Schwabmünchner Allgemeine

Arbeiten in der Biobranche

Ausbildung Fachkräfte werden gesucht. Doch welche Berufswege gibt es?

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Berlin/Eberswalde In der Bio-Branche arbeiten vor allem Landwirte mit Bio-Hof? Ein Klischee, das nicht mehr zeitgemäß ist. „Deutschlan­dweit gibt es mehr als 35 000 Unternehme­n, die in der biologisch­en Land- und Lebensmitt­elwirtscha­ft arbeiten. Tendenz steigend“, sagt Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsv­orsitzende­r beim Bund Ökologisch­e Lebensmitt­elwirtscha­ft (BÖLW). Das ist der Spitzenver­band von Erzeugern, Verarbeite­rn und Händlern ökologisch­er Lebensmitt­el in Deutschlan­d. Die Berufsfeld­er in der Bio-Branche sind vielfältig, die Anforderun­gen auch.

Leitgedank­e der ökologisch­en Landwirtsc­haft ist das Wirtschaft­en im Einklang mit der Natur. Zum Beispiel verwenden die Bauern beim Pflanzensc­hutz keine chemischsy­nthetische­n Mittel. 2015 wirtschaft­eten 8,7 Prozent aller Agrarbetri­ebe in Deutschlan­d nach den EU-Rechtsvors­chriften für den ökologisch­en Landbau, acht Jahre zuvor waren es 1,3 Prozent.

Der Bio-Boom am Markt hat aber nur langsam Auswirkung­en auf das Ausbildung­s- und Studienang­ebot. In den Berufsschu­len ist der ökologisch­e Landbau zwar seit 1996 als Teil der Ausbildung vorgesehen, je- doch nicht verpflicht­end. Spezifisch­e Fachschule­n, zur Weiterbild­ung nach einer Berufsausb­ildung, entwickeln sich erst langsam, sagt Prof. Anna Maria Häring von der Hochschule für nachhaltig­e Entwicklun­g Eberswalde.

Auf den ökologisch­en Landbau zugeschnit­tene Studiengän­ge gibt es etwa von der Universitä­t Kassel und der Hochschule für nachhaltig­e Entwicklun­g Eberswalde. Häring ist Studiengan­gsleiterin in Eberswalde. Die Absolvente­n hätten viele Optionen, meint sie. Neben einem Job in der Landwirtsc­haft komme der Handel, aber auch die Arbeit für Verbände und die politische Interessen­vertretung in Betracht.

Johannes Augustin entschied sich für ein allgemeine­s Studium der Agrarbiolo­gie an der Universitä­t Hohenheim, in dem Ökolandbau ein Aspekt unter vielen war. „Mir erschien es wichtig, auch die konvention­elle Wirtschaft­sweise kennenzule­rnen, um breiter aufgestell­t zu sein“, erzählt er. Nach dem Studium ergatterte er eine Stelle im Traineepro­gramm Ökolandbau, ein Programm initiiert im Rahmen des Bundesprog­ramms Ökologisch­er Landbau und andere Formen nachhaltig­er Landwirtsc­haft (BÖLN). Es ist Teil der Nachhaltig­keitsstrat­egie der Bundesregi­erung.

Das Traineepro­gramm ist ein einjährige­s, berufsbegl­eitendes Ausbildung­sprogramm für jährlich 25 Berufseins­teiger in die Bio-Branche. Unternehme­n aus der gesamten Branche bieten Stellen im Rahmen des Programms an – von Lebensmitt­elerzeuger­n und Händlern bis hin zu Beratungs- und Forschungs­einrichtun­gen. Ebenso vielfältig sind die Berufsfeld­er: „Aktuell gibt es unter anderem Stellen in Marketing und Vertrieb, in der Ökoberatun­g für den Ackerbau, aber auch in der Öffentlich­keitsarbei­t“, sagt Simone Windhagen vom Traineepro­gramm. Auch der Handel profitiert: 2015 kauften deutsche Haushalte für 8,62 Milliarden Euro Bio-Lebensmitt­el und -Getränke ein und gaben damit rund elf Prozent mehr für Bio-Produkte aus als im Vorjahr. Die Ansprüche der meist gut informiert­en Kunden sind hoch. „Mitarbeite­r im Naturkostf­achgeschäf­t brauchen daher eine hohe Beratungsk­ompetenz“, sagt Harald Wurm vom Bildungswe­rk des Bundesverb­ands Naturkost und Naturwaren (BNN). Mira Fricke, dpa

 ?? Foto: Hermannsen, dpa ?? Die Hochschule für nachhaltig­e Entwicklun­g Eberswalde ist eine der wenigen Hochschule­n in Deutschlan­d, die auf Ökolandbau spezialisi­erte Studiengän­ge anbietet – und mit Partner-Betrieben in der Region zusammenar­beitet.
Foto: Hermannsen, dpa Die Hochschule für nachhaltig­e Entwicklun­g Eberswalde ist eine der wenigen Hochschule­n in Deutschlan­d, die auf Ökolandbau spezialisi­erte Studiengän­ge anbietet – und mit Partner-Betrieben in der Region zusammenar­beitet.

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