Multifeed-empfang selber bauen
Eine Multifeed-antenne erlaubt den gleichzeitigen Empfang zahlreicher Satelliten-positionen. Sie lassen sich auch in einer Gemeinschaftsanlage integrieren, was mit einer Drehanlage nicht möglich ist.
Sollen mehr als bis zu vier Satelliten empfangen werden, kommen spezielle Multifeed-schüsseln zum Einsatz. Sie sind etwas breiter als gewöhnliche Antennen und so geformt, dass sie auch weiter vom klassischen Brennpunkt entfernte Satelliten mit ausreichendem Pegel empfangen können.
Multifeed-antenne Aufbau
Das Kennzeichen einer Multifeed-schüssel ist die lange, gebogene Schiene, auf der die LNBS in beliebiger Position mit einer Haltevorrichtung befestigt werden. Weiter fällt sie durch ihren breiteren, elliptischen Reflektor auf. Er ist so geformt, dass auch am Schienenrand montierte LNBS die höchstmögliche Signalstärke abbekommen. Die Länge der Schiene legt neben der Konstruktion des Reflektors fest, wie viele Satelliten empfangen werden können. Je nach Antennenmodell decken sie einen Bahnwinkel von rund 40 bis 50 Grad ab. Tv-satelliten befinden sich scheinbar nicht gleich hoch am Himmel. Die weit im Osten oder Westen gelegenen liegen nur wenige Grad über dem Horizont, während jene im Süden am höchsten stehen. Womit die Satelliten eine Kurvenbahn im Orbit belegen. Sie wird von Drehantennen abgefahren. Was die Grundlage ist, jede Position empfangen zu können. Mit Multifeed-schienen lassen sich keine Kurven darstellen. Sie entsprechen im Wesentlichen nur der Schräge des östlichen oder westlichen Kurvenverlaufs oder dem Süden, wo für etwa 12 Grad alle Satelliten scheinbar gleich hoch über dem Horizont zu sein scheinen. Daraus geht hervor, dass eine Multifeed-anlage stets nur ein Kompromiss sein kann.
Der Winkel von rund 50 Grad verleitet zu Spekulationen. Immerhin könnte man damit etwa zwischen allen Satelliten zwischen 28,5 Grad Ost und 18 Grad West auswählen. Was in der Praxis aber nicht so leicht geht. Denn mit der rückwärtigen Bahneinstellung kann nur eine Winkelneigung der Multifeed-schiene festgelegt werden. Sie lässt sich entweder dem östlichen oder westlichen Bahnverlauf oder eben der Waagrechten des Südens anpassen.
Welche Satelliten?
Vor der Installation einer Multifeed-anlage, sollte man sich Gedanken machen, welche Satelliten man haben möchte und welche mit der Antenne realisierbar sind. Wobei die etwas schlechteren Empfangsleistungen im Vergleich zu einer normalen guten Sat-schüssel zu berücksichtigen sind. Mit anspruchsvollen Dx-empfängen kann eine Multifeed-antenne überfordert sein. Die meisten attraktiven Tv-vögel sind im Süden zu finden, was den Aufbau erleichtert. Mit unserer Testantenne wollen wir jedenfalls Astra auf 19,2 Grad Ost und Hot Bird auf 13 Grad Ost sehen. Die 16 Grad Ost hätten wir auch gerne. Auf sie müssen wir aber verzichten, da die Abmessungen der LNBS und deren Halterungen an der Multifeed-schiene einen Mindestsatellitenabstand von 4 Grad vorgeben. Womit wir vor der Wahl stehen, entweder auf 16 Grad Ost oder auf Astra und Hot Bird verzichten zu müssen. Wenn die Lnb-schellen soweit als möglich zusammengerückt werden, können wir neben 13 Grad Ost auch 9 Grad Ost und 4,9 Grad Ost anpeilen. Sie machen auch Sinn, weil über diese Positionen etliche frei empfangbare