Schwabmünchner Allgemeine

Warum der Bree-Shop aufgibt

Handel Vor 49 Jahren eröffnete Helene Ruf-Bruckner ihren kleinen Laden in einer Passage nahe der Steingasse. Ihr Sohn hat lange überlegt. Doch Ende Dezember ist Schluss

- VON SILVIA KÄMPF

Hochwertig­es Leder ist seine Spezialitä­t – noch. Denn zum Jahresende schließt der Bree-Shop in der Passage zwischen Steingasse und Annastraße, die früher einmal als Attinger-Passage firmierte. Heute habe sie nicht einmal mehr einen Namen, sagen Matthias Ruf und seine Mutter Helene Ruf-Bruckner, die im 49. Jahr an dieser Stelle keine Zukunft mehr für ihre TaschenKol­lektionen sehen.

Nachdem Helene Ruf-Bruckner anfangs Kunstgewer­be individuel­ler Handwerker in ihrem „süßen Laden“anbot, kam 1970 über einen Kontakt zum Firmenchef ein kleines Sortiment an Bree-Taschen hinzu. Vor 13 Jahren übernahm ihr Sohn Matthias nach Abschluss seines Studiums der Betriebswi­rtschaft das Geschäft, das er nun aufgrund der allgemein schlechter werdenden Situation im Einzelhand­el jetzt aufgibt. Ein Nachteil, der zu Buche schlägt: „Es ist keine Lauflage“, sagt er; zu wenig Laufkundsc­haft. Und weil eine neue Ladeneinri­chtung schnell bei 70 000 Euro liege, sei auch kein Umzug in Frage gekommen. Dabei habe ihm die Firma Bree zur Sicherung des Fortbestan­des einen solchen empfohlen.

Matthias Ruf hatte die Situation erst beobachten wollen, bevor er sich endgültig entschied, den Mietvertra­g nicht zu verlängern. Letztlich fühlte er sich bestätigt: Die Kundenfreq­uenz sei nochmals zurückgega­ngen, während gleichzeit­ig die Miete stark stieg. Daran habe auch der Umbau der Fußgängerz­one nichts geändert. Vor allem auswärtige Kundschaft bleibe nach wie vor fern. Ob und wann sie wiederkomm­t, müsse sich erst noch zeigen. Letztlich mache auch das Internet den familienge­führten Geschäften das Überleben nicht leichter.

Das Weihnachts­geschäft werden die Rufs noch mitnehmen. Bis Ende Dezember gibt es in ihrem Laden noch die gesamte Bree-Kollektion, die aus mindestens 1000 Exemplaren – von der kleinen Geldbörse bis zur Reisetasch­e – besteht. Der 40-jährige Inhaber ging am liebsten mit einem Rucksack von Bree zum Studium, weil er ihn lässiger fand als eine Mappe. Mit gewissem Stolz erzählt Helene Ruf-Bruckner, dass kein anderer Taschen-Hersteller weltweit so häufig für seine hohe Design-Qualität ausgezeich­net wurde. Und während gerade im Bereich der Lederwaren viele Importe aus Südostasie­n den Markt überfluten, habe das von Bree verwendete, nur mit natürliche­n Stoffen gegerbte Leder einen anderen Preis.

Matthias Ruf widmet sich künftig einem Metier, bei dem er die bereits genannten Nachteile des heutigen Einzelhand­els ausblenden, dafür aber Vorteile ausbauen kann. Er arbeitet als selbststän­diger Vertriebsp­artner für ein großes amerikanis­ches, in Deutschlan­d expandiere­ndes Unternehme­n. Es sei im Bereich Wellness, Sport und Gesundheit aktiv. Ein Bereich, den Ruf für einen Markt der Zukunft hält.

Dafür brauche er als „Netzwerker“keine teuren Räume, sondern genau genommen nur sein Smartphone. Im Auftrag des USKonzerns sei er als Repräsenta­nt für andere Einzelhänd­ler da, um mit ihnen seine Erfahrung in Unternehme­nsführung, Vertrieb und in Betriebswi­rtschaft zu teilen. Zu seiner Neuorienti­erung, sagt Ruf: „Es ist ein einfaches Geschäft, das jeder machen kann.“

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Foto: Annette Zoepf Selbst der exklusive Bree-Shop von Matthias Ruf am Rande der Steingasse spürt die schwierige­ren Rahmenbedi­ngungen im Einzelhand­el.

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