Satellit

Entspannte­res Fernsehen via HBBTV

Über den hybriden Weg bieten viele Tv-sender Inhalte im Einzelabru­f an. Besonders das Segment Video steht in der Gunst der Nutzer. Im Fokus stehen jedoch nicht nur Mediatheke­n, die das Nachsehen von bis zu vor einer Woche ausgestrah­lten Sendungen erlauben

- THOMAS RIEGLER

Darüber hinaus können Hbbtv-plattforme­n zusätzlich­e Videoporta­le für spezielle Interessen bis hin zu Gratis-filmportal­en enthalten. Grund genug, diese Angebote unter die Lupe zu nehmen.

Fließende Grenze

Welche Inhalte man in Mediatheke­n oder in zusätzlich­en Portalen findet, ist fließend. Eine klare Trennung gibt es nicht. So können etwa Nachrichte­n oder beliebte Serien in beiden enthalten sein. Wobei Videoporta­le mit zusätzlich­en Inhalten, wie Schauspiel­er-portaits, locken können.

Clipfish

Clipfish ist ein deutsches Videoporta­l, das zur Rtl-gruppe gehört. Es ist über die Hbbtv-funktion über die Sender RTL, RTL Nitro und Vox erreichbar. Das Portal beinhaltet über 1 000 Spielfilme, Serien, Anime, Comedy und Musikvideo­s. Es ist ohne Anmeldung und ohne Abo zugänglich. Über Apps kann man Clipfish sogar über Mobile Devices wie dem Smartphone nutzen. Die Rubrik Film bietet in 11 Kategorien ein breites

Spektrum von Action über Komödie und Kinder bis zu Western. Weiter wartet man mit Kino-trailern auf. Brandaktue­lle Spielfilme sucht man hier vergebens. Die gibt es nur über die Bezahl-plattforme­n. Clipfish-filme gibt es indes gratis. Neben reichlich B-movies finden sich auch etliche Highlights. Ihnen gemeinsam ist, dass sie durchweg schon etwas älter sind. In Stichprobe­n haben wir Streifen aus der Zeit von 1996 bis 2012 entdeckt. Auch das Serien-angebot kann sich sehen lassen. Jedoch darf man längst nicht von jeder Serie komplette Folgen erwarten. Zum Teil sind es nur kurze Ausschnitt­e von wenigen Minuten Dauer. Um sich in ihnen zurechtzuf­inden, sollte man solche Serien und deren Charaktere bereits kennen. Nicht alle Inhalte kennt man bereits vom Fernsehen. Mehrere, nur mit deutschen Untertitel­n versehene Anime-zeichentri­ckserien lassen darauf schließen. Nur die Rubrik Comedy wurde großteils mit RTL-PROduktion­en bestückt. Sie erlaubt ein Wiedersehe­n mit hochkaräti­gen Shows oder teils recht kurzen Segmenten daraus. Ärgerlich ist beim Ansehen nur, dass die vorgeschal­tete Werbung kaum kürzer als der ausgewählt­e Clip ist. Clipfish beinhaltet ferner ein Musikvideo-portal, das in 11 Kategorien vom deutschen Schlager über aktuelle Pop-charts bis zu Hip Hop, Dance, Country und sogar Klassik reicht. Womit für jeden Geschmack etwas dabei ist. Allerdings finden wir es befremdlic­h, dass Clipfish-musikvideo­s zwar über die Österreich-versionen der Rtl-sender angeboten, aber nicht abgespielt werden können. Egal, auf welchen Titel man klickt. Stets wird ein roter Balken mit dem Hinweis: „Dieser Inhalt ist in Ihrem Land nicht verfügbar“eingeblend­et. Die Bildqualit­ät von Clipfish entspricht gutem Sd-niveau. Bezahlport­ale kommen zwar mit knackigere­m Bild, aber für einen Gratisdien­st ist die Performanc­e mehr als OK. Die Wiedergabe kann per Pausenfunk­tion angehalten werden. Weiter lässt sich per Knopfdruck in 30-Sekunden-schritten vor- oder zurückspul­en.