Tv-kanäle kommen. Ferner würde sich die Position 1 Grad West anbieten. Mit nur an die 15 freien Kanälen finden wir sie aber nicht allzu attraktiv. Deshalb geben wir der 4 Grad West den Vorzug, wo über die Amos-satelliten über 50 osteuropäische Kanäle kommen. Weiter hoffen wir, damit auch den Eutelsat auf 5 Grad West mit einzufangen. Über ihn sollte zumindest noch ein Teil der französischen Programme kommen. Zuletzt wollen wir unser Glück noch auf der Eutelsat-position 12,5 Grad West versuchen. Im Osten könnten wir unmittelbar an den Astra-19,2Grad-ost-lnb einen weiteren für die 23,5 Grad Ost einbauen. Zwar beheimatet diese Position viele freie Radios, die meisten Tv-sender sind aber codiert. Zu- letzt können wir noch die britische Astra-position auf 28,2 Grad Ost anpeilen. Richtig Spaß macht die 28,2 Grad Ost aber nur im äußersten Westen Deutschlands, wo man mit üblichen Antennendurchmessern auch noch den Uk-beam mit BBC, ITV und Co. bekommt. Spezial-lnb und –Halterung Zum Teil werden für Multifeed-antennen auch sehr schmale Spezial-lnb-halterungen angeboten. Verbaut man weiter sehr schmale LNBS, können sich mit etwas Glück Satellitenabstände von nur 3 Grad realisieren lassen. Womit zum Beispiel die Kombination 13, 16 und 19,2 Grad Ost in den Bereich des Möglichen rücken würde.
Antenneninstallation
Unsere Multifeed-antenne ist genauso einfach zusammengebaut wie jede normale Schüssel. Die beabsichtigten Satelliten geben vor, welche Empfangseinheit in der Mitte der Lnb-schiene zu montieren ist. Sie ist in der Mitte zwischen dem östlichsten und westlichsten anzupeilenden Satelliten gelegen. Bei unserer Anlage ist dies 13 Grad Ost. Um diese Position einwandfrei zu bekommen, ist der Spiegel genauso auszurichten wie jede normale Antenne. Damit ist die Grundeinstellung des Spiegels bewerkstelligt. Nun sind die weiteren LNBS an der Schiene zu montieren und auszurichten. Während sich der 19,2-Grad-ost-lnb noch leicht einstellen lässt, kommen die 23,5 Grad Ost nur noch schwach an. Nun wird es Zeit, an der Antenne die rückwärtigen Skew-schrauben zu lockern und die Schüssel behutsam in Richtung Osten zu neigen. Währenddessen verrät uns die Signalstärkeanzeige des Messgeräts, wann der Maximalwert erreicht ist. Bei ihm sind die Schrauben wieder zu fixieren. Als östlichste Position sehen wir Astra auf 28,2 Grad Ost vor. Um den schon etwas anspruchsvollen Satelliten noch gut zu bekommen, ist eine Feinjustage des Skew-werts erforderlich. Um auch seitlich gelegene Satelliten mit ausreichendem Signal zu bekommen, ist die ganze Antenne per Skew-einstellung schräg zu stellen. Ansonsten wäre wertvolle Signalstärke verschenkt und der Empfang mit den am Schienenrand montierten LNBS würde scheitern. Daraus ergibt sich eine weitere Einschränkung. Denn um östliche Satelliten zu bekommen, ist die Antenne in Richtung Osten zu neigen, für westliche Satelliten, wie auch schon 4 Grad West, entsprechend nach Westen. Während bei östlicher Einstellung zum Beispiel alle Astras auf 28,2 Grad Ost, 23,5 Grad Ost und 19,2 Grad Ost sowie Hot Bird auf 13 Grad Ost perfekt hereinkommen, sind auf 4,9 Grad Ost und insbesondere auf 1 Grad West bereits spürbare Einbußen bei der Signalstärke hinzunehmen. Noch weiter westlich gelegene Satelliten kommen noch schwerer.
