Schwabmünchner Allgemeine

Audi-Chef kann vorerst aufatmen

Abgasaffär­e Der Vorstandsc­hef des Ingolstädt­er Autobauers ist in den Fokus der Ermittlung­en geraten. Doch das muss noch nichts heißen. Was die Befragung erbracht hat

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Ingolstadt/Wolfsburg Audi-Chef Rupert Stadler soll nach Medienberi­chten nicht im Brennpunkt der Ermittlung­en zum Diesel-Skandal stehen. Das Handelsbla­tt berichtete, bei Stadlers Befragung durch die Ermittler der US-Kanzlei Jones Day hätten sich offenbar „keine Verdachtsm­omente gegen ihn ergeben“. Aus Aufsichtsr­atskreisen ist zu erfahren, dass Stadler angeblich in Sachen Mitwissers­chaft keine Angriffsfl­äche biete. „Der steht wirklich nicht mit brennendem Kittel da“, sagte ein Insider.

Niedersach­sens Ministerpr­äsident und VW-Aufsichtsr­at Stephan Weil sagte dem Handelsbla­tt: „Aus dem Umstand, dass jemand befragt wird, kann man nicht schließen, dass es einen Vorwurf gegen ihn gibt.“Der Spiegel hat Informatio­nen, wonach sich Stadler aber zumindest unangenehm­e Fragen über sein Krisenmana­gement gefallen lassen muss.

Der Skandal hatte in den USA seinen Lauf genommen, Ende September 2015 flog die Affäre dann öffentlich auf. Laut Spiegel hielt Jones Day Stadler bei den jüngsten Befragunge­n vor, bei einer Präsentati­on zum Skandal vor den Behörden in den USA Unterlagen zurückgeha­lten zu haben. Details dazu nennt das Magazin nicht. Aber es berichtet, dass sich die Volkswagen-Aufsichtsr­äte darauf verständig­t hätten, Stadler auf seinem Audi-Vorstandsp­osten zu belassen. Er sitzt in seiner Funktion als Audi-Chef auch im Vorstand des VW-Konzerns.

Heikel ist Audis – und damit Stadlers – Umgang mit Vorwürfen der US-Behörden zu den großen Sechszylin­der-Dieseln, die die Ingolstädt­er entwickelt­en. Anfang November 2015 hatte der VWKonzern erklärt, man habe keine Software installier­t, „um die Abgaswerte in unzulässig­er Weise zu verändern“. Drei Wochen später erklärte der Konzern, Audi habe den US-Behörden für die Zulassunge­n drei Programme nicht offengeleg­t. „Eines davon wird nach geltender US-Gesetzgebu­ng als Defeat Device betrachtet“, hieß es wörtlich zur illegalen Software (Defeat Device).

Der Volkswagen-Aufsichtsr­at kam am Freitag in Wolfsburg zusammen. Auf der Tagesordnu­ng der regulären Sitzung nach der Sommerpaus­e standen unter anderem der Skandal und die Diesel-Rückrufe. Audi-Ingenieure hatten schon 1999 eine Technik entwickelt, die das Nageln von Dieseln abstellt – gedacht als Akustik-Komfortfun­ktion. Diese Software ist der – zunächst legale – Ursprung des Defeat Device. Bei VW schließlic­h wurde daraus dann das Betrugspro­gramm. Die Querverbin­dungen zwischen Audi und VW beziehungs­weise zwischen Ingolstadt und Wolfsburg sind Schwerpunk­te der Jones-DayErmittl­ung. Der erst nach Aufdeckung des Skandals Ende 2015 zum neuen Audi-Technikvor­stand berufene Stefan Knirsch soll jetzt, wie bereits berichtet, seinen Posten räumen, weil er Bescheid gewusst haben soll. (dpa)

 ?? Archivfoto: Fred Schöllhorn ?? Audi-Chef Rupert Stadler war zuletzt in den Fokus der Ermittlung­en rund um die Diesel-Affäre geraten und musste der US-Kanzlei Jones Day Frage und Antwort stehen. Konkrete Verdachtsm­omente hätten sich aber nicht ergeben.
Archivfoto: Fred Schöllhorn Audi-Chef Rupert Stadler war zuletzt in den Fokus der Ermittlung­en rund um die Diesel-Affäre geraten und musste der US-Kanzlei Jones Day Frage und Antwort stehen. Konkrete Verdachtsm­omente hätten sich aber nicht ergeben.

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