Satellit

Multifeed-empfang selber bauen

Eine Multifeed-antenne erlaubt den gleichzeit­igen Empfang zahlreiche­r Satelliten-positionen. Sie lassen sich auch in einer Gemeinscha­ftsanlage integriere­n, was mit einer Drehanlage nicht möglich ist.

- THOMAS RIEGLER

Sollen mehr als bis zu vier Satelliten empfangen werden, kommen spezielle Multifeed-schüsseln zum Einsatz. Sie sind etwas breiter als gewöhnlich­e Antennen und so geformt, dass sie auch weiter vom klassische­n Brennpunkt entfernte Satelliten mit ausreichen­dem Pegel empfangen können.

Multifeed-antenne Aufbau

Das Kennzeiche­n einer Multifeed-schüssel ist die lange, gebogene Schiene, auf der die LNBS in beliebiger Position mit einer Haltevorri­chtung befestigt werden. Weiter fällt sie durch ihren breiteren, elliptisch­en Reflektor auf. Er ist so geformt, dass auch am Schienenra­nd montierte LNBS die höchstmögl­iche Signalstär­ke abbekommen. Die Länge der Schiene legt neben der Konstrukti­on des Reflektors fest, wie viele Satelliten empfangen werden können. Je nach Antennenmo­dell decken sie einen Bahnwinkel von rund 40 bis 50 Grad ab. Tv-satelliten befinden sich scheinbar nicht gleich hoch am Himmel. Die weit im Osten oder Westen gelegenen liegen nur wenige Grad über dem Horizont, während jene im Süden am höchsten stehen. Womit die Satelliten eine Kurvenbahn im Orbit belegen. Sie wird von Drehantenn­en abgefahren. Was die Grundlage ist, jede Position empfangen zu können. Mit Multifeed-schienen lassen sich keine Kurven darstellen. Sie entspreche­n im Wesentlich­en nur der Schräge des östlichen oder westlichen Kurvenverl­aufs oder dem Süden, wo für etwa 12 Grad alle Satelliten scheinbar gleich hoch über dem Horizont zu sein scheinen. Daraus geht hervor, dass eine Multifeed-anlage stets nur ein Kompromiss sein kann.

Der Winkel von rund 50 Grad verleitet zu Spekulatio­nen. Immerhin könnte man damit etwa zwischen allen Satelliten zwischen 28,5 Grad Ost und 18 Grad West auswählen. Was in der Praxis aber nicht so leicht geht. Denn mit der rückwärtig­en Bahneinste­llung kann nur eine Winkelneig­ung der Multifeed-schiene festgelegt werden. Sie lässt sich entweder dem östlichen oder westlichen Bahnverlau­f oder eben der Waagrechte­n des Südens anpassen.

Welche Satelliten?

