Wer braucht so viele Karotten?
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Aus Kindertagen ist das Buch mit der Stadtmaus und der Landmaus in Erinnerung. Während die Stadtmaus in Saus und Braus lebt, betreibt die Landmaus im Sommer Vorsorge, weckt Obst ein und legt Vorräte an. Im Winter kann sie die Früchte der Arbeit genießen, während die Stadtmaus hungrig an ihre Türe klopfen muss. Der Sinn dafür, Vorräte für den Notfall zu bilden, scheint uns modernen Menschen tatsächlich ein Stück weit abhandengekommen zu sein. So weit zumindest, dass kürzlich Hohn und Spott über die Bundesregierung ausgeschüttet wurde, weil sie riet, für kritische Situationen ein paar Kästen Wasser und einige Konserven in den Keller zu stellen.
Fast zwangsweise beglückt uns dagegen mancher Supermarkt mit der Bildung von Vorräten, was auch wieder übertrieben erscheint: Häufig gibt es manches Gemüse gerade in Discountern nur in Großverpackungen. Und, seien wir ehrlich, viele von uns kaufen einfach im Discounter ein. Zucchini trägt man dann in Netzen nach Hause, Karotten und Kartoffeln sackweise. Kleine Einheiten, oft Fehlanzeige. Ein Kilo Karotten, Kartoffeln oder Zwiebeln sind schon wenig. Nicht selten sitzt man zu Hause plötzlich auf zwei, drei oder fünf Kilo Feldgemüse. Von Single-Haushalten ganz zu schweigen, auch in einer dreiköpfigen Familie fällt es nicht leicht, diese Mengen an gelben Rüben zu abwechslungsreichem Essen zu verarbeiten, ohne einen Karotten-Streik auszulösen. Soll das Gemüse nicht im Kühlschrank verschrumpeln, müsste man zu altväterlichen Tricks wie dem Einlagern in Sand greifen. Gänzlich zum Rätsel wird es aber, wenn Knoblauch nur im Netz à drei oder vier Knollen verkauft wird. Diese Menge reicht bei einer normalen Küche bis ins Frühjahr oder macht den Koch zum Einsiedler.