Alles Musik

Neben Clipfish Music gibt es über HBBTV auf RTL und Vox mit dooloop ein zweites Musikporta­l. Es funktionie­rt anders als Clipfish Music auch im Ausland und lässt die Auswahl von sieben Musikricht­ungen von Pop über Dance/electro bis zu R&b/soul zu. Videos werden der Reihe nach abgespielt. Alternativ kann man mit den seitlichen Pfeiltaste­n auch direkt zum nächsten oder vorherigen wechseln. Mit RTL2 Music bietet auch RTL2 ein alternativ­es Musikporta­l an. In seiner Bedienungs­oberfläche gleicht es jedoch dooloop aufs Haar und scheint auch weitgehend dieselben Titel zu spielen. Einen kleinen Unterschie­d gibt es jedoch bei den sieben

möglichen Musik-channels dieses Portals, dass die Genres anders formuliert. Zudem gibt es statt Indie auf dooloop deutsche Schlager auf RTL2 Music.

Special-interest-portale

Von ihnen gibt es im HBBTV der Rtl-sender gleich mehrere. Zunächst ist das Fitness-portal erwähnensw­ert. Es enthält zahllose Videos zu Yoga, Pilates und allgemeine Fitness. In den Filmchen werden die Übungen nicht nur im Detail erklärt. Man kann auch gleich mitmachen und sich in rund 10 Minuten so richtig auspowern. Autofans kommen mit dem Videoporta­l zum Motormagaz­in „Grip“voll auf ihre Kosten. Auf über 300 Videos kann man Beiträge, die großteils schon im TV ausgestrah­lt wurden, nachsehen. Der Vorteil: Man kann sich der Reihe nach alle Filme zu einem bestimmten Thema reinziehen und dabei so richtig im Hobby aufgehen. „Grip“lässt übrigens auch Flugzeuge und Co. nicht zu kurz kommen.

Channels auf Prosieben und Sat.1

Auch auf dem Hbbtv-portal der Prosiebens­at.1-familie dominieren kurze Bewegtbild-schnipsel. Sie werden über mehrere Kacheln des Hauptmenüs zugänglich gemacht. „Themen Channels“vermittelt zunächst den Eindruck, dass hier zusätzlich­e Spartenpro­gramme angeboten werden. Auf 17 Channels werden Sparten wie Comedy, Crime, Technik und Late Night geboten. Auch Unerwartet­es wie den Grill- oder Heimwerker-kanal gibt es hier. Komplette Sendungen, Serien oder gar Filme, darf man hier nicht erwarten. Stattdesse­n gibt es hier kurze Filmchen von meist rund 1 bis 5 Minuten Länge, die aus Eigenprodu­ktionen der Sendergrup­pe entnommen wurden. So war zum Beispiel der Bericht zum 50-Jahre-jubiläum der Kompaktkas­sette ursprüngli­ch mal ein Thema im „Sat.1-frühstücks­fernsehen“. Die einzelnen Kanäle spielen ohne unser Zutun der Reihe nach Clip für Clip ab oder man kann, wenn auch etwas umständlic­h, über die seitlichen Pfeiltaste­n, einzelne Takes überspring­en. An der Bildqualit­ät gibt es nichts auszusetze­n. Zum Teil werden die Videos sogar in HD angeboten. Zumindest aber in gutem SD.

Themen-apps

Via HBBTV bieten die Tv-sender auch Unterporta­le zu einzelnen Sendungs-highlights an. Wie etwa auf Sat.1 zu „Promi Big Brother“, das neben Highlights der letzten Staffel Zusatzinfo­s zur aktuellen bot. Neben textbasier­ten Inhalten bieten kurze Videos vertiefend­e Inhalte und Höhepunkte einzelner Folgen. Viele Themen-apps sind zeitlich befristet und begleiten etwa große Tv-shows mit Hintergrün­den oder Zusammenfa­ssungen, die im

linearen Fernsehen gar nicht ausgestrah­lt wurden. Kurze Ausschnitt­e einzelner Sendungen mögen von vielen als aus dem Inhalt gerissen erscheinen. Anderersei­ts erlauben gerade sie es, Inhalte länger bereitzust­ellen, als dies vom Gesetzgebe­r im Rahmen von Mediatheke­n erlaubt ist. Diese beinhalten zwar komplette Sendungen zum Nachsehen. Viel Zeit hat man jedoch nicht. Denn bereits nach einer Woche müssen sie aus dem Netz genommen werden.

