Ka-band-signale ohne Zusatzantenne empfangen
Die im Ka-band auf 7 und 16 Grad Ost ausgestrahlten Programme gelten als schwer empfangbar. Abgesehen davon, dass sie zum Teil nicht sonderlich stark sind, erfordern sie eine exakt ausgerichtete Antenne.
Wie gut lässt sich unter solchen Voraussetzungen ein zufriedenstellend gut funktionierender schielender Ka-band-empfang realisieren? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen. Gute 90-cm-schüsseln gelten als Untergrenze für brauchbaren Ka-band-empfang. Mit ihnen kann man zumindest einen Großteil der über die beiden Eutelsats ausgestrahlten Programme sehen. Vorausgesetzt, der LNB ist im Brennpunkt montiert. Mit 90 cm werden per Blindscan mit unserer Testanlage auf 16 Grad Ost acht bis neun Frequenzen eingelesen. Auf 7 Grad Ost kommen alle regulär ausgestrahlten Programme. Unser
erstes Ziel war, mit einer 90er-schüssel gleichzeitig das Ka-band auf 7 und 16 Grad Ost anzupeilen. Die Antenne wurde auf etwa auf 13 Grad Ost ausgerichtet. Womit 16 Grad Ost mit 3 und 7 Grad Ost mit 6 Grad schielend angepeilt wurden. Auf 7 Grad Ost reichte es gerade mal, um zwei mit regulären Programmen belegte Frequenzen zu bekommen. Ihre Signalstärken bewegten sich aber auf sehr niedrigem Niveau. Auf 16 Grad Ost wurden gerade einmal fünf Frequenzen eingelesen. Selbst auf ihnen waren wir zum Teil mit Klötzchenbildungen konfrontiert. Da die interessantesten Programme auf dieser Position schielend nicht hereinzuholen waren, wurde die Antenne auf 10 Grad Ost ausgerichtet, womit das Signal auf 16 Grad Ost zwar etwas stärker wurde, aber keine zusätzlichen Kanäle brachte. Auf 7 Grad Ost mussten wir nun auf das Muvi-paket gänzlich verzichten. Die Erkenntnisse dieser Versuchsreihe waren ernüchternd. Sie zeigten uns, dass die 90er-antenne für ein solches Vorhaben zu klein ist und sich der Aufwand nicht lohnt.
Schielend mit 120 cm
Bei unserer zweiten Testreihe verfolgten wir einen anderen Ansatz. Diesmal sollte es keine fest ausgerichtete, sondern eine Drehanlage sein. Bei ihr sollten beim
Ku-band-empfang keine Kompromisse eingegangen werden. Darin eingeschlossen war auch, dass im Zentrum ein großes Ku-band-feed mit 10 cm Durchmesser Platz finden musste. Zum Vergleich: Der Feeddurchmesser üblicher LNBS beträgt nur etwa 6 cm. Um dem KA-BAND-LNB freie Sicht zum Reflektor zu ermöglichen, war dieser rund 5 Grad aus dem Brennpunkt zu rücken. Womit das Ka-band bereits stärker schielend montiert werden musste, als von uns ursprünglich angedacht. Kann sich so unser Wunsch, zumindest noch die Empfangsresultate einer 90er-schüssel zu erreichen, erfüllt werden?
Erfolg in Raten
Eutelsat 16A war durch drehen der Antenne per Motor schnell gefunden. Auch das ausprobieren der ersten Frequenzen verlief positiv. Sie wurden geloggt und
zeigten eine schon recht ansprechende Signalstärke. Durch anpassen des Skew-werts und vor- und zurückschieben wurde der LNB anschließend in die optimale Lage gebracht. Erst danach schraubten wir den oberen Bügel der Lnb-schelle fest zu. Zur allgemeinen Überraschung verloren wir dabei einiges an Signalstärke. Ein Indiz dafür, dass der LNB offensichtlich zu niedrig war. Um ihn in den Brennpunkt zu bringen, legten wir zwei gebogene Kunststoffplättchen bei, die wir aus einem Stück Elektroinstallationsrohr gefertigt haben. Erst mit ihnen konnten wir uns über unerwartet hohe db-werte freuen. Trotz schielenden Empfangs lagen sie rund 1 db über den Werten unseres 90-cm-spiegels.
