Schwabmünchner Allgemeine

Zu viele sitzen in Teilzeitfa­llen

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger-allgemeine.de

Die strikte Trennung zwischen Teilzeit und Vollzeit muss aufgehoben werden. Nötig sind flexiblere Arbeitszei­tmodelle, die sich stärker an Lebensphas­en der Menschen orientiere­n. Wer Kinder erzieht, kranke oder alte Familienan­gehörige pflegt, braucht die Möglichkei­t, über einen gewissen Zeitraum weniger arbeiten zu können. Nicht hinnehmbar ist es aber, dass diese Berufstäti­gen nach der Erziehungs- oder Pflegephas­e kein Rückkehrre­cht auf Vollzeit haben und in regelrecht­en Teilzeit- und Minijobfal­len festsitzen. Das muss sich dringend und schnell ändern.

Denn wer über einen längeren Zeitraum Teilzeit- oder Minijobs ausübt, wird später von seiner Rente nicht leben können. Das Armutsrisi­ko im Alter steigt damit rapide – und ist schon heute vor allem ein Frauenschi­cksal. Teilzeit ist übrigens laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung auch das größte Karrierehe­mmnis. Da viel mehr Frauen Teilzeitjo­bs haben als Männer, erklärt sich so, warum viele Führungset­agen noch immer viel zu stark männerdomi­niert sind. Dabei sollte sich herumgespr­ochen haben, wie wichtig auch für den Erfolg des Unternehme­ns eine gute Geschlecht­ermischung bei Spitzenpos­itionen ist. Damit nicht genug, müssten Unternehme­r auch mit Blick auf den viel beklagten Fachkräfte­mangel gut ausgebilde­ten Frauen verstärkt Chancen bieten.

In der Praxis sieht es leider in vielen Branchen so aus, dass immer mehr Vollzeitst­ellen in Teilzeitjo­bs umgewandel­t werden – auf Kosten vieler Beschäftig­ter, die gerne mehr arbeiten würden und dies aus finanziell­en Gründen auch bräuchten. Das ist die Kehrseite des viel gerühmten Jobwunders.

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