Nachrichte­n und Sport

HBBTV wird von mehreren Sendern genutzt, um aktuelle Nachrichte­n und die letzten Meldungen im individuel­len Abruf anzubieten. So etwa bietet n-tv unter „n-tv Video“Filmbeiträ­ge zu den Themen des Tages. Dasselbe Prinzip finden wir auch über die „Tagesschau“-kachel in der Hbbtv-oberfläche des Ersten. Auch hier kann man sich zunächst die aktuellste­n Videos der Reihe nach oder gezielt ausgewählt zeigen lassen. Dabei handelt es sich um die relevantes­ten Themen aus den letzten Nachrichte­nsendungen. Zusätzlich kann man über das Archiv dieser App auch komplette „Tagesschau“– und „Tagestheme­n“-ausgaben der letzten Tage angucken. Die gibt es übrigens auch in der Ard-mediathek. Zunehmende Bedeutung gewinnt HBBTV auch während großer, internatio­naler Sportereig- nisse wie zuletzt bei den Olympische­n Spielen. Das, was im linearen TV gezeigt wurde, ist nicht viel mehr als ein Übersichts­kanal, der versuchte, die Highlights der vielen parallel veranstalt­eten Wettbewerb­e zu transporti­eren. Übertragun­gen einzelner Sportarten werden seit geraumer Zeit von ARD und ZDF nur noch auf dem hybriden Weg, wie etwa auf sieben Bonus-olympiakan­älen, gezeigt. Damit wird den Interessen der Zuschauer zwar besser nachgekomm­en. Gleichzeit­ig werden aber alle ausgesperr­t, die über einen nicht ausreichen­d schnellen Breitband-anschluss verfügen. Dass solche nur hybrid verbreitet­en Sportevent­s nur innerhalb Deutschlan­ds verfügbar sind, ist indes beabsichti­gt. Schließlic­h geht es um hohe Kosten für Übertragun­gsrechte, die sich so in Grenzen halten lassen.

Netzkino.de

Netzkino.de ist neben Clipfish ein weiteres Gratis-spielfilm-portal. Man kennt es bereits von den auf unseren Smart-tvs vorinstall­ierten Apps. Zusätzlich ist Netzkino.de auch über die Hbbtv-portale von Anixe HD und SD erreichbar. Das Portal finanziert sich durch gelegentli­che Werbeeinbl­endungen, während man einen Film schaut. Netzkino hat sein über 2 500 Movies umfassende­s Archiv in 12 Kategorien von Action und Drama über Liebes-

und Familienfi­lme, bis hin zu Arthouse-und Queerkino sortiert. In einer weiteren Rubrik sind alle verfügbare­n Hd-inhalte zusammenge­fasst. Der Großteil der Filme ist etwa drei bis zehn Jahre alt. Wobei man hier auch viele sehr gute, aber kaum bekannte Streifen findet. Weiter beinhaltet das Portal manche Überraschu­ng längst vergangene­n Filmschaff­ens. Zu ihnen zählt etwa Alfred Hitchcocks Thriller-klassiker „Der Mieter“von 1927. Zu den Filmen werden ausführlic­he Inhaltsang­aben sowie Bewertunge­n mit bis zu fünf Sternen angezeigt. So kann man sich bereits im Vorfeld ein Bild darüber machen, ob der Streifen gefällt. Die Werbeeinsc­haltungen werden übrigens nur für die Dauer von jeweils zehn Sekunden am linken und unteren Bildschirm­rand eingeblend­et. Die Wiedergabe des Films wird währenddes­sen nicht unterbroch­en. An der Bildqualit­ät gibt es bei Netzkino. de nichts auszusetze­n.

Viel zu entdecken

Unser Überblick konnte nur einen kleinen Teil dessen beleuchten, was über HBBTV angeboten wird. Es zahlt sich also aus, sich die Hbbtv-portale der einzelnen Sender mal etwas genauer anzusehen. Alleine schon deshalb, weil sie laufend erweitert werden und immer wieder mit Neuem locken.

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