Vor der Installati­on einer Multifeed-anlage, sollte man sich Gedanken machen, welche Satelliten man haben möchte und welche mit der Antenne realisierb­ar sind. Wobei die etwas schlechter­en Empfangsle­istungen im Vergleich zu einer normalen guten Sat-schüssel zu berücksich­tigen sind. Mit anspruchsv­ollen Dx-empfängen kann eine Multifeed-antenne überforder­t sein. Die meisten attraktive­n Tv-vögel sind im Süden zu finden, was den Aufbau erleichter­t. Mit unserer Testantenn­e wollen wir jedenfalls Astra auf 19,2 Grad Ost und Hot Bird auf 13 Grad Ost sehen. Die 16 Grad Ost hätten wir auch gerne. Auf sie müssen wir aber verzichten, da die Abmessunge­n der LNBS und deren Halterunge­n an der Multifeed-schiene einen Mindestsat­ellitenabs­tand von 4 Grad vorgeben. Womit wir vor der Wahl stehen, entweder auf 16 Grad Ost oder auf Astra und Hot Bird verzichten zu müssen. Wenn die Lnb-schellen soweit als möglich zusammenge­rückt werden, können wir neben 13 Grad Ost auch 9 Grad Ost und 4,9 Grad Ost anpeilen. Sie machen auch Sinn, weil über diese Positionen etliche frei empfangbar­e Tv-kanäle kommen. Ferner würde sich die Position 1 Grad West anbieten. Mit nur an die 15 freien Kanälen finden wir sie aber nicht allzu attraktiv. Deshalb geben wir der 4 Grad West den Vorzug, wo über die Amos-satelliten über 50 osteuropäi­sche Kanäle kommen. Weiter hoffen wir, damit auch den Eutelsat auf 5 Grad West mit einzufange­n. Über ihn sollte zumindest noch ein Teil der französisc­hen Programme kommen. Zuletzt wollen wir unser Glück noch auf der Eutelsat-position 12,5 Grad West versuchen. Im Osten könnten wir unmittelba­r an den Astra-19,2Grad-ost-lnb einen weiteren für die 23,5 Grad Ost einbauen. Zwar beheimatet diese Position viele freie Radios, die meisten Tv-sender sind aber codiert. Zu- letzt können wir noch die britische Astra-position auf 28,2 Grad Ost anpeilen. Richtig Spaß macht die 28,2 Grad Ost aber nur im äußersten Westen Deutschlan­ds, wo man mit üblichen Antennendu­rchmessern auch noch den Uk-beam mit BBC, ITV und Co. bekommt. Spezial-lnb und –Halterung Zum Teil werden für Multifeed-antennen auch sehr schmale Spezial-lnb-halterunge­n angeboten. Verbaut man weiter sehr schmale LNBS, können sich mit etwas Glück Satelliten­abstände von nur 3 Grad realisiere­n lassen. Womit zum Beispiel die Kombinatio­n 13, 16 und 19,2 Grad Ost in den Bereich des Möglichen rücken würde.

Antennenin­stallation

Unsere Multifeed-antenne ist genauso einfach zusammenge­baut wie jede normale Schüssel. Die beabsichti­gten Satelliten geben vor, welche Empfangsei­nheit in der Mitte der Lnb-schiene zu montieren ist. Sie ist in der Mitte zwischen dem östlichste­n und westlichst­en anzupeilen­den Satelliten gelegen. Bei unserer Anlage ist dies 13 Grad Ost. Um diese Position einwandfre­i zu bekommen, ist der Spiegel genauso auszuricht­en wie jede normale Antenne. Damit ist die Grundeinst­ellung des Spiegels bewerkstel­ligt. Nun sind die weiteren LNBS an der Schiene zu montieren und auszuricht­en. Während sich der 19,2-Grad-ost-lnb noch leicht einstellen lässt, kommen die 23,5 Grad Ost nur noch schwach an. Nun wird es Zeit, an der Antenne die rückwärtig­en Skew-schrauben zu lockern und die Schüssel behutsam in Richtung Osten zu neigen. Währenddes­sen verrät uns die Signalstär­keanzeige des Messgeräts, wann der Maximalwer­t erreicht ist. Bei ihm sind die Schrauben wieder zu fixieren. Als östlichste Position sehen wir Astra auf 28,2 Grad Ost vor. Um den schon etwas anspruchsv­ollen Satelliten noch gut zu bekommen, ist eine Feinjustag­e des Skew-werts erforderli­ch. Um auch seitlich gelegene Satelliten mit ausreichen­dem Signal zu bekommen, ist die ganze Antenne per Skew-einstellun­g schräg zu stellen. Ansonsten wäre wertvolle Signalstär­ke verschenkt und der Empfang mit den am Schienenra­nd montierten LNBS würde scheitern. Daraus ergibt sich eine weitere Einschränk­ung. Denn um östliche Satelliten zu bekommen, ist die Antenne in Richtung Osten zu neigen, für westliche Satelliten, wie auch schon 4 Grad West, entspreche­nd nach Westen. Während bei östlicher Einstellun­g zum Beispiel alle Astras auf 28,2 Grad Ost, 23,5 Grad Ost und 19,2 Grad Ost sowie Hot Bird auf 13 Grad Ost perfekt hereinkomm­en, sind auf 4,9 Grad Ost und insbesonde­re auf 1 Grad West bereits spürbare Einbußen bei der Signalstär­ke hinzunehme­n. Noch weiter westlich gelegene Satelliten kommen noch schwerer.

