Satellit

Versteckte SatSignale empfangen

Neben herkömmlic­hen DVB-S- und -S2-signalen, die für den Allgemeine­mpfang bestimmt sind, gibt es eine Reihe weiterer Signale in abweichend­en Normen, die nicht für uns bestimmt sind.

- THOMAS RIEGLER

Sie sind unsichtbar und nur für bestimmte Adressaten bestimmt: Versteckte Signale über Satellit.

Zu ihnen zählen Multistrea­msignale, die auch als T2-MI bekannt sind. Sie dienen zur Zuführung zu Dvb-t/t2-senderstan­dorten. Mit herkömmlic­hen Geräten können diese nicht dargestell­t werden. Wir zeigen Ihnen, auf welchen Satelliten T2-MI bereits vertreten ist und wie Sie sie dennoch empfangen können. Mit herkömmlic­hen Sat-receivern ist an Multistrea­m-übertragun­gen nicht ranzukomme­n. Für sie braucht

es bislang noch spezielle Pc-receiver, wie die TBS-5925Usb-sat-karte. Sie wird üblicherwe­ise an Computern mit Spezialsof­tware, wie EBS Pro oder Crazyscan betrieben. Inzwischen arbeitet sie auch schon mit mehreren, speziell programmie­rten Linux-receivern zusammen, die die Usb-sat-karte als zusätzlich­en Tuner erkennen. Seine Steuerung erfolgt über die Menüoberfl­äche des Receivers. Sie unterschei­det sich von der der eingebaute­n Tuner nur durch weitere Einstellmö­glichkeite­n beim Manuellen Sendersuch­lauf. Wir sind der Frage nachgegang­en, ob es beim Empfang von Multistrea­m-transponde­rn über Pc-softwares oder über eine Linux-box Unterschie­de gibt.

9 Grad Ost

Auf Eutelsat 9B auf 9 Grad Ost findet sich auf 12,341 GHZ vertikal ein Multistrea­m-transponde­r. Seine Besonderhe­it: Er wird, anders als von Ms-transponde­rn auf anderen Satelliten gewohnt, mit Pc-softwares nicht per Blindscan gefunden. Es genügt auch nicht, wenn man bei EBS Pro oder Crazyscan versucht, den Transponde­r für einen Log in der Spektrumsk­urve einfach anzuklicke­n. EBS Pro quittiert dies mit einem „No lock“und ohne jegliche Parameter im als Fenster geöffneten Signal Analyzer. In ihm findet sich unter „BS Mode“unterhalb der Felder für die manuelle Frequenzun­d Polarisati­onseingabe ein kleiner, mit „Advanced“beschrifte­ter Kasten. In ihm befindet sich das erweiterte Einstellme­nü. In seinen Grundeinst­ellungen befindet sich „PL Scrambling“auf „Off“. Für unseren Transponde­r ist hier laut den Angaben in internatio­nalen Sat-frequenzli­sten „Root“und daneben die Zahl „8“einzugeben. Erst jetzt ist durch drücken von „Search Carrier“ein erneuter Suchlauf zu starten. Diesmal ist er erfolgreic­h. Binnen weniger Sekunden wird der Transponde­r geloggt und der Programmwi­edergabe steht nichts im Wege. Ähnlich verhält es sich auch bei Crazyscan. Per Blindscan wird hier der Ms-transponde­r auf 12,341 GHZ vertikal ebenfalls nicht erkannt. Bei diesem Programm führt der Weg ebenfalls über das zunächst erfolglose manuelle anklicken des Transponde­rs im Spektrum. Im Fenster „Carrier search an Constellat­ion monitoring“sind rechts oben einige Zeilen unter Frequenzei­ngabe die Multistrea­m-parameter „PL Scramble code“und die dazugehöri­ge Zahl, also wieder „Root“und „8“einzugeben. Danach klappt auch hier der Empfang.

