Schwabmünchner Allgemeine

Singen in der Einflugsch­neise

Natur Warum Vögel an Flughäfen früher tirilieren als anderswo

- VON JOSEF KARG

Augsburg Der Herbst hat begonnen und klammheiml­ich wird es immer ruhiger im Wald und in den Gärten. Kein Tirilieren mehr in den Lüften und auf den Bäumen. Die meisten Singvögel haben sich bereits auf den Weg in wärmere Gefilde gemacht.

Bevor es Winter und ganz still wird, gilt es noch von einer Untersuchu­ng zu berichten, die sich mit dem Singverhal­ten hiesiger Vögel befasst. Sie gehört zu den Entdeckung­en, die die Welt nicht revolution­ieren, aber trotzdem ganz interessan­t sind. So fanden die Forscher des MaxPlanck-Instituts für Ornitholog­ie in Seewiesen am Starnberge­r See heraus, dass Vögel an Flughäfen morgens früher als ihre Artgenosse­n in ruhigeren Gebieten singen. Beobachtet wurde das Verhalten von Rotkehlche­n, Amseln, Blaumeisen, Kohlmeisen und Buchfinken in der Nähe des Berliner Flughafens Tegel im Vergleich zu dem der Artgenosse­n in einer einige Kilometer entfernten stilleren Gegend. Und siehe da: Die Airportvög­el beginnen wegen des Fluglärms fünf bis zehn Minuten früher zu singen als ihre Artgenosse­n.

Jetzt könnte man sagen: Fünf Minuten – was soll das? Die paar Minuten hin oder her. Forscher Henrick Brumm aus Seewiesen erklärt jedoch: „Schon kleine Unterschie­de beim Beginn des Morgengesa­ngs können zu erhebliche­n Unterschie­den beim Fortpflanz­ungserfolg der Tiere führen.“Tatsächlic­h zeigen andere Untersuchu­ngen, dass früher singende Vögel mehr Paarungspa­rtner finden und zudem erfolgreic­her beim Fremdgehen sind. Ab 78 Dezibel Lärm kommunizie­ren die Vögel praktisch gar nicht mehr – schlecht fürs gefiederte Liebeslebe­n.

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