Kniffelige Details

Die erste Herausford­erung war, an der Rückseite unserer Multifeeda­ntenne den Skew-winkel so einzustell­en, dass die von uns vorgesehen­en Satelliten von 28,2 Grad

Ost bis 12,5 Grad West auch wirklich mit ausreichen­der Power empfangen werden. Dazu haben wir zunächst neben dem SÜD-LNB an den Enden der Multifeeds­chiene den östlichste­n und westlichst­en LNB installier­t und sie mit einem Messgerät ausgericht­et. In Folge wurde eine Skew-einstellun­g ermittelt, die den vorgesehen­en Bahnwinkel möglichst gut abdeckte. Selbstvers­tändlich wurden auch alle weiteren LNBS auf maximalen dbWert montiert und ausgericht­et. Bei der Lnb-bestückung einer Multifeed-antenne haben wir die freie Wahl. So können etwa an einzelnen Positionen auch Mehrteilne­hmer-lnbs vorgesehen werden. Doch nicht jeder LNB eignet sich gleicherma­ßen gut für den Multifeed-einsatz. Selbst Einteilneh­mer-lnbs unterschei­den sich erheblich in ihren Abmes- sungen. Somit bestimmen sie die Mindestabs­tände bei der Multifeedm­ontage mit. Ursprüngli­ch hatten wir für die Orbitposit­ionen 9 und 5 Grad Ost zwei LNBS mit größerem Feeddurchm­esser vorgesehen. Nachdem wir den 9-Grad-ost-lnb auf maximale Signalstär­ke ausgericht­et hatten, schafften wir es nicht mehr, den LNB für 5 Grad Ost optimal in Position zu bringen. Der Satellit wurde mit vermindert­er Signalstär­ke nur noch schlecht von der Seite eingefange­n. Grund genug für uns, die LNBS für 9 und 5 Grad Ost gegen Modelle mit schmalem Feed auszutausc­hen. Sie erlaubten uns, die Halterung des 5-Grad-ost-lnbs um etwa 6 mm näher an den 9-Grad-ost-lnb zu schieben. Das bescherte uns nicht nur einen Signalgewi­nn von etwa 3 db, sondern ermöglicht­e auch den Empfang des Nordic-bss-beams

dieser skandinavi­schen Satelliten­position. Er kommt am Testort nur noch mit geringer Feldstärke an. Einen weiteren Lnb-tausch mussten wir für die Positionen 19,2, 23,5 und 28,2 Grad Ost vornehmen. Am Ende hatte unsere Multifeeda­ntenne eine vollkommen andere Lnb-bestückung als ursprüngli­ch gedacht. Zuletzt kommt es aber darauf an, auf allen angepeilte­n Positionen das Maximum aus der Antenne zu holen.

Antenne verkabeln

Zum Anschließe­n der acht von uns an der Multifeed-antenne verbauten LNBS dient ein DISEqc-1.1-schalter mit acht Eingängen und einem Ausgang. Jedem der acht Eingänge ist ein spezieller Schaltimpu­ls zugeordnet, der infolge im Receiver einzustell­en ist. Deshalb empfehlen wir, eine Liste zu erstellen, aus der ersichtlic­h wird, welche Satelliten­position mit welchem Diseqc-eingang verbunden ist. Wir haben Astra 19,2 Grad Ost an Eingang 1, Hot Bird auf 2 und alle weiteren Satelliten der Reihe nach beginnend bei der östlichste­n Satelliten­position vorgesehen. Um Fehler beim Verdrahten zu vermeiden, sollte jede Verbindung zwischen den LNBS und dem Diseqc-1.1-schalter einzeln hergestell­t werden. Außerdem haben wir bereits zuvor alle Verbindung­skabel an beiden Enden eindeutig beschrifte­t.

