Versteckte SatSignale empfangen
Neben herkömmlichen DVB-S- und -S2-signalen, die für den Allgemeinempfang bestimmt sind, gibt es eine Reihe weiterer Signale in abweichenden Normen, die nicht für uns bestimmt sind.
Sie sind unsichtbar und nur für bestimmte Adressaten bestimmt: Versteckte Signale über Satellit.
Zu ihnen zählen Multistreamsignale, die auch als T2-MI bekannt sind. Sie dienen zur Zuführung zu Dvb-t/t2-senderstandorten. Mit herkömmlichen Geräten können diese nicht dargestellt werden. Wir zeigen Ihnen, auf welchen Satelliten T2-MI bereits vertreten ist und wie Sie sie dennoch empfangen können. Mit herkömmlichen Sat-receivern ist an Multistream-übertragungen nicht ranzukommen. Für sie braucht
es bislang noch spezielle Pc-receiver, wie die TBS-5925Usb-sat-karte. Sie wird üblicherweise an Computern mit Spezialsoftware, wie EBS Pro oder Crazyscan betrieben. Inzwischen arbeitet sie auch schon mit mehreren, speziell programmierten Linux-receivern zusammen, die die Usb-sat-karte als zusätzlichen Tuner erkennen. Seine Steuerung erfolgt über die Menüoberfläche des Receivers. Sie unterscheidet sich von der der eingebauten Tuner nur durch weitere Einstellmöglichkeiten beim Manuellen Sendersuchlauf. Wir sind der Frage nachgegangen, ob es beim Empfang von Multistream-transpondern über Pc-softwares oder über eine Linux-box Unterschiede gibt.
9 Grad Ost
Auf Eutelsat 9B auf 9 Grad Ost findet sich auf 12,341 GHZ vertikal ein Multistream-transponder. Seine Besonderheit: Er wird, anders als von Ms-transpondern auf anderen Satelliten gewohnt, mit Pc-softwares nicht per Blindscan gefunden. Es genügt auch nicht, wenn man bei EBS Pro oder Crazyscan versucht, den Transponder für einen Log in der Spektrumskurve einfach anzuklicken. EBS Pro quittiert dies mit einem „No lock“und ohne jegliche Parameter im als Fenster geöffneten Signal Analyzer. In ihm findet sich unter „BS Mode“unterhalb der Felder für die manuelle Frequenzund Polarisationseingabe ein kleiner, mit „Advanced“beschrifteter Kasten. In ihm befindet sich das erweiterte Einstellmenü. In seinen Grundeinstellungen befindet sich „PL Scrambling“auf „Off“. Für unseren Transponder ist hier laut den Angaben in internationalen Sat-frequenzlisten „Root“und daneben die Zahl „8“einzugeben. Erst jetzt ist durch drücken von „Search Carrier“ein erneuter Suchlauf zu starten. Diesmal ist er erfolgreich. Binnen weniger Sekunden wird der Transponder geloggt und der Programmwiedergabe steht nichts im Wege. Ähnlich verhält es sich auch bei Crazyscan. Per Blindscan wird hier der Ms-transponder auf 12,341 GHZ vertikal ebenfalls nicht erkannt. Bei diesem Programm führt der Weg ebenfalls über das zunächst erfolglose manuelle anklicken des Transponders im Spektrum. Im Fenster „Carrier search an Constellation monitoring“sind rechts oben einige Zeilen unter Frequenzeingabe die Multistream-parameter „PL Scramble code“und die dazugehörige Zahl, also wieder „Root“und „8“einzugeben. Danach klappt auch hier der Empfang.
10 Grad Ost
Auf Eutelsat 10A auf 10 Grad Ost wird der Multistream-transponder auf 10,747 GHZ vertikal von unseren Pc-softwares sofort erkannt. Eine vorherige Eingabe der Pls-parameter ist nicht erforderlich. Anders als auf 9 Grad Ost, werden hier aber nicht mehrere Programme in einem Paket, sondern einzeln übertragen. Um sie auswählen zu können, ist vor dem Start des Players
die Mis-adresse zu ändern. Alle auf der empfangenen Frequenz aktiven Mis-adressen werden im Zuge des Suchlaufs bereits erkannt und sind im EBS-PRO-SIGnal-analyzer in der letzten Zeile der rechten Spalte auszuwählen. Crazyscan erlaubt beim Multistream-empfang am 10 Grad Ost dieselbe komfortable Bedienung. Die MIS-ADresse ist bei dieser Software bei geöffnetem Konstellationsdiagramm-fenster im rechten unteren Bereich unter „Input stream“auszuwählen. Wird die Sat-pc-karte an einem geeigneten Linux-receiver via USB betrieben, ist für Multistream-transponder die manuelle Kanalsuche zu bemühen. Bei ihr sind alle erforderlichen Ms-parameter manuell einzugeben. Werden auf einer Frequenz Stationen mit mehreren Multistream-adressen, wie auf der 10,747 GHZ vertikal auf 10 Grad Ost, ausgestrahlt, ist für jede ein separater Sendersuchlauf vorzunehmen. Per Blindscan wurden unsere Ms-programme nicht gefunden.
4,9 Grad Ost
Astra 4A auf 4,9 Grad Ost beherbergt auf zwei Frequenzen je zwei ukrainische Multistream-pakete. Sie dienen zur Dvb-t-zuführung. Egal ob per automatischen oder manuellen Sendersuchlauf, EBS Pro und Crazyscan finden die beiden Ms-transponder auf 12,188 und 12,341 GHZ horizontal ohne Eingabe der Ms-daten. Die Wiedergabe der beiden Programmpakete auf 12,188 und des ersten auf 12,341 GHZ horizontal scheitern dennoch. Der Vlc-player zeigt nur ein Schwarzbild und bietet auch keine Senderliste an. Lediglich das zweite MS-PAket auf 12,341 GHZ lässt sich ohne Einschränkungen abspielen. Wird die TBS-5925-USB-KARTE an unserer Linux-box als zusätzlicher Tuner betrieben, zeigt sie zunächst dasselbe Verhalten. Mit ihr werden die Programme des zweiten Ms-pakets auf 12,341 GHZ horizontal zwar eingelesen. Sie werden aber nicht abgespielt. Mit dem 4T2-content Analyser scheitern wir an den ersten Paketen beider Frequenzen ebenfalls. Die Software erkennt nicht einmal deren Datenströme. Immerhin gelingt es uns nach mehreren Anläufen, auf 12,188 GHZ vertikal das Paket mit der Multistreamadresse 20 soweit auszulesen, dass zumindest die in ihm enthaltenen Stationen gelistet wurden. Dennoch hat es der 4T2-content Analyser nicht geschafft, die Audio- und Videofiles dieser Programme auszuwerten. Womit es anstatt zu einer Wiedergabe stets zu einem Rechnerabsturz kam.
45 Grad Ost
Auf Intelsat 12 ist mit der 11,586 GHZ vertikal ein Multistream-transponder on Air. Er enthält zwei bulgarische Pakete. Ähnlich, wie bereits auf 9 Grad Ost, versagt hier bei Crazyscan und EBS Pro der Blindscan. Der Transponder erfordert beim Blindscan die Eingabe der grundlegenden Ms-parameter „Root“und die Adresszahl „218997“. Sie entscheiden darüber, ob der Trans-
ponder mit gerade einmal 0,5 db erahnbar oder mit 19 db perfekt empfangen und selbstverständlich auch wiedergegeben wird. Auch der Empfang mit der Tbs-karte über die Linux-box klappt wie am Schnürchen.
