Der Förster, der Vogel und das Kitz
Führung Martin Pohl macht in Konradshofen das Ökosystem Wald anschaulich. Weil das interessiert, sollen weitere Führungen folgen
Konradshofen Förster Martin Pohl kennt seine Partner im Wald sehr gut. Es sind ziemlich viele, und alle zusammen bilden sie ein großes Ökosystem. Das zu hüten, gehört zu den vielen Aufgaben des Vertreters der Bayerischen Staatsforsten am Buchenberg bei Konradshofen. Und weil er das offenbar mit Leidenschaft macht, kann Pohl Kinder genauso wie Erwachsene für die vielen Besonderheiten des Waldes begeistern.
Bei einer besonderen Führung richtete er den Blick der über 20 jungen und älteren Teilnehmer über die Baumkronen hinaus zum Himmel und tief hinein in dichte Bestände, in denen manches Bambi versteckt steht. Freilich bediente er sich dabei manch eines Tricks. So war das Rehkitz ein präpariertes Ausstellungsstück, und weil auf Kommando auch kein Raubvogel daherkommt, steigt Pohl auch mal mit einem ausge- stopften Exemplar auf eiHochstand nen und zeigt somit, wie die Sil- houette eines Rotmilans vor dem hellen Himmel wirkt und wie man ihn am deutlich gegabelten Schwanz erkennen kann. Dieser ansonsten eher seltene Raubvogel – auch Gabelweihe genannt – kreist im Forstrevier von Martin Pohl recht häufig an den Waldrändern. Das freut den Förster. Denn er hält die Mäusebestände in Grenzen und ist für das Gesamtökosystem Wald sehr nützlich. Ein Zuviel an Mäusen würden nämlich das junge Laubholz schädigen. So hat jedes Lebewesen seinen Wert, ob vom kleinen Getier über das süße Kitz bis zum majestätischen Vogel. Das Ergebnis ist ein prächtiger Baumbestand. Das zeigt den Besuchern zum Beispiel die Zählung der Jahresringe einer 140-jährigen Lärche. Auch Neuanpflanzungen auf Sturmwurfflächen und die „Arbeit“des Borkenkäfers wurden inspiziert. Ein erfahrener Waldarbeiter der Bayerischen Staatsforsten stellte anschließend sich und seinen Beruf vor und beantwortete die zahlreichen Fragen zu Ausbildung, Schutzkleidung und Holzernte.
Nach eine kurzen Stärkung und Pause am schattigen Brünnle ging es entlang des Schweinbachs weiter. Dort wurde schon vor einigen Jahren begonnen, die Fichte mit Baumarten des Auwaldes wie Erle, Schwarzpappel, Esche und Ahorn anzureichern.
Das Quaken der Frösche, die Spuren des Bibers und Erzählungen vom Schwarzstorch begleiteten die Teilnehmer zum Abschlussquiz. Hier wurde in großer Runde das Erfahrene und Erlernte noch mal durchgespielt und mit kleinen Andenken in der Erinnerung vertieft.
Die Einladung zur Waldführung, so Pohl, war bewusst für alle offengehalten, und dies zeigte sich auch am Alter der Teilnehmer: Von zweieinhalb bis 74 Jahre waren alle Generationen vertreten.
Aufgrund der Vielzahl der Anmeldungen konnten nicht alle Interessenten mitgenommen werden. Daher ist geplant, zukünftig einzelne Führungen auch in anderen Revierteilen anzubieten. Pohl denkt an Thementage zum Naturschutz im Wald, zu seltenen Baumarten oder Klimawandel aber auch zum Thema Forsttechnik, Holzerwertung oder Jagd. (pit)