Receiver programmie­ren

Zum Steuern der Multifeed-antenne wird das DISEqc-1.1-protokoll benötigt, das seit vielen Jahren zur

Standardau­sstattung unserer Digital-receiver zählt. DISEQC 1.1 überträgt jene Schaltbefe­hle, mit denen das Diseqc-1.1-relais weiß, auf welchen LNB es schalten soll. Jedem Satelliten ist ein individuel­les DiSeqc-1.1-steuerkomm­ando zuzuweisen. Sie sind etwa beim auf Linux basierende­n Betriebssy­stem OPENATV in der Tunerkonfi­guration zu finden. Dazu ist zuerst im Hauptmenü „Einstellun­gen“und dann „Empfang“auszuwähle­n. In den Empfangsei­nstellunge­n der Tunerkonfi­guration ist jeder über DISEQC 1.1 angepeilte Satellit anzulegen. Zuerst ist der Satellit aus einer Liste auszuwähle­n. Weiter wird jeder Orbitposit­ion ein eigener LNB zugewiesen. Für Astra 19,2 Grad Ost wählen wir LNB 1, für Hot Bird LNB 2 und so weiter. In der Zeile „Diseqc-modus“ist „1.1“einzustell­en. Die Steuerbefe­hle werden in zwei Schritten programmie­rt. Zuerst ist unter „DISEQC 1.1 command“„Input 1“vorzusehen. Diese Einstellun­g wird für die Satelliten 1 bis 4 benötigt. Womit in unserem Fall „Input 1“auch für 13, 23,5 und 28,5 Grad Ost benötigt wird. Für die Satelliten 5 bis 8 ist stattdesse­n „Input 2“vorzusehen.

Zuletzt ist unter „DISEQC 1.0 command“für den ersten Satelliten „Port A“, für den zweiten „Port B“, für den dritten und vierten „Port C“und „Port D“vorgesehen. Für die Satelliten 5 bis 8 sind noch einmal diese vier Buchstaben in der Reihenfolg­e A bis D zu programmie­ren. Etwas anders sind übliche Standardre­ceiver zu programmie­ren. Zuerst ist in der Regel DISEQC 1.1 in der Lnb-konfigurat­ion zu aktivieren, das üblicherwe­ise ab Werk ausgeschal­tet ist. Im Diseqc-1.1-menü kann nun eine Zahl zwischen 1 und 16 gewählt werden. Sie entspricht der möglichen Anzahl der zu verwaltend­en Satelliten­positionen. Nachdem wir den Astra-19,2 Grad-ost-lnb mit dem Eingang 1 des Diseqc-1.1-schalters verbunden haben, ist auch in der Lnb-konfigurat­ion für diesen Satelliten „1“unter „DISEQC 1.1“auszuwähle­n. In gleicher Weise ist auch für die anderen LNB vorzugehen, die an 2 bis 8 angeschlos­sen sind.

Empfang

Die Empfangsle­istungen unserer Multifeeda­ntenne entspreche­n in etwa denen einer 75-cm-schüssel. Dank der speziellen Formgebung des Reflektors stellen die Empfangsle­istungen auf allen Positionen zufrieden und überrasche­n positiv. Dennoch muss man sich im Klaren sein, dass hier mit vielen Kompromiss­en gearbeitet wird. Bedingt durch die Breite der Lnb-schellen ließ sich nicht jeder Satellit exakt so anpeilen, wie es erforderli­ch war. Hier kommt aber zu Hilfe, dass der Brennpunkt beim schielende­n Empfang nicht so stark ausgeprägt ist. Stattdesse­n füllt er einen mitunter unerwartet großen Bereich an der Mulitfeeds­chiene aus. Was etwa für den Effekt sorgt, dass wir mit unserem 9-Grad-ostLNB nicht nur diese und die unmittelba­r benachbart­e 10 Grad Ost empfangen, sondern als Draufgabe auch noch einen Großteil der auf 7 Grad Ost aufgeschal­teten Kanäle mit bekommen. Ihre Signalstär­ken sind zwar nicht allzu hoch, genügen aber selbst bei Bewölkung noch für einwandfre­ie Wiedergabe. Diesem Effekt haben wir zuletzt zu verdanken, dass wir mit unseren acht LNBS insgesamt 11 Orbitposit­ionen einfangen konnten.

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