Indirekter Satellitenempfang im Praxisworkshop
Bislang haben wir gelernt, dass der Sat-empfang nur klappt, wenn die Schüssel direkt auf den Satelliten ausgerichtet ist. Je exakter, umso stärker kommt das Signal.
Wir sind der Frage nachgegangen, ob auch indirekter Sat-empfang möglich ist. Lassen sich die himmlischen Signale umleiten und über Reflexionen empfangen?
Reflexionsprinzip
Das Reflexionsprinzip ist vielleicht noch aus der Schulzeit ein Begriff. Es besagt, dass der Einfallswinkel gleich dem Ausfallswinkel ist. Leuchtet man mit einer Taschenlampe von der Seite auf einen Spiegel mit einem Winkel von zum Beispiel 45 Grad, wird das Licht von ihm mit demselben Winkel zur gegenüberliegenden Seite reflektiert. Was mit Licht an einem Spiegel funktioniert, klappt auch mit elektromagnetischen Wellen, also allgemein Funksignalen. Diese werden jedoch an Metallflächen reflektiert. Nach diesem Prinzip funktionieren bereits alle Reflektoren unserer Sat-schüsseln. Da die Reflektoren gebogen sind, bündeln sie die vom Himmel kommenden parallelen Signale zu einem Punkt, an dem sie konzentriert vom LNB verarbeitet werden. Bei den heute kaum noch anzutreffenden Sat-antennen mit Subreflektor wird das Satellitensignal sogar zweimal auf dem Weg zum LNB reflektiert. Trotzdem müssen alle unsere Schüsseln auf die zu empfangenden Satelliten direkt ausgerichtet sein.
Signale umlenken
Zum Umlenken von Sat-signalen braucht es eine ebene metallische Reflexionsfläche. Wir nutzen für unsere Versuche eine rund 48×45 cm große Metallplatte. Sie reicht, um den Reflektor einer kleinen 35-cm-campingschüssel mit reflektierten Funksignalen zu „bestrahlen“. In unserem ersten Versuch wollen wir das Satellitensignal um rund 90 Grad umlenken. Dazu muss die Reflek-
torplatte mit einem Winkel von 45 Grad auf den Satelliten ausgerichtet sein. Was in unserem Fall grob nach Augenmaß erfolgt. Wurde die Reflektorplatte zum Empfang eines der südlichen Satelliten so aufgestellt, dass sie nach Südwesten zeigt, muss die Schüssel grob nach Osten ausgerichtet sein. Wobei sie den Blechreflektor von der Seite anpeilt. Sie darf also nicht vor ihm stehen.
Wo ist das Signal?
Beim Ausrichten des Spiegels auf die reflektierten Sat-signale ist so richtig tricky. Denn aufgrund ihrer bescheidenen Größe spiegelt sie die elektromagnetischen Wellen nur in einen ganz bestimmten Bereich. Genau in diesen ist die Schüssel zu bringen. Sie einfach nur nach links oder rechts zu schwenken, bringt da gar nichts. ihr Standfuß muss in die richtige Position gebracht werden. Weiter ist die Montagehöhe der Sat-antenne zu berücksichtigen. Nachdem die Funkwellen vom Satelliten von schräg oben auf die Metallplatte treffen, werden sie schräg nach unten gespiegelt. Je weiter die Schüssel von der Reflektorplatte entfernt ist, umso weiter unten muss die Antenne angebracht sein. +Die Antennenhöhe wird auch davon beeinflusst, mit welcher Schräge die Metallplatte montiert wurde. Zeigt sie schräg nach unten, muss die Antenne noch weiter nach unten gerückt werden. Gleichzeitig ist ein höherer Elevationswinkel einzustellen als er bei direkter Ausrichtung oder bei senkrecht stehender Metallplatte erforderlich wäre. Zeigt das Blech nach oben, muss auch die Schüssel etwas weiter rauf. Außerdem ist eine geringere Reflexion einzustellen.
