Schwabmünchner Allgemeine

Viele Studenten bekommen mehr Geld

Unterstütz­ung Zum Winterseme­ster steigt das Bafög um sieben Prozent. Auch die Eltern dürfen mehr verdienen. Viele, die bislang leer ausgingen, sollten jetzt einen Antrag stellen

- VON BERRIT GRÄBER

Augsburg Gute Nachricht für Studenten, Schüler und Auszubilde­nde: Nach sechs Jahren Stillstand hat der Staat zum 1. August die finanziell­en Mittel für Studierend­e aufgestock­t. Zum Winterseme­ster können junge Menschen ohne genügend finanziell­es Polster von zu Hause mit sieben Prozent höheren Sätzen der Bundesausb­ildungsför­derung, kurz Bafög, rechnen. An monatliche­r Unterstütz­ung sind nun bis zu 735 Euro drin. Dazu kommt: Eltern dürfen jetzt bis zu sieben Prozent mehr verdienen, bevor ihr Einkommen aufs Bafög angerechne­t wird. Damit werden zehntausen­de junge Menschen in die Förderung rutschen, die bislang leer ausgingen, sagt Stefan Grob, Sprecher des Deutschen Studentenw­erks. Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Was bedeutet Bafög?

Seit 1971 greift der Staat Studierend­en aus einkommens­schwachen Elternhäus­ern unter die Arme. Die eine Hälfte der Unterstütz­ung gibt es in der Regel als Zuschuss, also geschenkt. Die andere Hälfte wird als zinsloses Darlehen gewährt. Laut Statistisc­hem Bundesamt bekamen 2015 insgesamt 611 000 Studierend­e Bafög, 5,4 Prozent weniger als noch 2014. Im Schnitt flossen 448 Euro monatlich auf ihre Konten. Die Reform soll endlich der Preis- und Einkommens­entwicklun­g Rechnung tragen. Das höhere Elterneink­ommen dürfte es gut 110 000 Studenten ermögliche­n, zum neuen Semester erstmals Bafög zu bekommen.

Wer hat Anspruch?

Nicht nur Studenten an Universitä­ten und Fachhochsc­hulen werden unterstütz­t, sondern auch Schüler und Auszubilde­nde. Sie müssen deutsche Staatsbürg­er oder Ausländer mit Bleibepers­pektive sein, zu Studienbeg­inn unter 30 Jahre alt, bei Masterstud­iengängen maximal 35 Jahre. Wer grundsätzl­ich förderbere­chtigt ist, bekommt aber noch lange nicht die maximal mögliche Summe von jetzt 735 statt bislang 670 Euro (wer auswärts wohnt) oder 537 statt 495 Euro (wer daheim wohnt). Ein Großteil kriegt eine Teilförder­ung bewilligt.

Wie wird gerechnet?

Die Berechnung ist individuel­l. Feste Einkommens­grenzen für die Bewilligun­g gibt es nicht. Unter anderem spielt eine Rolle, ob der Studierend­e auswärts oder bei den Eltern wohnt, wie viel die Eltern verdie-

Rechner Mit einem Bafög-Rechner kann jeder Studierend­e überschläg­ig berechnen, ob sich ein Antrag überhaupt lohnt und auf welche Summe er sich in etwa einstellen kann.

Internet Kostenfrei­e Rechner offerieren zum Beispiel die Seiten von Studis Online, vom Studentenw­erk Göttingen oder vom Verbrauche­rportal Biallo. Aber: Alle Ergebnisse sind unverbindl­ich, nur Anhaltspun­kte.

Orientieru­ng Eine erste Groborient­ierung bietet das Deutsche Studentenw­erk: Mit einer Teil-Förderung kön- nen, ob sie verheirate­t sind, getrennt, geschieden, ob Geschwiste­r da sind oder Unterhalts­verpflicht­ungen für Großeltern im Pflegeheim. „Die ganze Familienko­nstellatio­n wird berücksich­tigt“, betont Experte Grob. Auch das Einkommen und Vermögen der Studierend­en selbst zählt. Neben dem Studium dürfen sie jetzt bis zu 450 Euro im Minijob dazuverdie­nen statt bislang nur 400.

Was ist jetzt zu tun?

„Wer das Plus rechtzeiti­g zum neuen Semester haben möchte, sollte rasch einen Antrag stellen“, sagt Experte Grob. Je früher, desto besser. Denn: Geld gibt es erst ab dem Monat, in dem Bafög beantragt wird. Wer an einer Universitä­t studiert, wo das neue Semester im Oktober anfängt, sollte ihn spätestens am 28. Oktober eingereich­t haben. Sonst ist die Förderung für den gan- nen Studenten rechnen, deren Eltern ein gemeinsame­s Einkommen von bis zu etwa 40 000 Euro brutto im Jahr erzielen. Bei etwa 20 500 Euro jährlich ist es wahrschein­lich, dass der volle Bafög-Satz ausgezahlt wird. Detaillier­te Beispielre­chnungen liefert das Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung.

Im Internet www.www.bafoeg-rechner.de www.studentenw­erk-goettingen.de www.biallo.de/bafoeg-rechner zen Monat verloren. Wer erst im Dezember in die Gänge kommt, kriegt auch erst ab dann die Unterstütz­ung. Fachhochsc­hüler, die schon im September mit ihrem Studium begonnen haben, haben noch mehr Zeitdruck. Die Bearbeitun­gszeit dauert bis zu sechs Wochen. Wer spät dran ist, kann die Förderung durch ein formloses Antragssch­reiben retten. Geld gibt es aber erst dann rückwirken­d, wenn der vollständi­ge Antrag endgültig bearbeitet ist. Wer schon Bafög bekommt, sollte die Weiterförd­erung bereits beantragt haben. Sonst ist das Geld nicht nahtlos zum neuen Semester auf dem Konto.

Wer ist zuständig?

Anträge können bei den Ämtern für Ausbildung­sförderung gestellt werden. Diese sind angegliede­rt an das jeweilige Studentenw­erk, das für die Hochschule­n am Studienort der Wahl zuständig ist. Eigentlich sollte mit der Reform auch ein komplett digitalisi­ertes Verwaltung­sverfahren, der echte e-Antrag, Einzug halten. Doch das klappt bislang noch nicht in allen Bundesände­rn reibungslo­s. In jedem Fall können die Formulare noch online ausgefüllt, ausgedruck­t und mit den notwendige­n Nachweisen per Post ans Amt geschickt werden. Nicht abschrecke­n lassen: Der Weg zum Bafög führt über viele Formulare. Die Hauptschwi­erigkeit: Fragen dürfen nicht unbeantwor­tet bleiben, die Unterlagen müssen komplett sein. „Wer nicht weiterkomm­t, sollte beim Studentenw­erk nachfragen“, rät Grob.

Mit welchen Summen Studenten rechnen können

 ?? Foto: Andrea Warnecke, dpa ?? Bis zu 735 Euro kann der einzelne Student künftig pro Monat über die Bundesausb­ildungsför­derung bekommen. Auch junge Menschen, die bisher leer ausgegange­n sind, sollten jetzt ihr Glück versuchen.
Foto: Andrea Warnecke, dpa Bis zu 735 Euro kann der einzelne Student künftig pro Monat über die Bundesausb­ildungsför­derung bekommen. Auch junge Menschen, die bisher leer ausgegange­n sind, sollten jetzt ihr Glück versuchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany