Er soll das Wunder wiederholen
FCA-Gegner Trainer Norbert Meier musste das Feuer bei Darmstadt 98 nach einer überraschend guten Vorsaison neu entfachen. Mit der defensiven Spielweise der Lilien könnte der FC Augsburg seine Probleme haben
Wie motiviert man eine Mannschaft, die soeben ein Wunder – den Nichtabstieg – vollbracht hat? Wie bringt ein Trainer ein Team, das über die eigenen Verhältnisse gespielt hat, dazu, es wieder zu tun?
Auf diese Fragen hatte Norbert Meier offenbar die richtigen Antworten, als ihn Darmstadt 98 zum Bewerbungsgespräch einlud. Der 58-Jährige, zu erkennen an der markanten Brille und der Igelfrisur, war der Wunschkandidat der Lilien, nachdem Erfolgstrainer Dirk Schuster zum FC Augsburg gewechselt war.
Norbert Meier folgte dem Ruf nach Darmstadt und verließ Arminia Bielefeld. Er ist wohl der richtige Fußballlehrer für eine Mannschaft, die sich weniger durch schöne Kombinationen als durch harte Arbeit auszeichnet.
Meier hatte in Bielefeld eine der besten Defensiven der zweiten Liga etabliert, obwohl die Mannschaft nominell eher zu den schwächeren gehörte. In Darmstadt übernahm er ebenfalls kein Team, mit dem er die oberen Tabellenränge anpeilen könnte.
Im Gegenteil. Zählte Darmstadt schon vergangene Saison zu den Ab- stiegskandidaten, haben sich die Aussichten weiter verdüstert. Denn nach der Überraschungs-Saison wilderten die größeren Klubs beim kleinen SV Darmstadt. Achtzehn Spieler haben die Lilien verlassen. Darunter Säulen wie Angreifer Sandro Wagner, Torhüter Christian Mathenia und Linksverteidiger Constantin Rausch.
Besonders der Weggang von Sandro Wagner wiegt schwer. Hinten steht die Null, vorne hilft der liebe Gott – oder eben Sandro Wagner. So könnte man über die Taktik der Lilien vergangene Saison spotten. Mit seinen 1,94 Metern war der Angreifer dafür verantwortlich, die langen Bälle vorne festzumachen und zu verwerten. 14 Mal gelang ihm Letzteres.
Und in der aktuellen Spielzeit? Die Null stand in den vier Partien hinten bisher nur beim glücklichen 1:0-Sieg gegen Frankfurt. Gegen Dortmund gab es eine 0:6-Klatsche und auch beim 0:2 in Köln stand die Abwehr nicht fest.
Trotzdem wird Darmstadt für den FCA wohl schwer zu knacken sein. Denn mit einer destruktiven Spielweise, wie die Lilien sie bevorzugen, kam der FCA bisher nicht zurecht. „Ich denke, sie kommen zu uns, um einen Punkt mitzuneh- men“, sagt FCA-Spieler Jan Morávek. Er erwartet eine Mannschaft, die sich zurückzieht und auf Standardsituationen setzt. „Wir müssen zeigen, dass wir nach vorne Ideen haben“, fordert Morávek.
Doch genau damit tun sich die Augsburger in dieser Saison schwer. Gegen Leverkusen kreierten die Offensivkräfte kaum Chancen. Torhüter Marwin Hitz sieht die intensive Defensivarbeit seiner Mitspieler als Grund. „Dass nach vorne dann ein bisschen die Kraft fehlt, ist normal“, sagt Hitz. Ziel sei es aber durchaus, besser Fußball zu spielen.
Einfach wird das nicht, denn Norbert Meier hat neben seiner Mauer-Taktik noch einen Trumpf in der Hinterhand. Er hat das Feuer in Darmstadt neu entfacht, das den Klub schon aus der dritten bis in die erste Liga gebracht hatte. Dabei half eine einzigartige Aktion. Der Bundesligist hat sein Stadion nach dem verstorbenen Fan Jonathan Heimes benannt. Das brachte Darmstadt und seine Anhänger noch enger zusammen. Nach dem Last-MinuteAusgleichstreffer gegen Hoffenheim kommen die Lilien euphorisiert nach Augsburg.
FC Augsburg – Darmstadt 98 Samstag, 15.30 Uhr, WWK-Arena »