Kniffelige Details
Die erste Herausforderung war, an der Rückseite unserer Multifeedantenne den Skew-winkel so einzustellen, dass die von uns vorgesehenen Satelliten von 28,2 Grad
Ost bis 12,5 Grad West auch wirklich mit ausreichender Power empfangen werden. Dazu haben wir zunächst neben dem SÜD-LNB an den Enden der Multifeedschiene den östlichsten und westlichsten LNB installiert und sie mit einem Messgerät ausgerichtet. In Folge wurde eine Skew-einstellung ermittelt, die den vorgesehenen Bahnwinkel möglichst gut abdeckte. Selbstverständlich wurden auch alle weiteren LNBS auf maximalen dbWert montiert und ausgerichtet. Bei der Lnb-bestückung einer Multifeed-antenne haben wir die freie Wahl. So können etwa an einzelnen Positionen auch Mehrteilnehmer-lnbs vorgesehen werden. Doch nicht jeder LNB eignet sich gleichermaßen gut für den Multifeed-einsatz. Selbst Einteilnehmer-lnbs unterscheiden sich erheblich in ihren Abmes- sungen. Somit bestimmen sie die Mindestabstände bei der Multifeedmontage mit. Ursprünglich hatten wir für die Orbitpositionen 9 und 5 Grad Ost zwei LNBS mit größerem Feeddurchmesser vorgesehen. Nachdem wir den 9-Grad-ost-lnb auf maximale Signalstärke ausgerichtet hatten, schafften wir es nicht mehr, den LNB für 5 Grad Ost optimal in Position zu bringen. Der Satellit wurde mit verminderter Signalstärke nur noch schlecht von der Seite eingefangen. Grund genug für uns, die LNBS für 9 und 5 Grad Ost gegen Modelle mit schmalem Feed auszutauschen. Sie erlaubten uns, die Halterung des 5-Grad-ost-lnbs um etwa 6 mm näher an den 9-Grad-ost-lnb zu schieben. Das bescherte uns nicht nur einen Signalgewinn von etwa 3 db, sondern ermöglichte auch den Empfang des Nordic-bss-beams
dieser skandinavischen Satellitenposition. Er kommt am Testort nur noch mit geringer Feldstärke an. Einen weiteren Lnb-tausch mussten wir für die Positionen 19,2, 23,5 und 28,2 Grad Ost vornehmen. Am Ende hatte unsere Multifeedantenne eine vollkommen andere Lnb-bestückung als ursprünglich gedacht. Zuletzt kommt es aber darauf an, auf allen angepeilten Positionen das Maximum aus der Antenne zu holen.
Antenne verkabeln
Zum Anschließen der acht von uns an der Multifeed-antenne verbauten LNBS dient ein DISEqc-1.1-schalter mit acht Eingängen und einem Ausgang. Jedem der acht Eingänge ist ein spezieller Schaltimpuls zugeordnet, der infolge im Receiver einzustellen ist. Deshalb empfehlen wir, eine Liste zu erstellen, aus der ersichtlich wird, welche Satellitenposition mit welchem Diseqc-eingang verbunden ist. Wir haben Astra 19,2 Grad Ost an Eingang 1, Hot Bird auf 2 und alle weiteren Satelliten der Reihe nach beginnend bei der östlichsten Satellitenposition vorgesehen. Um Fehler beim Verdrahten zu vermeiden, sollte jede Verbindung zwischen den LNBS und dem Diseqc-1.1-schalter einzeln hergestellt werden. Außerdem haben wir bereits zuvor alle Verbindungskabel an beiden Enden eindeutig beschriftet.
