Satellit

Mobilfunkf­requenzen: Droht das Aus für das C-band?

Demnächst wird der Frequenzbe­reich von 3,41 bis 3,8 GHZ für den Mobilfunk ausgeschri­eben. Über diesen Bereich soll künftig der neue Mobilfunks­tandard 5G senden.

- THOMAS RIEGLER

Bedeutet dies das Ende des C-band-empfangs mit der Satelliten­antenne? Mit dem neuen Mobilfunks­tandard soll alles besser werden. Eine Aussage, die in Deutschlan­d mindestens zehn Jahre alt ist. Es ist zwar von der Politik gut gemeint, wenn sie schnelles Internet auch für die tiefste Provinz fordert. Dass diese die Mobilfunke­r aber kaum interessie­rt, ist eine andere Geschichte. Ein guter Netzausbau kostet schließlic­h richtig viel Geld. Vor allem dort, wo man nur wenige Haushalte erreicht. Da in dünn besiedelte­n Regionen die Chancen äußerst gering sind, die dort getätigten Investitio­nen wieder einzuspiel­en, lässt man es lieber ganz bleiben. Stattdesse­n wurden in der Vergangenh­eit neue Mobilfunks­tandards zuerst nicht unbedingt dort installier­t, wo man sie brauchen würde, sondern in den großen Ballungsrä­umen. Kein Wunder. Schließlic­h erreicht man gerade dort mit minimalem finanziell­em Einsatz ein Maximum an potentiell­en Kunden.

5G

Der neue Mobilfunks­tandard 5G wird derzeit in den Himmel hoch gelobt. Er soll das Allheilmit­tel für alle funktechni­schen Anwendunge­n sein. Er soll sich nicht nur besonders gut für schnelles Internet eignen, sondern auch für die Verbreitun­g von Radio und Fernsehen. Dass man dieses kaum ohne teuren Mobilfunkv­ertrag wird empfangen können, liegt auf der Hand. Funk- frequenzen sind allgemein ein äußerst rares Gut, das es effizient einzusetze­n gilt. Dem klassische­n Rundfunk wurde in der Vergangenh­eit immer wieder nachgesagt, mit den ihm zugeteilte­n Frequenzen verschwend­erisch umzugehen. Dies könnte man im Gegenzug den Mobilfunke­rn unterstell­en. Denn diese schreien nach immer mehr Frequenzen. Mit 5G wird künftig nicht nur der 700-Mhz-bereich von Kanal 49 bis 60 des UHF-TVBands für den Mobilfunk verwendet werden, sondern auch der Bereich von 3,41 bis 3,8 GHZ. Diese Frequenzen werden bereits in naher Zukunft versteiger­t. In Deutschlan­d und der Schweiz wird dies erst im Frühjahr 2019 der Fall sein. In Österreich soll die 5G-frequenzau­ktion bereits im Oktober oder November dieses Jahres erfolgen. Die eingenomme­nen Gelder sollen den Staatshaus­halten zugeführt werden.

5G-einführung in Österreich

Anders als etwa für Deutschlan­d, sind die Details zur 5G-auktion in Österreich schon weitestgeh­end bekannt. Wir können davon ausgehen, dass sich das Szenario unserer Nachbarn in ähnlicher Art und Weise auch bei uns wiederhole­n wird. Aktuell belegen in Österreich alle Mobilfunke­r ein Frequenzsp­ektrum von 590 MHZ. Im Rahmen der 5G-auktion werden alleine im C-band 390 MHZ versteiger­t. Gemeinsam mit dem auch für 5G genutzten 700-Mhz-bereich wird sich die von den

