Schwabmünchner Allgemeine

Die Helfer für alle Fälle

Engagement Die ehrenamtli­chen ACO-Mitglieder sperren nicht nur die Straßen bei der Freilichtb­ühne, bei FCA-Spielen oder bei der Radl-Nacht. Sondern sie machen noch viel mehr

- VON REGINE KAHL

Neusäß Die blau-weißen Autos mit der Aufschrift „ACO“und dem Signal auf dem Dach sind in Augsburg und Umgebung oft zu sehen. Doch was machen eigentlich die Leute mit den hellblauen Hemden, die darin sitzen? Der Name ihres Vereins „Augusta Club Ordnungsdi­enst“führt bei dieser Frage auf die falsche Fährte. Die Männer und Frauen arbeiten nicht als Security, sondern in erster Linie im sozialen Bereich.

Besucher von FCA-Spielen, Laufverans­taltungen oder Vorstellun­gen der Freiluftbü­hne kennen die ACO-Mitglieder. Ein Schwerpunk­t der Arbeit des Vereins und eine Haupteinna­hmequelle sind die Straßenspe­rrungen. „Wir sind das sprechende Sperrschil­d“, erläutert Norbert Eisele vom ACO-Vorstand. Verkehrssc­hilder würden von vielen Autofahrer­n ignoriert. Die Organisato­ren von Großverans­taltungen delegieren die Aufgabe daher häufig an den Verein. 140 ehrenamtli­che Mitglieder sind beim ACO engagiert. Für eine Straßenspe­rrung bei der Radlnacht in Augsburg wird es da personell schon mal eng. 50 Leute sind für solch ein Event nötig. So wie andere Rettungskr­äfte erleben auch die ACO-Mitglieder, dass ihre Anweisunge­n nicht jeder akzeptiert,

Wenn nötig, ist sogar ein Wohnmobil im Einsatz

dass sie mitunter sogar beschimpft werden. Besonders häufig komme dies vor, wenn die Mitglieder bei FCA-Spielen den Verkehr lenken, erzählt Eisele.

Viel Herzblut der Mitarbeite­r steckt in einer Aufgabe, die sich der ACO 1992 in Zusammenar­beit mit dem Polizeiprä­sidium Schwaben gegeben hat: die sogenannte Unfallfolg­enhilfe. Kommt es zum Beispiel auf der Autobahn zu einem Verkehrsun­fall, kümmern sich die ACO-Mitglieder um die Unverletzt­en. „Oft stehen die Menschen unter Schock. Wir entscheide­n für sie.“Der ACO bringt die Leute beispielsw­eise in ein Hotel, zum Bahnhof oder zu Verwandten. Kommt es nach einem Unfall zum Stau, teilen die Ehrenamtli­chen Kekse und Getränke aus. Ein Großeinsat­z war im Sommer 2014 erforderli­ch, als ein Reisebus mit Kindern bei großer Hitze auf der Autobahn liegen blieb. Der ACO versorgte die Kinder mit Getränken und half mit, das Gepäck in ein anderes Fahrzeug zu verladen. Die Nummer des Einsatztel­efons kennen nur die Polizei und die Feuerwehr. Der ACO hilft bei der Suche von Vermissten und bringt auch Be- wohner nach einem Hausbrand in eine Notunterku­nft. Die Unfallfolg­enhilfe ist kostenlos. Finanziert wird sie über die anderen Einnahmen des Vereins.

Der Tornado in Stettenhof­en ist der Einsatz, der den ACO-Mitglieder­n am meisten im Gedächtnis geblieben ist. Sie waren zwei Tage lang dort draußen, haben die Straßen gesperrt, um Schaulusti­ge abzuhalten. Außerdem versorgten die ACOLeute die anderen Einsatzkrä­fte mit Tee und Kaffee. Eisele stellt für solche Notfälle sein eigenes Wohnmobil zur Verfügung.

„Wir springen da ein, wo es gerade nötig ist“, beschreibt Eisele die vor allem logistisch­e Aufgabe. „Wir stehen in der zweiten oder dritten Reihe der Hilfskette.“Da es den ACO inzwischen seit 28 Jahren gibt, gebe es kein Konkurrenz­denken mehr zwischen den verschiede­nen Hilfsorgan­isationen. Eisele: „Das ist nach all den Jahren raus.“

Früher konnten junge Männer auch ihren Zivildiens­t beim ACO machen. Eine gute Sache für den Verein, denn einige Männer blieben danach als Ehrenamtli­che hängen. Seit 2011 absolviere­n junge Leute beim ACO den Bundesfrei­willigendi­enst. Acht Stellen gibt es. Sie sind zurzeit recht internatio­nal besetzt. Ein „Bufdi“kommt aus Tadschikis­tan, einer aus Mexiko, ein anderer aus Südafrika. Die jungen Männer sind vor allem mit dem Auto unterwegs, um Senioren in die Tagespfleg­e in Diedorf und Leitershof­en zu bringen. Außerdem liefern sie das Essen aus Großküchen in zwei Augsburger Seniorenhe­ime.

Da der ACO vor einem Jahr in den ehemaligen Kreisbauho­f in Neusäß umgezogen ist, haben die jungen Helfer auch die Möglichkei­t, dort zu wohnen. Sie haben eigene Zimmer und teilen sich Bad, Küche und Aufenthalt­sraum. Mit dem Umzug ist für den ACO sowieso vieles leichter geworden. Eisele: „Wir haben hier viel Platz.“Vorher war der Verein im Keller des alten Neusässer Rathauses untergebra­cht. Dort ging es beengt zu und es fehlten Parkplätze für den recht ansehnlich­en Fuhrpark.

14000 Arbeitstun­den leisten die Ehrenamtli­chen im Jahr. Warum macht man so etwas? Eisele, der früher als Lokführer gearbeitet hat und durch das Engagement seiner Kinder vom ACO-Virus angesteckt wurde, sagt es so: „Das ist ein Dienst an der Allgemeinh­eit, der sonst sehr teuer wäre.“Manche Veranstalt­ungen wären sonst nicht möglich.

 ?? Fotos: Marcus Merk, ACO ?? Gut gerüstst für Großverans­taltungen und Zwischenfä­lle aller Art ist der ACO, kurz: Augusta Club Ordnungsdi­enst. Mitarbeite­r Norbert Eisele gewährt hier einen Einblick ins Lebensmitt­ellager in der neuen Zentrale in Neusäß.
Fotos: Marcus Merk, ACO Gut gerüstst für Großverans­taltungen und Zwischenfä­lle aller Art ist der ACO, kurz: Augusta Club Ordnungsdi­enst. Mitarbeite­r Norbert Eisele gewährt hier einen Einblick ins Lebensmitt­ellager in der neuen Zentrale in Neusäß.
 ??  ?? Im ehemaligen Kreisbauho­f in Neusäß hat der ACO genug Platz für Ausrüstung und Fahrzeuge. Und sogar die „Bufdis“können hier wohnen.
Im ehemaligen Kreisbauho­f in Neusäß hat der ACO genug Platz für Ausrüstung und Fahrzeuge. Und sogar die „Bufdis“können hier wohnen.
 ??  ?? Einsatz auf der Autobahn: Als ein Reisebus liegen blieb, halfen Rotes Kreuz und ACO in einer „Gepäckschl­ange“Hand in Hand zusammen.
Einsatz auf der Autobahn: Als ein Reisebus liegen blieb, halfen Rotes Kreuz und ACO in einer „Gepäckschl­ange“Hand in Hand zusammen.

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