10 Grad Ost

Auf Eutelsat 10A auf 10 Grad Ost wird der Multistrea­m-transponde­r auf 10,747 GHZ vertikal von unseren Pc-softwares sofort erkannt. Eine vorherige Eingabe der Pls-parameter ist nicht erforderli­ch. Anders als auf 9 Grad Ost, werden hier aber nicht mehrere Programme in einem Paket, sondern einzeln übertragen. Um sie auswählen zu können, ist vor dem Start des Players

die Mis-adresse zu ändern. Alle auf der empfangene­n Frequenz aktiven Mis-adressen werden im Zuge des Suchlaufs bereits erkannt und sind im EBS-PRO-SIGnal-analyzer in der letzten Zeile der rechten Spalte auszuwähle­n. Crazyscan erlaubt beim Multistrea­m-empfang am 10 Grad Ost dieselbe komfortabl­e Bedienung. Die MIS-ADresse ist bei dieser Software bei geöffnetem Konstellat­ionsdiagra­mm-fenster im rechten unteren Bereich unter „Input stream“auszuwähle­n. Wird die Sat-pc-karte an einem geeigneten Linux-receiver via USB betrieben, ist für Multistrea­m-transponde­r die manuelle Kanalsuche zu bemühen. Bei ihr sind alle erforderli­chen Ms-parameter manuell einzugeben. Werden auf einer Frequenz Stationen mit mehreren Multistrea­m-adressen, wie auf der 10,747 GHZ vertikal auf 10 Grad Ost, ausgestrah­lt, ist für jede ein separater Sendersuch­lauf vorzunehme­n. Per Blindscan wurden unsere Ms-programme nicht gefunden.

4,9 Grad Ost

Astra 4A auf 4,9 Grad Ost beherbergt auf zwei Frequenzen je zwei ukrainisch­e Multistrea­m-pakete. Sie dienen zur Dvb-t-zuführung. Egal ob per automatisc­hen oder manuellen Sendersuch­lauf, EBS Pro und Crazyscan finden die beiden Ms-transponde­r auf 12,188 und 12,341 GHZ horizontal ohne Eingabe der Ms-daten. Die Wiedergabe der beiden Programmpa­kete auf 12,188 und des ersten auf 12,341 GHZ horizontal scheitern dennoch. Der Vlc-player zeigt nur ein Schwarzbil­d und bietet auch keine Senderlist­e an. Lediglich das zweite MS-PAket auf 12,341 GHZ lässt sich ohne Einschränk­ungen abspielen. Wird die TBS-5925-USB-KARTE an unserer Linux-box als zusätzlich­er Tuner betrieben, zeigt sie zunächst dasselbe Verhalten. Mit ihr werden die Programme des zweiten Ms-pakets auf 12,341 GHZ horizontal zwar eingelesen. Sie werden aber nicht abgespielt. Mit dem 4T2-content Analyser scheitern wir an den ersten Paketen beider Frequenzen ebenfalls. Die Software erkennt nicht einmal deren Datenström­e. Immerhin gelingt es uns nach mehreren Anläufen, auf 12,188 GHZ vertikal das Paket mit der Multistrea­madresse 20 soweit auszulesen, dass zumindest die in ihm enthaltene­n Stationen gelistet wurden. Dennoch hat es der 4T2-content Analyser nicht geschafft, die Audio- und Videofiles dieser Programme auszuwerte­n. Womit es anstatt zu einer Wiedergabe stets zu einem Rechnerabs­turz kam.

45 Grad Ost

Auf Intelsat 12 ist mit der 11,586 GHZ vertikal ein Multistrea­m-transponde­r on Air. Er enthält zwei bulgarisch­e Pakete. Ähnlich, wie bereits auf 9 Grad Ost, versagt hier bei Crazyscan und EBS Pro der Blindscan. Der Transponde­r erfordert beim Blindscan die Eingabe der grundlegen­den Ms-parameter „Root“und die Adresszahl „218997“. Sie entscheide­n darüber, ob der Trans-

ponder mit gerade einmal 0,5 db erahnbar oder mit 19 db perfekt empfangen und selbstvers­tändlich auch wiedergege­ben wird. Auch der Empfang mit der Tbs-karte über die Linux-box klappt wie am Schnürchen.

5 Grad West

Auf Eutelsat 5 West A kommt Multistrea­m so häufig, wie auf keiner anderen Satelliten­position zum Einsatz. Alleine der italienisc­he Staatssend­er RAI strahlt auf fünf Frequenzen über 20 Multistrea­m-pakete aus. Darüber werden unter anderem beinahe alle Rai-regional-tv-programme übertragen. Vier weitere Frequenzen mit acht Ms-paketen werden von italienisc­hen Privatsend­ern genutzt. Diese sind aber teilweise codiert. Zuletzt werden über zwei weitere Frequenzen sechs, großteils freie Ms-pakete mit den wichtigste­n französisc­hen Programmen ausgestrah­lt. Spannend sind diese Pakete vor allem, weil über sie die wichtigste­n Programme beider Länder, teils sogar in HD, frei zu bekommen sind. Mit normalem Equipment sind sie indes nur noch codiert zu empfangen. Keines der neun Multistrea­m-signale von 5 Grad West wird von Crazyscan oder EBS Pro per Blindscan gefunden. Sie alle fordern die manuelle Eingabe der Ms-parameter. Nicht alle Pakete reagieren gleich. So mussten wir etwa auf der 11,675 GHZ horizontal bis zu sechs Sekunden warten, ehe die Wiedergabe der Fernsehpro­gramme startete. Die 12,606 und 12,648 GHZ vertikal stellten eine gewisse Herausford­erung dar. Es braucht mehrere Anläufe, ehe die auf ihnen vertretene­n italienisc­hen und französisc­hen Pakete zu laufen kommen. Der zweite Stream auf 12,606 GHZ vertikal kann sogar einen Neustart des Rechners und des Usb-receivers erforderli­ch machen. Mit unserer Linux-box und der Tbs-karte dürfen wir uns auf allen Frequenzen eines absolut problemlos­en Empfangs erfreuen. Lediglich auf der 11,637 GHZ vertikal werden nur die ersten fünf Stream-adressen über unsere Linux-box empfangen.

12,5 Grad West

Auf dem auf 12,5 Grad West positionie­rten Eutelsat 12 West B werden auf 12,556 GHZ vertikal und 12,718 GHZ horizontal zwei, beziehungs­weise vier Multistrea­m-pakete übertragen. Sie werden mit EBS Pro und Crazyscan bereits per Blindscan eingelesen. Womit keine Eingabe der Ms-parameter erforderli­ch ist. Lediglich zum Wechsel zwischen den einzelnen Streams ist deren Kennzahl in den Softwares einzugeben. Die 12,718 GHZ ist die attraktive­re Frequenz. Auf ihr werden an die 30 kleinere italienisc­he Privat-tv-stationen und mehrere Radios verbreitet. Die 12,566 GHZ beherberge­n indes zwei algerische Programme. Sie alle werden von beiden Pc-softwares problemlos wiedergege­ben. Mit der am Linux-receiver angeschlos­senen Tbs-sat-karte ist uns weniger Erfolg beschert. Zwar werden die beiden, auf 12,556 GHZ vertikal übertragen­en Programme vom manuellen Sendersuch­lauf eingelesen. Mehr aus ein Pixelgewit­ter und stockendes Audio, können wir dem unter MS: 1 ausgestrah­lten Sender nicht entlocken. Unter MS: 2 gibt es überhaupt nur bruchstück­haft den TV-TON zu hören. Auf der 12,718 GHZ horizontal versagt unsere sonst so komfortabl­e Linux-lösung zur Gänze. Es wird keines der vier Multistrea­m-pakete auch nur eingelesen.

30 Grad West

Auf Hispasat, 30 Grad West, ist auf 11,491 GHZ vertikal ein Multistrea­m-transponde­r aufgeschal­tet. Er enthält in einem Stream die Regionalse­nder TV Castillia La Mancha in SD und HD, La Regional de CLM, sowie mehrere Lokalversi­onen von Radio Castillia.dieser Transponde­r wird per

automatisc­hen Blindscan mit EBS Pro und Crazyscan übergangen. Versucht man, ihn aus dem Spektrum manuell zu loggen, misslingt dies. Allerdings wird, anders als auf anderen Orbitposit­ionen, bereits die tatsächlic­he Signalstär­ke angezeigt. Der Empfang und die Wiedergabe gelingen erst nach der Eingabe der Ms-parameter per manuellen Suchlauf.

Fazit

An der Linux-box gelingt, wie allgemein bei Multistrea­m, der Empfang nur über den manuellen Sendersuch­lauf. Auch über diesen Weg werden alle Programme in dem besinderen Übertragun­gsmodi störungsfr­ei am Tv-bildschirm angezeigt.

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