Made in Germany: Polytron vorgestellt
Im zurückliegenden Jahr feiert der renommierte Hersteller Polytron aus Bad Wildbad sein 50-jähriges Firmenjubiläum. Ein halbes Jahrhundert, das insbesondere in den letzten Jahren von einem enormen technischen Wandel im Tv-bereich begleitet wurde, war auch
Der Mittelstand in Deutschland ist das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Umso unverständlicher ist es, dass offenbar die Politik diesem wichtigen Wirtschaftszweig kaum noch Beachtung schenkt und die Unternehmer mehr oder weniger im Regen stehen lässt. Wolfgang Schlüter, Geschäftsführer des Familienunternehmens, kann ein Lied von fragwürdigen Eu-bestimmungen aus Brüssel singen. Gerade schlägt er sich mit geänderten Brandschutzvorschriften für die Firmengebäude am Rande von Bald Wildbad herum. Dabei dürften diese aufgrund ihrer markanten Bauart mit Holzverkleidung eher schon als Industriedenkmäler gelten. Dennoch steht aus Brandschutzgründen eine kostenintensive Komplettsanierung ins Haus, die für ein mittelständiges Unternehmen schon in Richtung Existenzbedrohung gehen kann. Nicht die einzigen Sorgen, die Wolfgang Schlüter derzeit mit sich herumträgt. Das sah in den 1960er Jahren freilich noch ganz anders aus. Damals gründete Dipl. Ing. Kurt Wolf das Unternehmen Polytron und brachte schon damals einige innovative Produkte auf den Markt.
Gründung 1966
Lange vor dem Boom des Satellitendirektempfangs stand hier unter anderem konventionelle Empfangstechnik auf terrestrischer Basis auf dem Produktionsplan. So baute Polytron damals erfolgreich Antennenverstärker und Uhf-vhf-umsetzer. Auch die erste Druckguss-antennendose und die ersten Steckernetzteile wurden von Polytron erfunden und weltweit erfolgreich vermarktet. Leider versäumte Kurt Wolf es damals, die Erfindungen als Patente anzumelden. Mit Beginn des Kabelbooms und Satellitenempfangs spezialisierte sich das Unternehmen schließlich auf Empfangstechnik und hier vor allem
auf Kopfstationen zum Umsetzen von Satellitensignalen für Kabelnetze. Später wurde das Unternehmen von Wolfgang Schlüter übernommen und konsequent weiter in die Zukunft geführt. Als Familienunternehmen sind inzwischen auch Tochter und Sohn von Wolfgang Schlüter in Schlüsselpositionen des Unternehmens tätig.
Alls an einem Ort
Inzwischen sind 45 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig. Dabei setzt Polytron auf den Standort Bad Wildbad. Hier im Gewerbegebiet sind Entwicklung, Produktion und Vertrieb alle unter dem gleichen Dach oder besser gesagt unter mehreren Dächern untergebracht. Denn Polytron betreibt hier zwei Firmengebäude. In einem hat übrigens Firmengründer Kurt Wolf jahrzehntelang gewohnt, bevor er sich auf dem Berg ein eigenes Haus baute. Dieser Berg sollte später auch noch für die Entwickler von Polytron zu einem wichtigen Forschungsort werden. Als nämlich DVB-T in Deutschland eingeführt wurde, entwickelte auch Polytron Kopfstationen und Umsetzer für diesen Standard. Allerdings war der Empfang im engen Schwarzwaldtal nicht möglich und stellte damit die Entwicklungsabteilung vor ein Problem. Auf dem Berg hingegen konnte DVB-T empfangen werden. Kurzerhand wurde in einem leerstehenden Hotel auf eben diesem Berg ein Zimmer angemietet und das komplette Equipment dorthin gerbracht. Eine ganze Weile war dann dieses Hotelzimmer praktisch der Horchposten von Polytron, um an der Entwicklung von DVB-T teilhaben zu können. Auch heute erinnert sich Manfred Jäger in seiner Position als Direktor Forschung und Entwicklung noch gut an diese Ausweichzweigstelle von Polytron.
Fachkräftemangel
Wie überall hat auch Polytron Probleme mit dem Nachwuchs. Zwar bildet das Unternehmen auch aus, aber bei weitem nicht jeder Auszubildende mag danach im abge- schiedenen Tal von Bad Wildbad bleiben. Die Suche nach Fachkräften ist für Wolfgang Schlüter daher auch immer mit Überzeugungsarbeit für den Standort Bad Wildbad verbunden. Aber, wer einmal im Unternehmen etabliert ist, der bleibt meist auch. So kann sich Polytron zumindest über eine höhere Fluktuation nicht beschweren.
Kopfstellen als Kerngeschäft
Nach wie vor stehen Kopfstellen ganz oben auf der Produktliste von Polytron. Vor allem kleinere Kabelnetze wie etwa in Krankenhäusern, Hotels oder anderen Gebäuden stehen im Fokus der Entwicklung. Hier stellt Manfred Jäger vor allem die universelle Kopfstation PCU 4000 in den Vordergrund. Eine universelle Kopfstation, die DVB-S(2), DVB-T(2) und DVB-C in DVB-C und
Dvb-t-datenströme wandeln kann. Die eingebauten vier Tuner können mit den Signalen bestückt werden und somit 4 Transponder wandeln. Ein Mischbetrieb ist dabei ebenso möglich wie der reine Satellitenempfang. Vier fest verbaute Ci-plus-steckplätze erlauben sogar das Entschlüsseln und uncodierte Einspeisen von PayTV in das Kabelnetz. Diese Pcu-serie soll künftig auch weiter ausgebaut und mit der PCU 8000 (8 Sat-tuner), der PCU 16000 (16 Sat-tuner) und der netzwerkbasierten PCU 4000 IP komplettiert werden.
Wandel der nächsten Jahre
Bei allem Rückblick auf die letzten 50 Jahre schaut Polytron natürlich auch in die Zukunft. Natürlich weiß niemand, wie sich die Tv-landschaft wandeln wird. Dass es aber passiert, ist sicher. Ob der Trend nun komplett zu IPTV geht oder das lineare Fernsehen bald der Vergangenheit angehört – keiner weiß das genau. Deshalb gehen die Planungen in verschiedene Richtungen bis hin zur kompletten virtuellen Kopfstation. Wichtig für das Überleben von Polytron sind dabei natürlich auch verlässliche Partner, die Komponenten in Bad Wildbad produzieren lassen. So sorgt schon mehrere Jahre der renommierte Audio-anbieter Sennheiser mit kontinuierlichen Aufträgen für ein „Grundrauschen“, wie es Manfred Jäger passend erklärte. Und auch Spezialaufträge stehen immer mal wieder auf der Agenda. Zum Beispiel die Versorgung einer Reihenhaussiedlung über eine Empfangsanlage mit optischem LNB. Wir wünschen jedenfalls Polytron viel Erfolg für die Zukunft und gratulieren zum 50-Jährigen.