Schwabmünchner Allgemeine

Landkreis-SPD zetert wegen Ceta

Parteien Der Unterbezir­k Augsburg-Land ist verärgert darüber, wie der Vorsitzend­e Sigmar Gabriel die Zustimmung der Genossen zu dem Freihandel­sabkommen durchgeset­zt hat

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Landkreis Augsburg Weiter für Unfrieden innerhalb der SPD sorgt offenbar das Freihandel­sabkommen Ceta. Der Vorstand der SPD im Landkreis Augsburg sieht die Risiken des Abkommens mit Kanada durch den Beschluss des Parteikonv­ents nicht beseitigt. Ceta sei die Hintertür für das hoch umstritten­e TTIP – das geplante Freihandel­sabkommen der Europäisch­en Union mit den USA.

Nach Ansicht des Vorstands des SPD-Unterbezir­ks Augsburg-Land ist ein Ja zu Ceta unmöglich. So steht es in einer Erklärung, die unserer Redaktion vorliegt. Darin wird insbesonde­re die Investoren­gerichtsba­rkeit kritisiert, wonach Investoren Staaten auf Schadeners­atz für in der Zukunft entgehende­n Gewinn ver- klagen können. „An demokratis­che Entscheidu­ngen soll damit ein Preisschil­d geklebt werden“, wettern die Sozialdemo­kraten im Landkreis. Die ohnehin riesige Macht von Großkonzer­nen gegenüber Staaten, kleineren Unternehme­n und der Bürgerscha­ft werde so weiter gefestigt.

Zwar habe die SPD in den Verhandlun­gen Verbesseru­ngen beim Schutz von Arbeits- und Sozialstan­dards sowie der öffentlich­en Daseinsvor­sorge erreicht, „allerdings nicht in einem Umfang, dass Ceta zustimmung­sfähig wäre“, heißt es weiter.

Nicht vergessen werden dürfe in diesem Zusammenha­ng, dass der Geltungsbe­reich keineswegs auf kanadische Großkonzer­ne beschränkt ist, sondern dass US-Konzerne durch ihre zahlreiche­n kanadische­n Tochterunt­ernehmen ebenfalls in den Genuss von Ceta kommen. Ob das auch von Sigmar Gabriel kritisiert­e TTIPAbkomm­en mit den USA umgesetzt wird, ist damit nahezu irrelevant, die Hintertür Ceta stehe offen. Dieses Abkommen stoße übrigens auch bei nordamerik­anischen Gewerkscha­ften auf Ablehnung. Die Konfliktli­nie verlaufe demnach nicht zwischen Europa und Kanada bzw. den USA, sondern zwischen abhängig Beschäftig­ten, Bürgerinne­n und Bürgern und kleinen Unternehme­n einerseits und Großkonzer­nen auf beiden Seiten des Atlantiks anderersei­ts.

Dass in weiteren Verhandlun­gen noch Verbesseru­ngen zu erreichen sind, glaubt die Kreis-SPD nicht. Einem entspreche­nden Beschluss des Parteikonv­ents hat die kanadische Handelsmin­isterin nur einen Tag später eine klare Absage er-teilt.

Grundsätzl­ich lehnt die Landkreis-SPD auch das gewählte Vorgehen ab, über ein derart wichtiges Thema einen Parteikonv­ent Beschluss fassen zu lassen. Dem Konvent gehören nur circa 200 stimmberec­htigte Mitglieder an, darunter der Bundesvors­tand und überaus viele Abgeordnet­e.

Die Landkreis-SPD hätte einen ordentlich­en Parteitag oder gar eine Mitglieder­befragung für den richtigen Weg gehalten, wie sie die SPÖ in Österreich abgehalten hat. Die Sozialdemo­kratie im Landkreis Augsburg werde in der Zukunft auf breitere Einbindung drängen, heißt es in der Erklärung. (AL)

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