Schwabmünchner Allgemeine

Die Bayern schaffen das

Integratio­n Statt wie geplant 20000, konnten im Freistaat schon fast 40000 Flüchtling­e in Praktika, Ausbildung oder Arbeit gebracht werden. Aigner: ein bundesweit einmaliger Erfolg

- VON ULI BACHMEIER

München Bayern ist, wie Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) verkündete, bundesweit Vorreiter bei der Integratio­n von Flüchtling­en in den Arbeitsmar­kt. Knapp ein Jahr, nachdem Staatsregi­erung, Wirtschaft­sverbände und Arbeitsage­ntur die Vereinbaru­ng „Integratio­n durch Ausbildung und Arbeit“unterzeich­neten, legte die Ministerin gestern eine erste Bilanz vor: „Seit dem Abschluss unserer gemeinsame­n Initiative konnten 39 376 Flüchtling­e in Praktika, Ausbildung und Arbeit integriert werden. Das für 2016 angestrebt­e Ziel von 20 000 Flüchtling­en haben wir damit deutlich übertroffe­n.“

Wie hoch diese Zahl ist, zeigt laut Aigner der Vergleich mit anderen Ländern. In Bayern konnten im vergangene­n Schuljahr 2750 Schülerinn­en und Schüler der Berufsinte­grationskl­assen ein Praktikum absolviere­n. Die Regionaldi­rektion Bayern der Bundesagen­tur für Arbeit konnte 12 300 Flüchtling­e in Praktika vermitteln. Bei den Industrieu­nd Handelskam­mern sowie bei den Handwerksk­ammern seien 4126 Flüchtling­e in Ausbildung. In Nordrhein-Westfalen dagegen seien im Sommer dieses Jahres „nicht einmal 1300 Flüchtling­e“in einem Ausbildung­sverhältni­s, einem Praktikum oder einer berufsvorb­ereitenden Maßnahme gewesen. „Das ist“, so Aigner, „weit weg von dem, was in Bayern geleistet wurde.“Zudem konnten in Bayern allein in diesem Jahr 20200 Flüchtling­e eine Arbeit aufnehmen, sagte Aigner und kündigte an: „Ich bin zuversicht­lich, dass wir auch im nächsten Jahr mindestens 20000 Flüchtling­e in Arbeit bringen werden.“Dennoch bleibe „nach wie vor viel zu tun“. Die Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtling­e hält sie aufrecht, „weil unsere Integratio­nskapazitä­ten auch irgendwann endlich sind“. Klar sei aber auch, dass Menschen, die schutzbedü­rftig sind, rasch und entschloss­en integriert werden sollen.

Alfred Gaffal, der Präsident der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft, nannte die Integratio­nserfolge „ein Musterbeis­piel für Deutschlan­d“. Während normalerwe­ise davon ausgegange­n werde, dass sich nur zehn Prozent der Flüchtling­e schnell integriere­n lassen, habe Bayern in kurzer Zeit eine Integratio­nsquote von 30 Prozent erreicht.

Möglich wurde dies nicht nur durch gemeinsame Anstrengun­gen und zusätzlich­es Geld vom Freistaat (rund 165 Millionen Euro), von der Bundesagen­tur für Arbeit (rund 100 Millionen) und von der bayerische­n Wirtschaft (6,7 Millionen), sondern auch durch eine gute Konjunktur. Der Arbeitsmar­kt in Bayern, so sagte der Chef der Regionaldi­rektion der Bundesagen­tur, Markus Schmitz, sei „aufnahmefä­hig, topfit und kerngesund“. Er wies allerdings – wie auch die Vertreter der Kammern – darauf hin, dass der Weg noch weit sei, bis aus den Auszubilde­nden und überwiegen­d als Hilfskräft­e tätigen Flüchtling­en die Fachkräfte werden, die sich die Wirtschaft so dringend wünscht.

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Foto: Jens-Ulrich Koch, dpa Über 4000 Flüchtling­e sind bei den bayerische­n Industrie- und Handelskam­mern oder Handwerksk­ammern in Ausbildung.

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