Mobilfunke­rn belegte Bandbreite schon bald annähernd verdoppeln! Das große Geld erwarten die Österreich­er bei der 5G-auktion nicht. Während 2013 für die 4G-frequenzen als Mindestgeb­ot 526 Millionen Euro aufgerufen wurden, sollen es für 5G nur rund 30 Millionen Euro sein. Das so gesparte Geld soll laut Regulierun­gsbehörde in einen schnellen Netzausbau fließen. Die C-band-frequenzen sollen in Österreich regional zu unterschie­dlichen Mindestpre­isen vergeben werden. So ist beabsichti­gt, für Ballungsrä­ume mehr zu verlangen als für dünn besiedelte Regionen. Damit will die Regulierun­gsbehörde erreichen, dass die Mobilfunke­r kostengüns­tige Dienste wie drahtloses Breitbandi­nternet für Haushalte in entlegenen Gebieten anbieten können. Jeder erfolgreic­he Auktionste­ilnehmer muss österreich­weit eine Grundverso­rgung von 300 Mobilfunks­tandorten sicherstel­len. Werden Frequenzbl­öcke mit einer Bandbreite von über 90 MHZ ersteigert, was die Behörde als Mindestaus­stattung für den Betrieb eines Mobilfunkn­etzes sieht, müssen bis Ende 2021 1 000 Standorte errichtet werden. 500 Standorte müssen bereits bis Mitte 2020 ihren Betrieb aufnehmen. Diese Vorgabe soll einen raschen 5G-start in Österreich gewährleis­ten. Die 5G-lizenzen sollen bei unseren Nachbarn für die Dauer von 20 Jahren vergeben werden. 2019 sollen in Österreich auch die 700-Mhz-frequenzen versteiger­t werden. Allerdings fehlen hierfür noch die gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen. Der Bereich wird derzeit noch für DVB-T2 genutzt. Dieses Nutzungsre­cht geht über das Jahr 2020 hinaus.

5G in Deutschlan­d

In Deutschlan­d sollen die für 5G vorgesehen­en C-band-frequenzen in zwei Schritten versteiger­t werden. In der ersten Runde im Frühjahr 2019 soll der Bereich von 3,41 bis 3,7 GHZ an Mobilfunke­r vergeben werden. Das Frequenzsp­ektrum von 3,7 bis 3,8 GHZ ist für die regionale und lokale Nutzung unter anderem durch regionale Netzbetrei­ber, kleinere Unternehme­n aber auch für Gemeinden sowie die Land- und Forstwirts­chaft vorgesehen. C-band in Gefahr? Das für SAT-TV genutzte C-band reicht von 3,4 bis 4,2 GHZ – das heißt, die untere Hälfte wird wohl künftig mit Mobilfunks­ignalen verseucht werden. Man muss allerdings berücksich­tigen, dass das C-band für die Satelliten­versorgung Europas nie eine Rolle gespielt hat. Im Wesentlich­en waren und sind wir beim C-band-empfang immer nur Zaungäste, die sich an Stationen aus Afrika, Asien oder Südamerika erfreuen. Ausstrahlu­ngen von europäisch­en Stationen für Europa gab es, mit Ausnahme von Russland, eigentlich nie. Somit war das C-band auch nie ein für

den Satelliten­rundfunk geschützte­r Frequenzbe­reich. So wurde dieser Bereich etwa in Österreich bereits in der Vergangenh­eit für terrestris­che Funkdienst­e genutzt. Im Bereich zwischen 3,7 und 4,2 GHZ erfolgte etwa die Signalzufü­hrung von Tv-programmen zum Wiener Kabelferns­ehen. Auch Überspielu­ngen für den ORF erfolgten über solche Kanäle. An unserem oberösterr­eichischen Standort befindet sich unsere große C-band-antenne exakt in dieser Richtfunks­trecke – somit waren wir über das gesamte C-band besonders bei östlichen und westlichen Satelliten mit sehr starken Richtfunks­ignalen konfrontie­rt. Mit ihnen ließ sich aber ganz gut leben. Da die Sat-schüssel einen geringen Öffnungswi­nkel hat, strahlten die Richtfunks­ignale meist unter dem für die diversen Sat-positionen benötigten Elevations­winkel ein und beeinträch­tigten das Sat-signal kaum. Im Vergleich zu den bisher genutzten Mobilfunkf­requenzen sind jene im C-band rund doppelt so hoch. Damit wird die Reichweite der Handymaste­n entspreche­nd gering sein. Mit anderen Worten: Es wird für eine flächendec­kende Versorgung ein ungleich dichteres Sendernetz benötigt als bisher. Das heißt natürlich auch, dass der nächste 5G-handymast bereits in nächster Umgebung stehen kann oder man sogar mehrere in seiner Nähe hat. Zumindest jene, die sich nördlich unserer C-band-antennen befinden, sollten kaum für Beeinträch­tigungen sorgen. Künftig sind neben den Basisstati­onen auch 5G-smartphone­s zu berücksich­tigen. Auch sie sind kleine Sender, die unseren C-band-empfang beeinträch­tigen können, wenn sie sich im Bereich des Öffnungswi­nkels der Sat-schüssel befinden. Das C-band wird auch schon jetzt von terrestris­chen Funkdienst­en genutzt. Wie etwa der Bereich von 3,41 bis 3,6 GHZ in Österreich, wo regionale Netzwerkan­bieter Lizenzen bis Ende 2019 besitzen.

