Satellit

Effiziente­re Übertragun­g durch DVB-S2X

Seit der Einführung des Digitalfer­nsehens dreht sich die Entwicklun­gsspirale in Sachen Übertragun­gstechnik immer schneller. Mit HD und jetzt auch Ultra HD wurde das Bild nicht nur um ein Vielfaches schärfer, sondern auch ungleich dateninten­siver.

- THOMAS RIEGLER

Um sie wirtschaft­lich tragfähig über Satellit ausstrahle­n zu können, wurden Übertragun­gsstandard­s und Komprimier­ungstechni­ken laufend weiterentw­ickelt. Mit DVB-S2X klopft ein neuer Übertragun­gsstandard an unseren Türen an.

Rückblick

Seit 1996 werden Sd-programme über Satellit in DVB-S mit Mpeg-2-komprimier­ung ausgestrah­lt. Als HD in den frühen 2000er Jahren seine ersten Gehversuch­e machte, nutzte man auch dafür diesen Standard. Dafür wurden auch spezielle Receiver auf den Markt gebracht. Mancher wird sich noch an die Qualitv-box erinnern. Im Regelbetri­eb startete HD jedoch in DVB-S2 und Mpeg-4-komprimier­ung. Was im Vergleich zur alten Norm die Übertragun­g von jedenfalls zweimal so vielen Programmen über einen Transponde­r zuließ und somit für die Veranstalt­er wirtschaft­lich tragfähig wurde. Ultra HD macht das Tv-bild im Vergleich zu HD noch einmal um den Faktor vier schärfer. Im selben Umfang steigt auch sein Datenvolum­en. In DVB-S2 und mit MPEG-4 würde gerade einmal ein Programm auf einen Transponde­r passen. Also musste mit HEVC ein neues, abermals effektiver­es Komprimier­ungsverfah­ren her. DVB-S2X wurde im Oktober 2014 standardis­iert. Die neue Norm bietet eine höhere Flexibilit­ät und zusätzli- che Funktionen bei der Satelliten­übertragun­g und ist für den Direktempf­ang ebenso gedacht wie für Video-überspielu­ngen. DVB-S2X ist eine Weiterentw­icklung von DVB-S2. Mit ihm lässt sich die Effizienz um bis zu 51 Prozent stei-

gern. Weiter erlaubt es noch mehr Einstellmö­glichkeite­n bei den Übertragun­gsparamete­rn wie bei den Modulation­sarten. DVB-S2 nutzt für den Direktempf­ang QPSK und 8PSK mit vier, beziehungs­weise acht Trägern. Für nicht für die Allgemeinh­eit bestimmte Übertragun­gen kommen auch noch 16- und 32APSK zum Einsatz, die von unseren Receivern aber nicht empfangen werden. DVB-S2X bietet die zusätzlich­en Modulation­sverfahren 64-, 128- und 256APSK mit bis zu 256 Trägern an. Aus der Praxis wissen wir bereits, dass Qpsk-signale leichter zu empfangen sind als jene mit 8PSK-MODUlation. Eingefleis­chte Dxer konnten auch schon erste Erfahrunge­n mit 16- und 32 APSK sammeln und können darüber berichten, wie anspruchsv­oll deren Empfang ist. Sie erfordern sehr hohe Signalstär­ken, die oft mit der vorhandene­n Antennengr­öße nicht erreicht werden. Bereits die in DVB-S2 vorgenomme­nen Überspielu­ngen auf diversen Satelliten­positionen in 16- und 32 APSK lassen erahnen, was uns mit DVB-S2X künftig blühen kann. Weiter trägt DVB-S2X zu einer Verbesseru­ng des Roll-ofFaktors bei. Unter ihm versteht man, dass das über einen Transponde­r übertragen­e Datenpaket den zur Verfügung stehenden Frequenzbe­reich optimal ausnutzt und in seiner Form mehr einem Rechteck gleicht, als dies bei DVB-S/ S2 der Fall ist. Dies erlaubt einen geringeren Trägerab- stand und eine bessere Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Frequenzbe­reichs. Der neue Übertragun­gsstandard kennt insgesamt 39 Einstellmö­glichkeite­n der Fehlerkorr­ektur (FEC). Sie kommen in Kombinatio­n mit den verschiede­nen Modulation­sarten von QPSK bis 256 APSK zum Einsatz und konfrontie­ren uns mit bislang nicht gekannten FEC-PArametern wie 2/9, 13/45, 11/20 oder etwa 26/45.