Blindscan
Dieses Mehr an Power machte sich auch beim Blindscan bezahlt. Er fand meist 11, manchmal auch nur 10 Frequenzen in unserem Praxistest am Standort im österreichischen Lienz. Diese Ausbeute war deutlich mehr, als mit der kleinen Satellitenantenn im vorangegangenen Check. Selbstverständlich konnten die eingelesenen Programme auch problemlos und nahezu ohne Fehler dargestellt werden. Sie verfügten sogar noch etwas an Schlechtwetterreserven, auf die wir bei 90 cm weitgehend verzichten mussten. Damit laufen die Kanäle auch noch bei Bewölkung und sogar leichtem Regen. Selbiger legte den Ka-band-empfang bei der kleineren Schüssel regelmäßig lahm. Auf Eutelsat 7A/7B funktionierte das Ka-band ebenfalls wunschgemäß. Wobei auch hier auf allen eingelesenen Frequenzen, drei mit regulären Programmen und ein Feed, ausreichend Signalreserven vorhanden waren. Guter und zuverlässiger Empfang war somit auch auf dieser Position gewährleistet. Womit unser Ziel jedenfalls erreicht wurde.
Signalverlust durch Schielen
Je weiter sich der LNB vom Brennpunkt entfernt befindet, umso schwächer wird der angepeilte Satellit empfangen. Dies ist bei allen Frequenzbereichen dasselbe. Dass wir mit unserer 120-cm-antenne beim schielenden Ka-band dennoch erfolgreich waren, ist dem Umstand zu verdanken, dass eine 120er-schüssel rund doppelt so groß ist, wie eine 90er Antenne. Nach dem Wechsel des großen Ku-band-feeds mit angeschraubten Flash-lnb gegen einen herkömmlichen, konnten wir den KA-BAND-LNB etwas mehr zur Mitte schieben, sodass er nur noch etwa 3,5 Grad von ihr entfernt lag. Damit gewannen wir jedenfalls um
die 0,5 db. Was den Empfang auf beiden Orbitpositionen noch zuverlässiger machte. Auf weiteren Positionen war der Test leider nicht möglich, da aktuell nur auf den beiden genannten satelliten mit dem KA-BAND-LNB Signale empfangbar sind. Weitere Satelliten mit Ka-band-kapazität wie auch die astra-flotte auf 19,2 Grad ost liegen außerhalb des mit dem LNB empfangbaren Frequenzspektrums und benötigen einen anderen KABand Converter.
Keine weiteren Sender
Zusätzliche Frequenzen auf 16 Grad Ost wurden jedoch nicht gefunden. Ihre Empfangbarkeit wird schließlich nicht nur von den Signalstärken, sondern auch von ihren anspruchsvollen Übertragungsparametern bestimmt. Einige Sender senden mit sehr ähnlichen Parametern mit gerade einmal einem MHZ Abstand über den Satelliten. Viele Receiver haben Probleme damit, sehr schmalbandige Scpc-signale zu erkennen oder voneinander zu unterscheiden. Da es sich um Zuführungen handelt, und Profiequipment die saubere Trennung schafft, ist dies von den Tv-veranstaltern sogar gewollt. Damit trägt nicht alleine die Antenne Schuld daran, wenn einzelne Ka-band-programme auf 16 Grad Ost nicht empfangen werden.
Kompromiss
Der schielende Satellitenempfang bleibt stets ein Kompromiss. Zumindest, wenn keine speziell geformten Multifeed-antennen zum Einsatz kommen. Solange die angepeilten Satelliten ausreichend stark senden, fällt die verminderte Signalstärke abseits des Brennpunks nicht sonderlich auf. Die Ka-bänder auf 7 und 16 Grad Ost sind jedoch überaus anspruchsvoll und verlangen ein Höchstmaß an Präzision. Diese verlassen wir beim Schielenden Empfang ganz bewusst. So war auch uns bewusst, dass wir zum Vergleich im Zentrum des Spiegels eingebauten LNB einiges an Power, nämlich in etwa 1 db und meist sogar mehr, verlieren. Gleichzeitig gehen damit die schwächsten Frequenzen verloren. Denn mit einem im Brennpunkt montierten KA-BAND-LNB sind mit 120 cm unter optimalen Voraussetzungen jedenfalls mehr als 11 empfangbare Frequenzen möglich.
90 contra 120 cm
Unsere Versuche, mit 90 cm schielenden Ka-band-empfang zu realisieren, führten zu sehr ernüchternden Ergebnissen. Umso überraschter waren Wir, wie gut die schielende Lösung mit 120 cm funktioniert. Trotz dem der KA-BAND-LNB mit 5 Grand schon ziemlich weit weg vom Brennpunkt war, schlug er immer noch unsere besten Empfangsresultate, die wir je mit 90 cm erreichen konnten. Auch im Langzeittest bewährte sich die schielende Lösung, die selbst bei Schlechtwetter für meist zweistellige db-werte sorgte. Etwas, wovon wir mit der 90er-antenne nur träumen konnten. Mit 120 cm lohnt sich der Aufwand also durchaus.