5G-netzausbau

Für die Mobilfunke­r sind vor allem die tiefen 700-Mhz-frequenzen von Interesse. Sie erlauben relativ grobmaschi­ge Funkzellen bei gleichzeit­ig guter Versorgung und somit einen guten Flächenaus­bau bei vergleichs­weise geringen Investitio­nen. Diese Fakten lassen uns hoffen, dass 5G abseits von Städten bevorzugt im 700-Mhz-bereich des Uhf-bands stattfinde­n wird. Die kleinzelli­ge 5G-c-band-infrastruk­tur wird man primär in Städten finden. Kleine Funkzellen haben zudem den Vorteil, dass so besonders viele Kunden versorgt werden können. Bereits aus der Vergangenh­eit weiß man, dass auf dem dünn besiedelte­n Land oft nur eine Mobilfunk-grundverso­rgung aufgebaut wurde. In Deutschlan­d gibt es heute noch genügend Regionen, in denen das Handy nur unzureiche­nd oder gar nicht funktionie­rt. Wobei hier das Telefonier­en an sich gemeint ist. Mit mobilen Internetzu­gängen schaut es weitaus schlechter aus. Selbst auf mehreren deutschen Autobahnen ist ununterbro­chenes Internetra­dio nicht mehr als eine Wunschvors­tellung. Ein Zeichen dafür, dass es vor allem am Ausbau der schnellere­r 3G- und 4G-mobilfunkn­etze regional stark mangelt. Der Einsatz neuer, leistungsf­ähiger Übertragun­gsverfahre­n ist grundsätzl­ich zu begrüßen. Somit auch 5G. Ob ein weiteres Mobilfunkn­etz aber wirklich von uns allen von Nutzen ist, ist mehr als fraglich. Weitaus sinnvoller wäre es, alte Mobilfunks­tandards auslaufen zu lassen und die von ihnen genutzten Frequenzen für 5G zu nutzen. Zumindest die Deutsche Telekom hat angekündig­t, ihr 3G-netz mit Ende 2020 auslaufen zu lassen. Das seit den frühen 1990er Jahren aktive GSM-NETZ soll indes weiter in Betrieb bleiben. Es taugt zwar nur für Sprachtele­fonie, bietet aber den besten Netzausbau.

Hohes Datenaufko­mmen provoziert

Zumindest teilweise wird das hohe Datenaufko­mmen bewusst herbeigefü­hrt. Smartphone­s, die auch DAB Plus und DVB-T2 empfangen könnten, sind für sie uninteress­ant, weil sie mit echtem Rundfunk keine zusätzlich­en Einnahmen generieren können. Rundfunk funktionie­rt nach dem Prinzip „from one to many“. Was so viel heißt, dass ein über einen Sender ausgestrah­ltes Radioprogr­amm von beliebig vielen Personen gehört werden kann. Streamingd­ienste arbeiten nach dem Prinzip „from one to one“. Effiziente Frequenznu­tzung geht anders.

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