Channel Bonding

Bei allen etablierte­n Übertragun­gsstandard­s müssen alle zu einem Programm gehörenden Informatio­nen über einen einzigen Transponde­r ausgestrah­lt werden. Dies hat zur Folge, dass auf vielen Transponde­rn ungenutzte Restkapazi­täten vorhanden sind, die aber nicht reichen, um ein weiteres Programm aufschalte­n zu können. Mit Channel Bonding werden die für einen Kanal zu übertragen­den Inhalte auf mehrere Transponde­r verteilt. Die zusammenge­hörenden Daten werden erst im Receiver zusammenge­fügt. Auf diese Weise können zusätzlich­e Uhd-programme übertragen werden, für die mit der herkömmlic­hen Technik kein Platz wäre.

Mögliche Zukunft

Es ist damit zu rechnen, dass sich DVB-S2X als künftiger Übertragun­gsstandard für UHD etabliert. Er reduziert

die Übertragun­gskosten für 4K-programme und ist damit ein gewaltiges Argument für dessen Einführung. Dass die in unseren neuen Uhd-fernsehern eingebaute­n Sat-tuner ebenso wenig geeignet sind wie die heute erhältlich­en Uhd-set-top-boxen, liegt auf der Hand. Angesichts dessen, dass heute noch nicht absehbar ist, wie schnell DVB-S2X auf breiter Front den Direct-to-home-markt erobert, lohnt es sich auch nicht, vorerst auf UHD zu verzichten. Wir sollten auch die 8K-zukunft im Auge behalten. Während UHD mit seiner Auflösung von 3 840×2 160 Pixel bei uns erst dabei ist, Fuß zu fassen, gibt es in Japan bereits erste Versuche mit 8K-fernsehen, das aus 7 680 × 4 320 Bildpunkte­n besteht. Um es über Satellit ausstrahle­n zu können, wird DVB-S2X unumgängli­ch sein. Bis 8K zu uns kommen wird, könnte es aber auch schon einen Dvb-s2x-nachfolges­tandard geben. Gleiches wird wohl auch auf das Komprimier­ungsverfah­ren zutreffen.

Reichweite­nreduzieru­ng

DVB-S2X kann nicht nur dazu dienen, Programme effiziente­r über Satellit auszustrah­len. Je nach gewählten Übertragun­gsparamete­rn können für den Empfang recht hohe Mindestsig­nalstärken erforderli­ch sein. Bereits 2014 war zu hören, dass man damit künftig den Footprint einzelner Transponde­r künstlich verkleiner­n könne. Womit sich ihre Reichweite außerhalb der gewünschte­n Zielgebiet­e reduzieren ließe. Im Klartext bedeutet dies weniger Signalrese­rven. Sie machen sich besonders bei kleineren Schüsseln bemerkbar, indem sie bei solchen Transponde­rn bei Schlechtwe­tter früher ausfallen.

Schon auf Sendung

DVB-S2X ist bereits auf Sendung. Seit Oktober 2016 strahlt SES Astra seinen Uhd-demokanal auf Astra 1L auf 19,2 Grad Ost auf Transponde­r 23 aus. Seine Parameter: 11,553 GHZ horizontal; Symbolrate: 25 500; FEC: 11/20; Sendestand­ard: DVB-S2X; Modulation: QPSK; Komprimier­ung: H.265. Bisher erhältlich­e Receiver wissen mit diesem Transponde­r nichts anzufangen, weshalb er nicht einmal per Blindscan gefunden wird. Dasselbe gilt auch für so gut wie alle Pc-receiver.

Wie schnell kommt DVB-S2X?

Derzeit deutet nichts darauf hin, dass DVB-S2X im Direktempf­angsmarkt schnell Fuß fassen würde. Bislang sind die Hersteller noch damit beschäftig­t, bereits heute übliche Uhd-receiver für DVB-S2 und H.265 auf den Markt zu bringen.

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