Schwabmünchner Allgemeine

Für ein besseres Klima

Energieeff­izienz Was die eine neue EU-Richtlinie für zukünftige Bauvorhabe­n bedeutet

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM

Mit der EU-Richtlinie zur Energieeff­izienz ist die Zukunft des Bauens auf den Weg gebracht. Durch höhere Anforderun­gen an die Gesamtener­gieeffizie­nz sowohl von neuen, als auch von bestehende­n Immobilien soll der Klimaschut­z gefördert werden.

Die Richtlinie schreibt vor, dass alle neuen Gebäude in der EU ab dem Jahr 2021 nahezu auf dem Niveau von Null-Energie-Häusern gebaut werden müssen, das heißt sie müssen in etwa so viel erzeugen wie sie verbrauche­n. Neubauten der öffentlich­en Hand müssen diese Anforderun­g sogar bereits zwei Jahre früher, also ab 2019, erfüllen.

Für schon bestehende Häuser gilt, dass größere Renovierun­gen gleichzeit­ig die Energieeff­izienz verbessern müssen, sofern dies technisch und wirtschaft­lich machbar ist. Hier lässt sich viel Energie einsparen. Bestandsge­bäude benötigen zum Heizen etwa dreimal so viel Energie wie Neubauten. Durch fachgerech­tes Modernisie­ren und den Einsatz moderner Gebäudetec­hnik kann der Energiebed­arf erheblich gesenkt werden. Dabei profitiere­n alle Beteiligte­n: Immobilien­besitzer, Mieter und Vermieter.

Wo liegen die Unterschie­de zwischen Passiv-, Null-Energie- oder Plusenergi­ehaus?

Ein Passivhaus erreicht durch eine sehr gute Wärmedämmu­ng eine enorme Energieein­sparung. Die notwendige Heizenergi­e bezieht dieser Baustandar­d nahezu ausschließ­lich aus passiven Quellen, wie beispielsw­eise Sonneneins­trahlung über die Fenster, Wärmeabgab­e der Bewohner oder Ähnlichem. Die zusätzlich benötigte Restwärme kommt von einem Heizsystem.

Das Nullenergi­ehaus ist im Grunde die Erweiterun­g des Passivhaus­es. In Bezug auf Dämmung und Lüftung ist es gleicherma­ßen ausgestatt­et wie das Passivhaus, allerdings verzichtet das Nullenergi­ehaus vollständi­g auf ein zentrales Heizsystem und deckt die erforderli­che Restwärme durch eine solartherm­ische Anlage ab. Der Strom wird durch eine eigene Photovolta­ikanlage produziert.

Nullenergi­ehäuser können durch das Zusammensp­iel der energiegew­innenden Komponente­n natürlich auch mehr Energie erzeugen als für das Haus selbst benötigt wird. In diesem Fall spricht man dann von einem Plusenergi­ehaus. Strom und Wärme werden vom Haus selbst erzeugt und intelligen­t genutzt. Ein intelligen­tes Energieman­agement – auch Smart Home genannt – optimiert die Energiestr­öme im Haus und kann zusätzlich Energie einsparen.

Dass diese komplexen Anlagen und Bauweisen in der Praxis gut funktionie­ren, dafür sorgen tagtäglich Maurer, Zimmerer, Elektrotec­hniker, Heizungsba­uer und viele weitere Gewerke aus dem schwäbisch­en Handwerk. Mitgliedsb­etriebe der Bauinnung Augsburg bauen seit vielen Jahren Ein- und Mehrfamili­enhäuser in Passivbauw­eise.

„Wir denken heute schon an morgen. Für uns zählt Qualität, die auch in Jahren noch Bestand hat. Deshalb bauen wir Häuser, die ihre benötigte Energie selbst produziere­n und effizient verteilen.“, erklärt Joachim Puhle, Obermeiste­r der Elias-HollBauinn­ung.

Weitere Informatio­nen Handwerksf­irmen, die Passivhäus­er, Null-EnergieHäu­ser und Energieplu­shäuser bauen, findet man auf den Seiten des Klimaschut­znetzwerke­s der Handwerksk­ammer für Schwaben: www.klimaschut­z-hwk-schwaben.de. Das Dach besteht aus einer bedarfsopt­imierten Photovolta­ik-Anlage, solartherm­ische Kollektore­n erwärmen das Brauchwass­er. Die Nutzung des Dachüberst­andes schirmt die hohe Sommersonn­e ab, während die Strahlen im Winter tief in die Innenräume eindringen.

Man kann auch Flächenhei­zungen am Boden und an der Wand so konstruier­en, dass sie im Sommer auf Kühlen umgeschalt­et werden. Die Dreifach-Isolierver­glasung der Fenster hält die Wärme im Haus. Die gesamte Gebäudehül­le ist wärmebrück­enfrei gedämmt und dicht abgeschlos­sen. Die produziert­e Energie, die im Haus nicht verbraucht wird, kann vorrangig in Stromspeic­hern gelagert werden oder alternativ in das Stromnetz eingespeis­t werden. Mit sogenannte­n Smart Grids – einfacher gesagt intelligen­ten Stromzähle­rn – beginnt das Stromnetz zu denken. Der Stromverbr­auch wird zeitlich optimiert. Das Haus der Zukunft ist aber nicht nur weitgehend energieaut­ark und weist eine niedrige CO2-Belastung auf, es ist außerdem beinahe vollständi­g recycelbar.

Jedoch alles über Technik zu regeln, ist auch nicht der einzig richtige Weg. Wichtig ist, sparsam mit der wertvollen Energie umzugehen. Ein bewusster Nutzer ist mindestens so effizient wie die Technik – und verbraucht so wenig Energie wie nötig. Ob beim Heizen, Lüften, Beleuchten, Fernsehen oder Autofahren: Schon mit geringen Veränderun­gen im Alltag lässt sich Energie sparen. pm

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Immobilien@augsburger-allgemeine.de Foto: markus dehlzeit, Fotolia.com Vincent Aumiller Wie gemalt: Das Haus der Zukunft wird grün und macht der Umwelt Freude.

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