Debatte ums „Bauernglatteis“
Erntezeit Die Polizei ließ einen Landwirt die Straße reinigen. Dies löst eine lebhafte Diskussion aus
Ustersbach Die Polizei hat einen Landwirt die Straße bei Ustersbach reinigen lassen, die durch die Maisernte verschmutzt war. Diese Meldung löst viele Reaktionen im Internetauftritt unserer Zeitung und bei Facebook aus. Das „Bauernglatteis“, wie es im Volksmund oft genannt wird, erregt die Gemüter.
Was war passiert? Weil ein Landwirt durch die Maisernte die Kreisstraße bei Ustersbach stark verschmutzt hat, wurde er von der Polizei Zusmarshausen zur Absicherung und Reinigung der Gefahrenstelle veranlasst. Es hatte sich ein zentimeterdicker Schmutzfilm gebildet, durch starke Regenfälle und Dämmerung wurde die Straße rutschig.
Laut Maximilian Stumböck, Bürgermeister von Ustersbach, treten in der Erntezeit solche Verschmutzungen durch die Landwirte vermehrt auf. „Normalerweise entfernen die verantwortlichen Bauern die Verunreinigungen aber selbstständig“, sagt der Bürgermeister. Für Alfred Götz von der Polizei Zusmarshausen war der Fall eine Ausnahme. „Diesmal war die Verschmutzung und damit die Gefahr für Autofahrer so stark, dass man gleich gehandelt hat und den Verursacher auch sofort ausfindig machen konnte“, sagt Götz. Der Polizei sei es hauptsächlich darum gegangen, die Autofahrer auf die derzeitige Gefahr vor allem im Bereich von Maisäckern aufmerksam zu machen.
Bei Facebook löste die Nachricht zum Fall in Ustersbach eine rege Diskussion aus. Viele sind der Meinung, dass das von der Polizei „richtig so“ist, denn „jeder andere muss die Straße auch sauber machen, wenn er sie beschmutzt“. Markus Huber schreibt, er sei „auch mal fast abgeflogen, weil zehn Zentimeter Schlamm auf der Straße waren“. Tobias Wiedemann sieht es ausgewogener: „Leider gibt es hin und wieder schwarze Schafe, aber bei uns kümmern sich die meisten.“
Wie schwierig es sei, bei den derzeitigen Wetterverhältnissen zu ernten und das auch noch sauber, berichtet Gerhard Ringler, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Da die Ernte meist mehrmals eingefahren werden müsse, könne auch nicht jedes Mal gleich gesäubert werden. Die Landwirte täten im Allgemeinen aber ihr Bestes. Bei mehreren Fuhren werde ein Warndreieck aufgestellt und die Gefahrenstelle am Ende gereinigt. „Die Bevölkerung sollte deshalb mehr Verständnis haben“, appelliert der Kreisobmann. Man müsse auch bedenken, dass die Bauern ein ganzes Jahr lang für diese Ernte arbeiten. Ringler: „Manchmal kommt dann eben der Regen dazwischen, und es entsteht noch mehr Dreck. Trotzdem muss geerntet werden.“
Auch Thomas Graupner von der Geschäftsstelle Augsburg des Bayerischen Bauernverbands kennt die Problematik, betont aber, dass sich die Bauern um die Verkehrssicherheit bemühen. „Zum Teil werden die Warndreiecke schon im Vorfeld aufgestellt.“Aber der Geschäftsführer weiß auch, dass eine gewisse Verschmutzung nicht vermeidbar sein wird. „Der Landwirt kann sein Gefährt ja nicht jedes Mal durch ein Wasserbad ziehen, bevor er eine Straße befährt.“