Schwierig einzustellen
Je kleiner eine Sat-schüssel ist, umso größer ist ihr Öffnungswinkel und umso schneller ist sie auf den Wunschsatelliten ausgerichtet. Üblicherweise ist sie nach wenigen Minuten einsatzbereit. Das trifft auf sie nicht annähernd zu, wenn mit ihr bereits reflektierte Signale empfangen werden sollen. Denn je größer der Reflexionswinkel ist, umso schwächer wird das Signal. Dass man auf einen Satelliten getroffen ist, kann man relativ bald anhand der eindeutig erkennbaren Höcker in der Spektrumskurve erkennen. Ihre Signalstärke kann aber arg zu wünschen übrig lassen. Was sich besonders bei sehr kleinen Schüsseln, so wie bei unserer und noch dazu einer verhältnismäßig kleinen Reflexionsfläche, arg rächt. Da braucht es schon einiges an Fingerspitzengefühl, bis die richtige Antennenposition und –höhe, sowie die beste Elevation gefunden sind. Selbstverständlich ist die Schüssel auch nach links und rechts zu schwenken, bis das höchstmögliche Signal erreicht ist.
Überraschungseffekt inklusive
Im Süden sehen die Spektren der populärsten Satellitenpositionen recht ähnlich aus. Welchen man schließlich erwischt hat, stellt sich erst fest, wenn das Signal für einen erfolgreichen Empfang reicht. So haben wir bei unserem
90-Grad-schielempfang anstatt Astra 19,2 Grad Ost Eutelsat Hot Bird auf 13 Grad Ost getroffen. Vom Aufstellungsort der Antenne kann immer nur eine Orbitposition empfangen werden. Um benachbarte Satelliten zu erreichen, muss die gesamte Antennenposition und –einstellung verändert werden. Schließlich werden deren Signale von der Metallplatte mit einem anderen Winkel reflektiert.
Empfang
Mit 90 Grad Ablenkung war der Empfang mit unserem Testequipment absolut grenzwertig. Nur rund 4,5 bis 5,5 db über Grundrauschen verraten uns, dass hier eine größere Antenne und ein größeres Reflexionsblech gefragt wären.
Sat-empfang von hinten
Im Vergleich zum rechtwinkeligen, gelingt der Sat-empfang von hinten relativ leicht. Das setzt voraus, dass die Reflektorplatte exakt auf den gewünschten Satelliten ausgerichtet ist. Dies lässt sich leicht mit einer am Smartphone installierten Gratis-kompass-app bewerkstelligen. Um uns das rechnen zu sparen, haben wir zuerst unsere Campingantenne direkt auf den Wunschsatelliten eingestellt und mit der App die Winkelstellung des Reflektors ermittelt. Anschließend haben wir die Blechplatte auf denselben Winkel ausgerichtet. Nun braucht vor ihr nur noch die Antenne platziert und die passende Höhe gefunden werden. Die Feineinstellung geht anschließend vergleichsweise leicht von der Hand. Auch deshalb, weil wir mit dieser Variante deutlich höhere Signalstärken erreichen. Mit dem Blindscan werden auf 13 Grad Ost immerhin 70 von 97 aktiven Transponder eingelesen. Die meisten erreichen Signalstärken von etwa 8 bis 9,6 db über Grundrauschen. Womit einwandfreier Empfang gewährleistet ist. Mehr dürfen wir uns von unserer Minischüssel auch bei direkter Ausrichtung auf den Satelliten kaum erwarten.
Praktischer Nutzen?
Auch wenn es nicht so scheint, kann indirekter Sat-empfang sogar eine praktische Komponente haben. Dann nämlich, wenn es darum geht, die Antenne am Balkon möglichst unauffällig und tief zu montieren. Die dazu erforderliche Blechplatte kann sich, je nach baulichen Gegebenheiten, durchaus leicht montieren lassen. Um sie zu tarnen, kann auf ihr sogar ein Bild aufgemalt sein oder man streicht sie einfach in der Farbe der Hauswand. Die Schüssel ist dann in Bodennähe vorzusehen. Wie tief sie zu installieren ist, hängt letztlich von der Montagehöhe der Blechplatte ab. Um möglichst guten Sat-empfang zu gewährleisten, empfehlen wir eine deutlich größere Platte. Ist sie etwa 1 × 1 m groß, eignet sie sich auch für größere Antennen von etwa 60 cm Durchmesser. Bevor man ans Werk schreitet, sollte man sich im Klaren sein, dass das umlenken von Sat-signalen und das ausrichten der Schüssel eine ziemlich heikle Angelegenheit sein kann, die nicht in allen Fällen von Erfolg gekrönt sein muss.