Gnadenfrist für Kaiser’s Tengelmann
Warum aber eine Zerschlagung noch nicht vom Tisch ist
Mülheim/Ruhr Karl-Erivan Haub, Eigentümer von Kaiser’s Tengelmann, hat die Pläne zur Zerschlagung der kriselnden Supermarktkette für zwei Wochen ausgesetzt. In dieser Zeit wollen Tengelmann, Edeka, Rewe und die Gewerkschaft Verdi einen letzten Versuch unternehmen, doch noch eine einvernehmliche Lösung im Streit um die Supermarktkette zu finden. Scheitern die Verhandlungen, will Haub sofort mit dem Einzelverkauf der Filialen beginnen. Dies könnte das Aus für Tausende von Arbeitsplätzen bedeuten.
Eigentlich sollte der Ausverkauf der Supermarktkette nach Haubs Worten bereits in der kommenden Woche starten, da sich die Lage des Unternehmens zunehmend verschlechtere. Der Kaufvertrag mit Edeka sollte aufgekündigt werden, und die ersten Angebote für die Filialen in der Vertriebsregion Nordrhein sollten eingeholt werden. Dies sei jetzt erst einmal ausgesetzt, ebenso wie die für einen solchen Schritt erforderlichen Sozialplanverhandlungen, sagte Haub. Grund für den Meinungswandel sind die Fortschritte, die am Donnerstag bei einem Krisengipfel erzielt wurden, an dem unter anderem auch der Rewe-Chef teilnahm. Bei dem Treffen war überraschend Bewegung in die seit Monaten verhärteten Fronten gekommen.
Haub betonte, die Lage verschlechtere sich durch die nun seit fast zwei Jahren andauernde Hängepartie immer mehr. „Kundenzahlen und Umsätze sinken und das Geschäft bricht zunehmend weg.“Kaiser’s Tengelmann habe deshalb nicht die Zeit, eine Klärung der umstrittenen Fragen auf dem Rechtsweg abzuwarten.
Edeka sowie Kaiser’s Tengelmann hatten die Fusion vor etwa zwei Jahren beschlossen. Doch das Kartellamt legte sein Veto ein, weil es Wettbewerbsbehinderungen und Preiserhöhungen befürchtete. Zwar hebelte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) das Zusammenschlussverbot über eine sogenannte Ministererlaubnis aus. Allerdings gelang es Rewe und Markant mit einer Klage vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf, die Umsetzung der Ausnahmegenehmigung vorläufig zu stoppen. (dpa)