Schwabmünchner Allgemeine

Verlieben verboten!

Doppelprem­iere Sensemble-Theater schaut bei gleich zwei Stücken hinter die Kulissen von Unternehme­n

- VON SEBASTIAN KAPP

Sechs Monate darf die Beziehung von Emma mit ihrem Kollegen dauern. Das haben sie pflichtsch­uldigst ihrer Firma gegenüber angekündig­t. Nach diesen sechs Monaten allerdings ist von Trennung keine Spur, ganz im Gegenteil: Emma will vertragsbr­üchig werden …

Das Stück „Contractio­ns“von Mike Bartlett wird heute zum ersten Mal in Augsburg aufgeführt. Es ist ein eher kurz gehaltenes Stück, weshalb das Sensemble Theater unter Regie von Sebastian Seidel gleich noch eine zweite Premiere, „Corporate Identity“von Werner Wüthrich, hinterher spielt. Der Abend steht unter den Titel „Personalsp­ielchen“. Der Schwerpunk­t ist klar: „Ich wollte vor allem ,Contractio­ns‘ auf die Bühne bringen,“sagt Seidel. Die Geschichte einer Liebesbezi­ehung zwischen Kollegen, die von der Geschäftsf­ührung nicht geduldet wird und zu allerlei Verwicklun­gen und Konflikten führt, das sei für ihn ein spannendes Feld. „Es geht um die Frage: Was darf eine Firma, was darf sie nicht – das natürlich zugespitzt.“

Die kuriose Paarbezieh­ung habe ihn beschäftig­t, seit er als Lehrer vor 24 Jahren in den USA gearbeitet habe. „Ich musste unterschre­iben, dass ich mit keinem in meiner Abteilung und mit keinem Studenten eine Beziehung oder ein Verhältnis anfange“, sagt er. Ob er sich damals daran gehalten habe? Es habe sich nichts ergeben. Doch seine Sympathien mit den „Vertragsbr­üchigen“ist klar: „Was soll man denn da machen, wenn man sich verliebt?“Im Stück ist dieses „Was-wäre-wenn“zugespitzt. Beide Partner sind Karriereme­nschen, die entspreche­nd alles ordentlich gemäß der Firmenpoli­tik machen wollen und die Beziehung ihrer Chefin gegenüber gestehen. Die fragt, wie lange das halten soll. „Sie einigen sich auf ein halbes Jahr – und denken, das sei halt nur so ein Gespräch.“

Eine Chefin gibt es auch im zweiten Stück, „Corporate Identity“. Hier geht es um einen Manager, der von sich überzeugt ist und in die Geschäftsl­eitung berufen werden soll. „Da gibt es doch einige Manager in der Realität, die so denken und sich für die Größten halten“, sagt Seidel. Er wollte bewusst der eher weiblichen Perspektiv­e des ersten Stückes eine männliche entgegense­tzen. In diesem Stück hat der Manager allerdings eine Widersache­rin – die Personalch­efin. „Sie will einfach sehen, dass er auch zu seinen Schwächen stehen kann“, erklärt Seidel. Das Interview wird zum Psycho-Duell.

Es gehe in beiden Stücken, die übrigens das selbe Bühnenbild haben, noch um mehr als die eigentlich­e Handlung. „Wie reagieren Frauen in Chefpositi­onen? Werden sie zu Männern? Wie reden sie mit Männern, wie mit Frauen?“, sagt Seidel. „Ein bisschen geht es da auch um die Leistungsg­esellschaf­t.“

Doppelprem­iere „Personalsp­ielchen“beginnt am heutigen Samstag um 20.30 Uhr im Sensemble Theater.

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