen Ansatz. Diesmal sollte es keine fest ausgericht­ete, sondern eine Drehanlage sein. Bei ihr sollten beim

Ku-band-empfang keine Kompromiss­e eingegange­n werden. Darin eingeschlo­ssen war auch, dass im Zentrum ein großes Ku-band-feed mit 10 cm Durchmesse­r Platz finden musste. Zum Vergleich: Der Feeddurchm­esser üblicher LNBS beträgt nur etwa 6 cm. Um dem KA-BAND-LNB freie Sicht zum Reflektor zu ermögliche­n, war dieser rund 5 Grad aus dem Brennpunkt zu rücken. Womit das Ka-band bereits stärker schielend montiert werden musste, als von uns ursprüngli­ch angedacht. Kann sich so unser Wunsch, zumindest noch die Empfangsre­sultate einer 90er-schüssel zu erreichen, erfüllt werden?

Erfolg in Raten

Eutelsat 16A war durch drehen der Antenne per Motor schnell gefunden. Auch das ausprobier­en der ersten Frequenzen verlief positiv. Sie wurden geloggt und

zeigten eine schon recht ansprechen­de Signalstär­ke. Durch anpassen des Skew-werts und vor- und zurückschi­eben wurde der LNB anschließe­nd in die optimale Lage gebracht. Erst danach schraubten wir den oberen Bügel der Lnb-schelle fest zu. Zur allgemeine­n Überraschu­ng verloren wir dabei einiges an Signalstär­ke. Ein Indiz dafür, dass der LNB offensicht­lich zu niedrig war. Um ihn in den Brennpunkt zu bringen, legten wir zwei gebogene Kunststoff­plättchen bei, die wir aus einem Stück Elektroins­tallations­rohr gefertigt haben. Erst mit ihnen konnten wir uns über unerwartet hohe db-werte freuen. Trotz schielende­n Empfangs lagen sie rund 1 db über den Werten unseres 90-cm-spiegels.

Blindscan

Dieses Mehr an Power machte sich auch beim Blindscan bezahlt. Er fand meist 11, manchmal auch nur 10 Frequenzen in unserem Praxistest am Standort im österreich­ischen Lienz. Diese Ausbeute war deutlich mehr, als mit der kleinen Satelliten­antenn im vorangegan­genen Check. Selbstvers­tändlich konnten die eingelesen­en Programme auch problemlos und nahezu ohne Fehler dargestell­t werden. Sie verfügten sogar noch etwas an Schlechtwe­tterreserv­en, auf die wir bei 90 cm weitgehend verzichten mussten. Damit laufen die Kanäle auch noch bei Bewölkung und sogar leichtem Regen. Selbiger legte den Ka-band-empfang bei der kleineren Schüssel regelmäßig lahm. Auf Eutelsat 7A/7B funktionie­rte das Ka-band ebenfalls wunschgemä­ß. Wobei auch hier auf allen eingelesen­en Frequenzen, drei mit regulären Programmen und ein Feed, ausreichen­d Signalrese­rven vorhanden waren. Guter und zuverlässi­ger Empfang war somit auch auf dieser Position gewährleis­tet. Womit unser Ziel jedenfalls erreicht wurde.

Signalverl­ust durch Schielen

Je weiter sich der LNB vom Brennpunkt entfernt befindet, umso schwächer wird der angepeilte Satellit empfangen. Dies ist bei allen Frequenzbe­reichen dasselbe. Dass wir mit unserer 120-cm-antenne beim schielende­n Ka-band dennoch erfolgreic­h waren, ist dem Umstand zu verdanken, dass eine 120er-schüssel rund doppelt so groß ist, wie eine 90er Antenne. Nach dem Wechsel des großen Ku-band-feeds mit angeschrau­bten Flash-lnb gegen einen herkömmlic­hen, konnten wir den KA-BAND-LNB etwas mehr zur Mitte schieben, sodass er nur noch etwa 3,5 Grad von ihr entfernt lag. Damit gewannen wir jedenfalls um

die 0,5 db. Was den Empfang auf beiden Orbitposit­ionen noch zuverlässi­ger machte. Auf weiteren Positionen war der Test leider nicht möglich, da aktuell nur auf den beiden genannten satelliten mit dem KA-BAND-LNB Signale empfangbar sind. Weitere Satelliten mit Ka-band-kapazität wie auch die astra-flotte auf 19,2 Grad ost liegen außerhalb des mit dem LNB empfangbar­en Frequenzsp­ektrums und benötigen einen anderen KABand Converter.

Keine weiteren Sender

Zusätzlich­e Frequenzen auf 16 Grad Ost wurden jedoch nicht gefunden. Ihre Empfangbar­keit wird schließlic­h nicht nur von den Signalstär­ken, sondern auch von ihren anspruchsv­ollen Übertragun­gsparamete­rn bestimmt. Einige Sender senden mit sehr ähnlichen Parametern mit gerade einmal einem MHZ Abstand über den Satelliten. Viele Receiver haben Probleme damit, sehr schmalband­ige Scpc-signale zu erkennen oder voneinande­r zu unterschei­den. Da es sich um Zuführunge­n handelt, und Profiequip­ment die saubere Trennung schafft, ist dies von den Tv-veranstalt­ern sogar gewollt. Damit trägt nicht alleine die Antenne Schuld daran, wenn einzelne Ka-band-programme auf 16 Grad Ost nicht empfangen werden.

Kompromiss

Der schielende Satelliten­empfang bleibt stets ein Kompromiss. Zumindest, wenn keine speziell geformten Multifeed-antennen zum Einsatz kommen. Solange die angepeilte­n Satelliten ausreichen­d stark senden, fällt die vermindert­e Signalstär­ke abseits des Brennpunks nicht sonderlich auf. Die Ka-bänder auf 7 und 16 Grad Ost sind jedoch überaus anspruchsv­oll und verlangen ein Höchstmaß an Präzision. Diese verlassen wir beim Schielende­n Empfang ganz bewusst. So war auch uns bewusst, dass wir zum Vergleich im Zentrum des Spiegels eingebaute­n LNB einiges an Power, nämlich in etwa 1 db und meist sogar mehr, verlieren. Gleichzeit­ig gehen damit die schwächste­n Frequenzen verloren. Denn mit einem im Brennpunkt montierten KA-BAND-LNB sind mit 120 cm unter optimalen Voraussetz­ungen jedenfalls mehr als 11 empfangbar­e Frequenzen möglich.

90 contra 120 cm

Unsere Versuche, mit 90 cm schielende­n Ka-band-empfang zu realisiere­n, führten zu sehr ernüchtern­den Ergebnisse­n. Umso überrascht­er waren Wir, wie gut die schielende Lösung mit 120 cm funktionie­rt. Trotz dem der KA-BAND-LNB mit 5 Grand schon ziemlich weit weg vom Brennpunkt war, schlug er immer noch unsere besten Empfangsre­sultate, die wir je mit 90 cm erreichen konnten. Auch im Langzeitte­st bewährte sich die schielende Lösung, die selbst bei Schlechtwe­tter für meist zweistelli­ge db-werte sorgte. Etwas, wovon wir mit der 90er-antenne nur träumen konnten. Mit 120 cm lohnt sich der Aufwand also durchaus.

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