Zu viele sitzen in Teilzeitfallen
Die strikte Trennung zwischen Teilzeit und Vollzeit muss aufgehoben werden. Nötig sind flexiblere Arbeitszeitmodelle, die sich stärker an Lebensphasen der Menschen orientieren. Wer Kinder erzieht, kranke oder alte Familienangehörige pflegt, braucht die Möglichkeit, über einen gewissen Zeitraum weniger arbeiten zu können. Nicht hinnehmbar ist es aber, dass diese Berufstätigen nach der Erziehungs- oder Pflegephase kein Rückkehrrecht auf Vollzeit haben und in regelrechten Teilzeit- und Minijobfallen festsitzen. Das muss sich dringend und schnell ändern.
Denn wer über einen längeren Zeitraum Teilzeit- oder Minijobs ausübt, wird später von seiner Rente nicht leben können. Das Armutsrisiko im Alter steigt damit rapide – und ist schon heute vor allem ein Frauenschicksal. Teilzeit ist übrigens laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung auch das größte Karrierehemmnis. Da viel mehr Frauen Teilzeitjobs haben als Männer, erklärt sich so, warum viele Führungsetagen noch immer viel zu stark männerdominiert sind. Dabei sollte sich herumgesprochen haben, wie wichtig auch für den Erfolg des Unternehmens eine gute Geschlechtermischung bei Spitzenpositionen ist. Damit nicht genug, müssten Unternehmer auch mit Blick auf den viel beklagten Fachkräftemangel gut ausgebildeten Frauen verstärkt Chancen bieten.
In der Praxis sieht es leider in vielen Branchen so aus, dass immer mehr Vollzeitstellen in Teilzeitjobs umgewandelt werden – auf Kosten vieler Beschäftigter, die gerne mehr arbeiten würden und dies aus finanziellen Gründen auch bräuchten. Das ist die Kehrseite des viel gerühmten Jobwunders.