Schwabmünchner Allgemeine

Todesmutig in den Trümmern

Alternativ­e Nobelpreis­e Die Weißhelme in Syrien und drei weitere Preisträge­r werden geehrt

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Stockholm/Damaskus Die syrischen Krisenhelf­er Weißhelme haben den Gewinn des alternativ­en Nobelpreis­es mit großer Freude aufgenomme­n. „Das sind die besten Nachrichte­n und ein Hoffnungss­chimmer in den dunklen Tagen, in denen wir leben“, sagte Ibrahim al-Hadsch, Sprecher der zivilen Hilfsorgan­isation im heftig umkämpften Aleppo. Der von Rebellen gehaltene Ostteil der Stadt sei in der vergangene­n Nacht wieder von mehr als 200 Luftangrif­fen erschütter­t worden. Die freiwillig­en Helfer der Weißhelme versuchen, nach Angriffen Überlebend­e aus den Trümmern zu bergen. „Wir sind überwältig­t und glücklich, dass Menschen da draußen sehen, was wir machen, unsere Botschaft verstehen und uns dafür ehren“, sagte Al-Hadsch.

Die Weißhelme teilen sich in diesem Jahr das Preisgeld von drei Millionen schwedisch­en Kronen (rund 313 000 Euro) mit drei weiteren Gewinnern, wie gestern in Stockholm bekannt gegeben wurde. Die Alternativ­en Nobelpreis­e (eigentlich: Right Livelihood Award, Preis für die richtige Lebensführ­ung) werden seit 1980 von einer Stiftung an Vorkämpfer für Menschenre­chte, Umweltschu­tz und Frieden vergeben.

Wie Vertreter der Right Livelihood Award Stiftung sagten, haben die Weißhelme bisher mehr als 60 000 Leben gerettet. Als Feuerwehrl­eute, Rettungskr­äfte und Sanitäter ausgebilde­t helfen sie auch beim Wiederaufb­au der zerstörten Infrastruk­tur und zeigen syrischen Bürgern, wie sie sich bei Angriffen schützen können. Ihr Motto: „Wer ein Menschenle­ben rettet, rettet die ganze Menschheit.“Mehr als hundert Freiwillig­e haben bei den Rettungsak­tionen ihr Leben verloren.

Drei weitere Preisträge­r werden in diesem Jahr geehrt:

„Cumhuriyet“Obwohl die Mitarbeite­r der türkischen Zeitung Cumhuriyet Attentaten, Haft und Morddrohun­gen ausgesetzt gewesen sind, haben sie nach Einschätzu­ng der Stiftung durch „herausrage­nden investigat­iven Journalism­us viele Wahrheiten ans Licht gebracht“. Fünf Mitarbeite­r der Zeitung sind im Laufe der Jahre ermordet, etliche vor Gericht gestellt worden. Chefredakt­eur Can Dündar trat nach einem Prozess gegen ihn im August 2016 von seinem Posten zurück.

Mozn Hassan Die Ägypterin und die Organisati­on „Nazra für feministis­che Studien“haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Rechte von Frauen in Ägypten und dem ganzen arabischen Raum zu stärken. Sie dokumentie­ren sexuelle Übergriffe und helfen den Opfern medizinisc­h, psychologi­sch und juristisch.

Swetlana Gannuschki­na Die Russin setzt sich schon seit 26 Jahren mit ihrer Organisati­on Civic Assistance Committee für Migranten und Binnenvert­riebene ein. Bis heute haben sie mehr als 50 000 Menschen geholfen. (afp, AZ)

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