Receiver programmieren
Zum Steuern der Multifeed-antenne wird das DISEqc-1.1-protokoll benötigt, das seit vielen Jahren zur
Standardausstattung unserer Digital-receiver zählt. DISEQC 1.1 überträgt jene Schaltbefehle, mit denen das Diseqc-1.1-relais weiß, auf welchen LNB es schalten soll. Jedem Satelliten ist ein individuelles DiSeqc-1.1-steuerkommando zuzuweisen. Sie sind etwa beim auf Linux basierenden Betriebssystem OPENATV in der Tunerkonfiguration zu finden. Dazu ist zuerst im Hauptmenü „Einstellungen“und dann „Empfang“auszuwählen. In den Empfangseinstellungen der Tunerkonfiguration ist jeder über DISEQC 1.1 angepeilte Satellit anzulegen. Zuerst ist der Satellit aus einer Liste auszuwählen. Weiter wird jeder Orbitposition ein eigener LNB zugewiesen. Für Astra 19,2 Grad Ost wählen wir LNB 1, für Hot Bird LNB 2 und so weiter. In der Zeile „Diseqc-modus“ist „1.1“einzustellen. Die Steuerbefehle werden in zwei Schritten programmiert. Zuerst ist unter „DISEQC 1.1 command“„Input 1“vorzusehen. Diese Einstellung wird für die Satelliten 1 bis 4 benötigt. Womit in unserem Fall „Input 1“auch für 13, 23,5 und 28,5 Grad Ost benötigt wird. Für die Satelliten 5 bis 8 ist stattdessen „Input 2“vorzusehen.
Zuletzt ist unter „DISEQC 1.0 command“für den ersten Satelliten „Port A“, für den zweiten „Port B“, für den dritten und vierten „Port C“und „Port D“vorgesehen. Für die Satelliten 5 bis 8 sind noch einmal diese vier Buchstaben in der Reihenfolge A bis D zu programmieren. Etwas anders sind übliche Standardreceiver zu programmieren. Zuerst ist in der Regel DISEQC 1.1 in der Lnb-konfiguration zu aktivieren, das üblicherweise ab Werk ausgeschaltet ist. Im Diseqc-1.1-menü kann nun eine Zahl zwischen 1 und 16 gewählt werden. Sie entspricht der möglichen Anzahl der zu verwaltenden Satellitenpositionen. Nachdem wir den Astra-19,2 Grad-ost-lnb mit dem Eingang 1 des Diseqc-1.1-schalters verbunden haben, ist auch in der Lnb-konfiguration für diesen Satelliten „1“unter „DISEQC 1.1“auszuwählen. In gleicher Weise ist auch für die anderen LNB vorzugehen, die an 2 bis 8 angeschlossen sind.
Empfang
Die Empfangsleistungen unserer Multifeedantenne entsprechen in etwa denen einer 75-cm-schüssel. Dank der speziellen Formgebung des Reflektors stellen die Empfangsleistungen auf allen Positionen zufrieden und überraschen positiv. Dennoch muss man sich im Klaren sein, dass hier mit vielen Kompromissen gearbeitet wird. Bedingt durch die Breite der Lnb-schellen ließ sich nicht jeder Satellit exakt so anpeilen, wie es erforderlich war. Hier kommt aber zu Hilfe, dass der Brennpunkt beim schielenden Empfang nicht so stark ausgeprägt ist. Stattdessen füllt er einen mitunter unerwartet großen Bereich an der Mulitfeedschiene aus. Was etwa für den Effekt sorgt, dass wir mit unserem 9-Grad-ostLNB nicht nur diese und die unmittelbar benachbarte 10 Grad Ost empfangen, sondern als Draufgabe auch noch einen Großteil der auf 7 Grad Ost aufgeschalteten Kanäle mit bekommen. Ihre Signalstärken sind zwar nicht allzu hoch, genügen aber selbst bei Bewölkung noch für einwandfreie Wiedergabe. Diesem Effekt haben wir zuletzt zu verdanken, dass wir mit unseren acht LNBS insgesamt 11 Orbitpositionen einfangen konnten.