5 Grad West
Auf Eutelsat 5 West A kommt Multistream so häufig, wie auf keiner anderen Satellitenposition zum Einsatz. Alleine der italienische Staatssender RAI strahlt auf fünf Frequenzen über 20 Multistream-pakete aus. Darüber werden unter anderem beinahe alle Rai-regional-tv-programme übertragen. Vier weitere Frequenzen mit acht Ms-paketen werden von italienischen Privatsendern genutzt. Diese sind aber teilweise codiert. Zuletzt werden über zwei weitere Frequenzen sechs, großteils freie Ms-pakete mit den wichtigsten französischen Programmen ausgestrahlt. Spannend sind diese Pakete vor allem, weil über sie die wichtigsten Programme beider Länder, teils sogar in HD, frei zu bekommen sind. Mit normalem Equipment sind sie indes nur noch codiert zu empfangen. Keines der neun Multistream-signale von 5 Grad West wird von Crazyscan oder EBS Pro per Blindscan gefunden. Sie alle fordern die manuelle Eingabe der Ms-parameter. Nicht alle Pakete reagieren gleich. So mussten wir etwa auf der 11,675 GHZ horizontal bis zu sechs Sekunden warten, ehe die Wiedergabe der Fernsehprogramme startete. Die 12,606 und 12,648 GHZ vertikal stellten eine gewisse Herausforderung dar. Es braucht mehrere Anläufe, ehe die auf ihnen vertretenen italienischen und französischen Pakete zu laufen kommen. Der zweite Stream auf 12,606 GHZ vertikal kann sogar einen Neustart des Rechners und des Usb-receivers erforderlich machen. Mit unserer Linux-box und der Tbs-karte dürfen wir uns auf allen Frequenzen eines absolut problemlosen Empfangs erfreuen. Lediglich auf der 11,637 GHZ vertikal werden nur die ersten fünf Stream-adressen über unsere Linux-box empfangen.
12,5 Grad West
Auf dem auf 12,5 Grad West positionierten Eutelsat 12 West B werden auf 12,556 GHZ vertikal und 12,718 GHZ horizontal zwei, beziehungsweise vier Multistream-pakete übertragen. Sie werden mit EBS Pro und Crazyscan bereits per Blindscan eingelesen. Womit keine Eingabe der Ms-parameter erforderlich ist. Lediglich zum Wechsel zwischen den einzelnen Streams ist deren Kennzahl in den Softwares einzugeben. Die 12,718 GHZ ist die attraktivere Frequenz. Auf ihr werden an die 30 kleinere italienische Privat-tv-stationen und mehrere Radios verbreitet. Die 12,566 GHZ beherbergen indes zwei algerische Programme. Sie alle werden von beiden Pc-softwares problemlos wiedergegeben. Mit der am Linux-receiver angeschlossenen Tbs-sat-karte ist uns weniger Erfolg beschert. Zwar werden die beiden, auf 12,556 GHZ vertikal übertragenen Programme vom manuellen Sendersuchlauf eingelesen. Mehr aus ein Pixelgewitter und stockendes Audio, können wir dem unter MS: 1 ausgestrahlten Sender nicht entlocken. Unter MS: 2 gibt es überhaupt nur bruchstückhaft den TV-TON zu hören. Auf der 12,718 GHZ horizontal versagt unsere sonst so komfortable Linux-lösung zur Gänze. Es wird keines der vier Multistream-pakete auch nur eingelesen.
30 Grad West
Auf Hispasat, 30 Grad West, ist auf 11,491 GHZ vertikal ein Multistream-transponder aufgeschaltet. Er enthält in einem Stream die Regionalsender TV Castillia La Mancha in SD und HD, La Regional de CLM, sowie mehrere Lokalversionen von Radio Castillia.dieser Transponder wird per
automatischen Blindscan mit EBS Pro und Crazyscan übergangen. Versucht man, ihn aus dem Spektrum manuell zu loggen, misslingt dies. Allerdings wird, anders als auf anderen Orbitpositionen, bereits die tatsächliche Signalstärke angezeigt. Der Empfang und die Wiedergabe gelingen erst nach der Eingabe der Ms-parameter per manuellen Suchlauf.
Fazit
An der Linux-box gelingt, wie allgemein bei Multistream, der Empfang nur über den manuellen Sendersuchlauf. Auch über diesen Weg werden alle Programme in dem besinderen Übertragungsmodi störungsfrei am Tv-bildschirm angezeigt.