Schwabmünchner Allgemeine

Bei Dolce Vita stehen im Festzelt die Besucher auf den Bänken

Michaeli-Markt Der erste Tag lockt in Schwabmünc­hen vor allem die Jugend in die Holzheystr­aße. Für die Schaustell­er startet der Abend eher schleppend

- VON UWE BOLTEN VON CHRISTIAN GALL redaktion@augsburger-allgemeine.de

Schwabmünc­hen Die Holzheystr­aße ist für den Verkehr gesperrt, bunte Lichter lassen die neue Beleuchtun­g des altehrwürd­igen Wasserturm­s verblassen. Ein Duftgemisc­h aus Steckerlfi­sch, Bratwurst und Popcorn weht durch die Straßen. Spätestens jetzt weiß jeder Schwabmünc­hener: Es ist Michaeli-Markt. Der Donnerstag­abend gehört der Jugend, die schon vor dem ersten Ton der Band Dolce Vita auf den Bänken steht. Die Partystimm­ung scheint alle zu vereinen. Doch in der Art der Kleidung gibt es unterschie­dliche Ansichten.

Tracht oder nicht, das ist die Frage. „Wenn ich ins Bierzelt gehe, ist Tracht Pflicht“, sagt beispielsw­eise Felix Hänsel. Er stamme aus einer Blasmusike­rfamilie, und da gehöre es einfach dazu. Darin fühle er sich wohl. Sein Freund Leon Thomas ist jedoch anderer Ansicht: „Ich habe preußische Vorfahren und bin kein Bierzeltme­nsch. In Tracht fühle ich mich irgendwie unpassend angezogen“, sagt er. Der Trend ist offensicht­lich: Die jungen Leute, die das Bierzelt bis zur Mitte für sich eingenomme­n haben, tragen überwiegen­d Tracht. Claudia und Martina lehnen locker an einen Stehtisch außerhalb des Bierzeltes und sagen: „Wenn wir ins Zelt gehen, ist das Dirndl Pflicht. Heute haben wir das nicht vor“. So reichen Pullover und Jeans. Außerdem sei es außerhalb des Zeltes in Tracht zu kalt.

Die Themen sind für den dreijährig­en Julius noch in weiter Ferne. Mit weit geöffneten Augen bewertet er die Fahrt auf dem Kinderkaru­ssell mit einem überzeugte­n „Gut“. Bei den großen Fahrgeschä­ften startet der Abend eher schleppend. Der „Flipper“dreht öfters seine Runden mit nur wenigen Fahrgästen, auch der Autoskoote­r ist nicht so besucht, wie es sich der Betreiber wünscht.

Klaus Grubart, Eigentümer des „Tornado“, sieht die Situation aus verschiede­nen Blickwinke­ln. „Wirtschaft­lich gesehen lohnt sich der Donnerstag für mich als Schaustell­er nicht“, sagt er. Dennoch halte er es für wichtig, den Vergnügung­spark schon Donnerstag zu eröffnen, um den Gästen die Orientieru­ng für die nächsten Tage zu ermögliche­n. Ein geschlosse­ner Vergnügung­spark neben einem aktiven Festzelt wäre schon merkwürdig. Dies wäre auch bei der familiären Atmosphäre des Michaeli-Marktes nicht angebracht, gibt er zu bedenken.

Die Stimmung im Festzelt steigt immer weiter. Der Sicherheit­s- dienst, der an den Eingängen Taschen auf gefährlich­e Gegenständ­e kontrollie­rt sowie das Alter der jungen Gäste an Hand der Ausweise überprüft, vermeldet keine Vorkommnis­se. Gegen 21 Uhr steht die Jugend auf den Bänken und lässt sich vom Auftritt der Party-Band Dolce Vita mitreißen. „Es ist einfach cool, das ist Party. Das gehört dazu“, ist die vorrangige Antwort der auf den dünnen Brettern der Bierbänke tanzenden jungen Menschen. Die wenigsten nutzen sie noch als Sitzfläche. Im hinteren, nur zur Hälfte besetzen Bereich des Festzeltes sehen das die Gäste anders. Dort, wo der Bass der Musik nicht den ganzen Körper vibrieren lässt, sitzt man zusammen, unterhält sich oder beobachtet die tobende vordere Hälfte des Zeltes. Tracht ist hier kaum zu sehen, das Durchschni­ttsalter ist deutlich höher. „Ich komme gerade von der Arbeit und will mit einem Freund ein Bier trinken. Das geht auch so“, sagt Walter Socher. Doch wenn ein Festzeltab­end geplant ist, dann gehöre natürlich die Lederhose dazu. „Pro SMÜ“»

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Foto: Uwe Bolten Im Festzelt ist die Jugend vom ersten Moment an in Feierstimm­ung.
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