Hermes gesellt sich zu Amazon und Co
Wirtschaft Der Paketdienst baut nun ebenfalls ein großes Verteilzentrum am Lechfeld. Und es bleibt noch Platz übrig
Graben Die Europazentrale des Paketversenders und Logistikunternehmens Hermes hat gestern in Hamburg den Bau einer neuen Niederlassung in Graben bestätigt. Die geplante Halle mit angegliedertem Bürotrakt soll im kommenden Jahr entstehen und ab Frühjahr 2018 täglich der Bearbeitung von rund 70 000 Sendungen für Süddeutschland dienen. Dazu werde modernste Sortiertechnik benötigt. Daher betrage die Investitionssumme im Süden des Landkreises Augsburg rund 40 Millionen Euro.
Die Nähe zu Amazon ist womöglich kein Zufall. Auch in Bad Hersfeld ist Hermes einer der Partner des Online-Händlers. Doch ist der Paketund Logistikdienst auch für andere große Internethändler sowie für Privatkunden tätig.
Wie kurz gemeldet, hatte bereits vergangene Woche Bürgermeister Andreas Scharf das Vorhaben nach einer nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderates angekündigt. Den Umfang des Bauvorhabens schilderte gestern ein Unternehmenssprecher gegenüber unserer Zeitung.
Die Bauarbeiten sollen laut Firmenauskunft im Februar 2017 beginnen, der Betriebsstart ist für den März 2018 vorgesehen. Der Großteil der Investitionssumme werde auf die moderne technische Ausstattung entfallen.
Die zu errichtende Halle selbst soll 8700 Quadratmeter umfassen. Die Grundstücksfläche betrage sogar 60 000 Quadratmeter, da für den logistischen Betrieb große Abstellund Rangierflächen benötigt werden. In dem neuen Logistikzentrum in Graben werden laut Hermes etwa hundert Mitarbeiter tätig sein: etwa 80 im gewerblichen und 20 im kaufmännischen Bereich. Auch Ausbildungsplätze dürfte es geben.
Laut Grabens Bürgermeister Andreas Scharf liegt das von Hermes ausgesuchte Areal zwischen dem bestehenden Logistikzentrum von Lidl und dem DHL-Zentrum bei Amazon. Auch die Größe werde zwischen diesen beiden Objekten liegen.
Hermes gliedert sich also ein in den Kreis der Warenverteilzentren direkt westlich der Bundesstraße 17, deren Keimzelle der Discounter Aldi schuf, als er bereits Ende 2001 ein großes Grundstück auf benachbarter Kleinaitinger Flur erwarb und dort bald darauf sein Verteilzentrum errichtete. Lidl, Amazon und DHL folgten, zudem siedelten sich weitere Kleinbetriebe in dem Areal an und zuletzt folgte jenseits der B17 das Logistikzentrum für BMW.
Und der Platz der Gewerbeflächen von Graben und Kleinaitingen reicht noch für weitere Ansiedlungen aus. Dass hier jedes große Unternehmen weitere Logistiker anzieht, war längst prophezeit worden, doch erstaunt die Magnetwirkung immer wieder. Die Nähe der neuen Hermes-Niederlassung zu Amazon dürfte wohl kein Zufall sein. Zwar hat in Graben längst die Post-Tochter DHL mit einem Paketzentrum an den amerikanischen Onlinehändler angedockt, doch empfängt Hermes auch in Bad Hersfeld, neben anderen, laufend Paketkontingente direkt von Amazon zur weiteren Verteilung. Ob dies auch in Graben schon ausgemachte Sache ist, wollte der Unternehmenssprecher gestern noch nicht sagen.
Hermes ist eine hundertprozentige Tochter der Otto-Gruppe und somit ein Kind des klassischen Versandhandels. Der Paketdienst für private Kunden macht nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus. Bedeutender ist laut Firmenauskunft die Verteilung von Sendungen verschiedenster Online-Händler. Auch Gerätehersteller schicken mit Hermes Waren direkt an Kunden. Ein Bereich macht dabei die Lieferung und Aufstellung von Großgeräten sowie ganzer Küchen aus. SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE