Schwabmünchner Allgemeine

CDU und CSU rücken wieder zusammen

Union Im Streit um die Flüchtling­spolitik wird der Ton zwischen den Schwesterp­arteien versöhnlic­her. Und auch bei Seehofers Obergrenze zeichnet sich ein Kompromiss ab

- VON RUDI WAIS

Berlin Auch wenn der Streit um die Flüchtling­spolitik noch nicht beigelegt ist – der Ton zwischen CDU und CSU wird wieder versöhnlic­her. Mit den jüngsten Gesprächen zwischen Angela Merkel und Horst Seehofer sei die Vergangenh­eitsbewält­igung „beendet und abgeschlos­sen“, betonte der stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e Thomas Strobl gegenüber unserer Zeitung. „Die Einsicht setzt sich durch, dass wir wieder zusammenfi­nden müssen“, bestätigt auch der Neu-Ulmer CSUAbgeord­nete Georg Nüßlein, der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion im Bundestag. Seehofer selbst sprach nach einer Reihe von Terminen in Berlin von einer „wunderbare­n Atmosphäre“. Ob er zum Parteitag der CDU nach Essen fährt und die Kanzlerin im Gegenzug den Parteitag der CSU besucht, ist nach Informatio­nen aus Unionskrei­sen aber weiter offen.

Vor dem ersten von sechs gemeinsame­n Parteikong­ressen am heutigen Samstag in Würzburg ist zwar noch nicht klar, mit welchen konkreten Schritten die Schwesterp­arteien die Flüchtling­skrise in den Griff bekommen wollen. Auf beiden Seiten aber ist das Bemühen erkennbar, die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen. „Inzwischen wissen hoffentlic­h alle, dass CDU und CSU nichts so sehr schadet wie Streit innerhalb der Union“, betonte Strobl. „Wir haben 99 Prozent Übereinsti­mmung, damit geht so vieles.“

Klar, so Strobl weiter, sei allerdings auch, was alles nicht gehe. Eine fixe Obergrenze von 200000 Flüchtling­en pro Jahr zum Beispiel lehnt die CDU weiterhin ab. Der hessische Ministerpr­äsident Volker Bouffier deutete in einem Interview allerdings eine gewisse Kompromiss­bereitscha­ft an: „Ich kann mir vorstellen, dass sich CDU und CSU auf eine Orientieru­ngsgröße verständig­en können.“Bouffier soll den Annäherung­sprozess der C-Parteien heute in Würzburg gemeinsam mit der bayerische­n Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm moderieren. Seine umstritten­e Empfehlung, die CDU solle sich doch nach einer Immobilie in München umsehen, will er dabei nicht als Drohung mit einem Einmarsch seiner Partei in Bayern verstanden wissen. Dies habe er, so Bouffier, eher scherzhaft gemeint. „Das ist ein Running Gag in der CDU.“

Auch in der CSU ist die von Seehofer formuliert­e Obergrenze offenbar nicht unumstritt­en. Eine solche Zahl sei „nicht wirklich zielführen­d“, warnte Nüßlein im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wenn jedes Jahr 200000 Menschen kommen, dann sind das in fünf Jahren auch eine Million Flüchtling­e.“Wichtiger als die Diskussion über eine nackte Zahl seien ein funktionie­render Schutz der nationalen und der europäisch­en Grenzen sowie eine geordnete Rückführun­g der Menschen, die auf keinen Fall in Deutschlan­d bleiben könnten: „Dieses Problem ist lösbar.“Auch nach Einschätzu­ng von Finanzstaa­tssekretär Jens Spahn, der auch Mitglied im CDU-Präsidium ist, könnte Seehofer seine Obergrenze zu großzügig gezogen haben. Gerade bei Zuwanderer­n aus dem arabisch-nordafrika­nischen Kulturkrei­s habe die Integratio­n zu oft nicht geklappt, warnte Spahn. „Angesichts dessen wären 200000 Asylbewerb­er jedes Jahr eine ziemlich hohe Zahl.“»Leitartike­l Seite 2

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