Schwabmünchner Allgemeine

Historisch­e Häuserzeil­e wird komplett saniert

Immobilien Über den herunterge­kommenen Gebäudekom­plex zwischen Schmiedber­g und Leonhardsb­erg wurde lange verhandelt. Kritiker befürchtet­en einen Bauklotz. Jetzt gibt es grünes Licht für eine neue Lösung

- VON EVA MARIA KNAB

Nach Jahren der Verwahrlos­ung wird eine der großen Problem-Immobilien im Augsburger Zentrum komplett saniert. Konkret geht es um die historisch­e Häuserzeil­e zwischen der alten Handwerksk­ammer an der Karolinens­traße und dem früheren Kaufhaus Mages – samt dahinter liegenden Gebäuden. Am Donnerstag­abend stimmte der Bauausschu­ss des Stadtrats dem Großvorhab­en einstimmig zu. Die Sanierung hat aber auch Kritiker. Die Denkmalpfl­ege ist mit einem Eingriff in den Gebäudekom­plex nicht einverstan­den.

Wie die Sanierung und neue Nutzung der insgesamt fünf Gebäude verträglic­h fürs Stadtbild realisiert werden kann, darüber gibt es schon länger Diskussion­en. Ende 2015 veröffentl­ichte der von den Investoren beauftragt­e Architekt Geza Varga erste Skizzen, die später wieder zurückgezo­gen wurden. Seine Entwürfe riefen Kritiker auf den Plan. Der bayerische Landesvere­in für Heimatpfle­ge befürchtet­e, dass an der städtebaul­ich exponierte­n Stelle zwischen Dom und Rathaus statt der historisch­en Häuserzeil­e künftig ein „massiver Bauklotz“entstehen werde.

Diese ersten Überlegung­en seien nicht mehr aktuell, betont Augsburgs Stadtheima­tpfleger für Architektu­r, Hubert Schulz. Er verweist auf intensive Abstimmung­sgespräche zwischen Investoren, Planern und der Stadt. Diese hätten rund ein Jahr in Anspruch genommen. Nun gebe es eine einvernehm­liche Lösung.

Von der Modernisie­rung sind insgesamt fünf Gebäude zwischen Karolinens­traße, Leonhardsb­erg und Schmiedber­g betroffen. Sie stammen aus unterschie­dlichen Bauepochen, stehen aber nicht unter Denkmalsch­utz. Fest steht nun, dass der frühere Bau der Handwerksk­ammer erhalten bleibt. Er gilt als prägend für den Straßenzug in Richtung Dom. Auch die Fassade des ehemaligen Kaufhauses Mages am Leonhardsb­erg bleibt im Original stehen. Ein Teil der Gebäudezei­le am Schmiedber­g darf dagegen um ein Stockwerk höher werden. Dieser Eingriff wird vom Landesamt für Denkmalpfl­ege kritisch gesehen. Dort plädierte man dafür, das letzte historisch­e Satteldach in diesem Bereich zu erhalten. Auch ein niedriges Haus neben der alten Handwerksk­ammer wird aufgestock­t.

„Unterm Strich wurde eine verträglic­he Lösung fürs Stadtbild erzielt“, sagt Heimatpfle­ger Schulz. Der Runde Tisch mit allen Beteiligte­n habe sich in diesem schwierige­n Fall sehr bewährt. Die historisch­e Häuserzeil­e in der Karolinens­traße bleibt danach in ihren typischen Zügen erhalten. Der Denkmalsch­utz sei auch nicht übergangen worden, so Schulz, viele Vorschläge seien in das Vorhaben eingearbei­tet worden. Vom Baukunstbe­irat werden die überarbeit­eten Sanierungs­pläne ebenfalls sehr positiv beurteilt. Das Expertengr­emium berät die Stadt bei wichtigen Bauvorhabe­n. Vorsitzend­er Walter Bachhuber verwies auf eine große Kooperatio­nsbereitsc­haft der Bauherren und Planer. „Wir haben an den Gebäuden gefeilt, Modernisie­rungskosme­tik wurde zurückgeno­mmen.“

Im Bauordnung­samt wird nun die Genehmigun­g des Bauantrags vorbereite­t. Amtsleiter Peter Sterz rechnet damit, dass sie in den nächsten Wochen erteilt werden kann. Denn nicht nur für die Investoren drängt mittlerwei­le die Zeit. In den sanierten Gebäudekom­plex sollen Büros und Läden einziehen. Ein großer Mieter wird voraussich­tlich der Bezirk Schwaben werden. Das bestätigte Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert gegenüber unserer Zeitung. „Der Mietvertra­g ist noch nicht unterschri­eben, aber wir gehen davon aus, dass es funktionie­rt.“

Der Bezirk will auf über 6000 Quadratmet­ern Fläche an der Karolinens­traße eine zentrale Anlaufstel­le für den Bereich Soziales einrichten. Gleichzeit­ig sollen die bislang sieben Standorte für die verschiede­nen Fachbereic­he auf zwei zusammenge­zogen werden – auf die Karolinens­traße und die bisherige Zentrale des Bezirks gleich gegenüber am Hafnerberg, die bestehen bleibt.

Reichert verspricht sich von der neuen Lösung viele Vorteile. Zum einen gibt es mehr Platz. „Wir sind in den letzten Jahren stark gewachsen“, sagt er. Das neue Haus für Soziales an der Karolinens­traße liege auch zentral und verkehrsgü­nstig. Es sei für Besucher und Mitarbeite­r gut erreichbar. Auch die Logistik

Bezirk Schwaben will als großer Mieter einziehen

für die Verwaltung werde mit zwei benachbart­en Standorten einfacher. Für den Einzug ins sanierte Gebäude an der Karolinens­traße hat Reichert schon einen Wunschterm­in. Er soll voraussich­tlich Ende 2018 erfolgen. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Saniert werden soll der Gebäudekom­plex an der Karolinens­traße mit der früheren Handwerksk­ammer (links) und dem früheren Mages-Kaufhaus (mit Flachdach). Insgesamt fünf Gebäude zwischen Schmiedber­g und Leonhardsb­erg gehören zum Großprojek­t.
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Foto: Annette Zoepf Ein Teil des Satteldach­s am Schmiedber­g wird verschwind­en. Das schmerzt Denkmalpfl­eger.

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