Bei Dolce Vita stehen im Festzelt die Besucher auf den Bänken
Michaeli-Markt Der erste Tag lockt in Schwabmünchen vor allem die Jugend in die Holzheystraße. Für die Schausteller startet der Abend eher schleppend
Schwabmünchen Die Holzheystraße ist für den Verkehr gesperrt, bunte Lichter lassen die neue Beleuchtung des altehrwürdigen Wasserturms verblassen. Ein Duftgemisch aus Steckerlfisch, Bratwurst und Popcorn weht durch die Straßen. Spätestens jetzt weiß jeder Schwabmünchener: Es ist Michaeli-Markt. Der Donnerstagabend gehört der Jugend, die schon vor dem ersten Ton der Band Dolce Vita auf den Bänken steht. Die Partystimmung scheint alle zu vereinen. Doch in der Art der Kleidung gibt es unterschiedliche Ansichten.
Tracht oder nicht, das ist die Frage. „Wenn ich ins Bierzelt gehe, ist Tracht Pflicht“, sagt beispielsweise Felix Hänsel. Er stamme aus einer Blasmusikerfamilie, und da gehöre es einfach dazu. Darin fühle er sich wohl. Sein Freund Leon Thomas ist jedoch anderer Ansicht: „Ich habe preußische Vorfahren und bin kein Bierzeltmensch. In Tracht fühle ich mich irgendwie unpassend angezogen“, sagt er. Der Trend ist offensichtlich: Die jungen Leute, die das Bierzelt bis zur Mitte für sich eingenommen haben, tragen überwiegend Tracht. Claudia und Martina lehnen locker an einen Stehtisch außerhalb des Bierzeltes und sagen: „Wenn wir ins Zelt gehen, ist das Dirndl Pflicht. Heute haben wir das nicht vor“. So reichen Pullover und Jeans. Außerdem sei es außerhalb des Zeltes in Tracht zu kalt.
Die Themen sind für den dreijährigen Julius noch in weiter Ferne. Mit weit geöffneten Augen bewertet er die Fahrt auf dem Kinderkarussell mit einem überzeugten „Gut“. Bei den großen Fahrgeschäften startet der Abend eher schleppend. Der „Flipper“dreht öfters seine Runden mit nur wenigen Fahrgästen, auch der Autoskooter ist nicht so besucht, wie es sich der Betreiber wünscht.
Klaus Grubart, Eigentümer des „Tornado“, sieht die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln. „Wirtschaftlich gesehen lohnt sich der Donnerstag für mich als Schausteller nicht“, sagt er. Dennoch halte er es für wichtig, den Vergnügungspark schon Donnerstag zu eröffnen, um den Gästen die Orientierung für die nächsten Tage zu ermöglichen. Ein geschlossener Vergnügungspark neben einem aktiven Festzelt wäre schon merkwürdig. Dies wäre auch bei der familiären Atmosphäre des Michaeli-Marktes nicht angebracht, gibt er zu bedenken.
Die Stimmung im Festzelt steigt immer weiter. Der Sicherheits- dienst, der an den Eingängen Taschen auf gefährliche Gegenstände kontrolliert sowie das Alter der jungen Gäste an Hand der Ausweise überprüft, vermeldet keine Vorkommnisse. Gegen 21 Uhr steht die Jugend auf den Bänken und lässt sich vom Auftritt der Party-Band Dolce Vita mitreißen. „Es ist einfach cool, das ist Party. Das gehört dazu“, ist die vorrangige Antwort der auf den dünnen Brettern der Bierbänke tanzenden jungen Menschen. Die wenigsten nutzen sie noch als Sitzfläche. Im hinteren, nur zur Hälfte besetzen Bereich des Festzeltes sehen das die Gäste anders. Dort, wo der Bass der Musik nicht den ganzen Körper vibrieren lässt, sitzt man zusammen, unterhält sich oder beobachtet die tobende vordere Hälfte des Zeltes. Tracht ist hier kaum zu sehen, das Durchschnittsalter ist deutlich höher. „Ich komme gerade von der Arbeit und will mit einem Freund ein Bier trinken. Das geht auch so“, sagt Walter Socher. Doch wenn ein Festzeltabend geplant ist, dann gehöre natürlich die Lederhose dazu. „Pro SMÜ“»