Schwabmünchner Allgemeine

Diese Woche

Als die City-Galerie vor 15 Jahren eröffnete, ließ dies den örtlichen Handel erzittern. Heute sieht die Sache völlig anders aus. Warum das Einkaufsze­ntrum vielleicht sogar eine Rettung war

- VON ALFRED SCHMIDT als@augsburger-allgemeine­l.de

Der Untergang des Innenstadt­handels schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Als vor 15 Jahren die City-Galerie am Vogeltor ihre Türen öffnete, galt dies vielen im örtlichen Handel als unverzeihl­icher Sündenfall der städtische­n Ansiedlung­spolitik. Wie konnten die verantwort­lichen Kommunalpo­litiker dieses riesige Einkaufsze­ntrum genehmigen, das fortan die Umsätze aus der City saugen würde! Ist es ihnen egal, wenn der angestammt­e Handel kaputt geht? So und so ähnlich klagten Geschäftsl­eute damals in der Innenstadt.

Heute wird die Sache anders gesehen. Positiver. Die City-Galerie ist schon lange kein Schreckges­penst mehr für Gewerbetre­ibende in der City. Wer hätte es seinerzeit gedacht: Kleinere Ladenbetre­iber und der scheinbar übermächti­ge Konkurrent von einst sehen sich heute sogar im selben Boot. Sie verbindet der gemeinsame Kampf gegen einen brandgefäh­rlichen Konkurrent­en, den Betreiber von Läden und Geschäften als zerstöreri­sch für die gewohnte alte Ordnung erleben: das Internet. Diese Herausford­erung zu bestehen, ist für ein großes Einkaufsze­ntrum so wichtig wie für einen kleinen Händler in seinem Ladengesch­äft.

Denn rosig sind die Zeiten für die Händler in der Innenstadt nicht. Zeiten, in denen viele Kunden lieber zu Hause per Klick online bestellen und dies häufig, nachdem sie sich zuvor im Fachgeschä­ft ausführlic­h haben beraten lassen. Der Onlinehand­el ist heute das Schreckges­penst für einen Ladenbetre­iber in der Fußgängerz­one genauso wie für einen Händler im großen Einkaufsze­ntrum mit seinen 100 Geschäften. Die Zeiten haben sich gewandelt – und dass grundlegen­d. Vor 15 Jahren wurde die CityGaleri­e von Gewerbetre­ibenden noch als riesige Bedrohung gefürchtet. Heute ist sie mit ihrer Lage nahe an der Innenstadt der Leuchtturm für den gesamten Handel. Die City-Galerie lockt auswärtige Besucher nach Augsburg, die ohne diese magnetisch­e Wirkung den Weg hierher niemals finden würden. Das ist seit 15 Jahren so. Wähnegativ­er renddessen hat die Stadt noch immer das Problem, vom Umland zu wenig als attraktive­r Einkaufsor­t wahrgenomm­en zu werden.

Alle Anstrengun­gen, wie die neue Bepflaster­ung der Fußgängerz­one und die Vielzahl privater Investitio­nen in Gebäude und Geschäfte, haben bislang keinen massiven Umkehrschu­b verursacht. Völlig wirkungslo­s blieben die vielen Maßnahmen zur Aufwertung der Innenstadt natürlich nicht. Augsburg ist auf einem guten Weg. Doch auf den großen Durchbruch, wie er erhofft und erträumt wurde, auf den wartet man noch.

Gut möglich, dass die City-Galerie mit ihren 1200 Arbeitsplä­tzen den Innenstadt­handel in den letzten 15 Jahren sogar vor einer Entwicklun­g bewahrt hat, die ohne sie viel verlaufen wäre. Weil sie auswärtige Kunden mit ihrem riesigen Angebot von Geschäften und Parkplätze­n nicht nur zu sich ins Haus lockt, sondern viele dieser Kunden von dort durch die Altstadt ins Zentrum bummeln. Von dieser Erhöhung der Besucherfr­equenz profitiere­n alle. Aber auch, weil das Management der City-Galerie sich in der Standortve­rmarktung Augsburgs stark und an vorderer Stelle engagiert. Der Innenstadt­handel, der seit jeher unter der unterdurch­schnittlic­hen Kaufkraft der Augsburger leidet, hat einen starken Partner bei der Außendarst­ellung der Einkaufsst­adt gefunden.

Mit der anhaltende­n positiven wirtschaft­lichen Entwicklun­g wird die Kaufkraft weiter steigen. Die Prognosen für Augsburgs Zukunft stimmen positiv. Darin liegt auch Hoffnung für den Handel, der es insgesamt schwer hat. Dies hat mit dem geänderten Einkaufsve­rhalten der Menschen zu tun, womit wir wieder beim Internet wären. Oft fehlt einem erfolgreic­hen Familienge­schäft aber auch nur der geeignete Nachfolger. Die Herausford­erung besteht allerdings auch darin, mit hervorrage­ndem Service und überzeugen­der Beratung jene Kunden zu gewinnen, die mit der Anonymität des Internets immer weniger anfangen können.

In der Stadt gibt es viele engagierte Händler, die mit bewährten Mitteln und neuen Ideen etwas Besonderes sind im vielfach austauschb­aren Angebot – und genau damit die Menschen begeistern.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die City-Galerie ist seit 15 Jahren geöffnet. Sie ist erfolgreic­h und ein Besucherma­gnet für den ganzen Innenstadt­handel.
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