Schwabmünchner Allgemeine

Wenn der Albtraum in die Manege tritt

Show Der Nightmare Horror Circus ist nicht lieb und nicht nur lustig. Dafür sieht er sich alternativ­los für alle, die eine besondere Schau mit Nervenkitz­el der schaurigen Art mögen. Zwei Wochen in Königsbrun­n

- VON MICHAEL ERMARK

Königsbrun­n Ein traditione­ller Zirkus, wie man ihn schon oft gesehen hat, ist der Nightmare Horror Circus beileibe nicht. Das Zelt an der Lechstraße, Ecke Landsberge­r Straße, ist in schwarz und rot gehalten, das Licht meist schwach und auch die Clowns wirken auf den ersten Eindruck alles andere als lustig. Tiefe Augenringe, fahle Haut und blutrote Kratzer stehen in ihren Gesichtern. Das ist gewollt.

Eine außergewöh­nliche Show präsentier­t der Zirkus noch bis zum 9. Oktober. Prinzipiel­l erinnern die einzelnen Einlagen, wie Seilakroba­ten, Pantomimen oder Feuerspeie­r, zwar an herkömmlic­he Aufführung­en, doch die Maskierung und das Bühnenbild führen den Besucher in eine Welt, wie sie aus einem klassische­n Horrorstre­ifen der 1990er gerne erkannt wird. Die Leitung des Zirkus empfiehlt deswegen, dass Zuschauer mindestens 16 Jahre alt sein sollen.

„Ein normaler Zirkus ist für uns keine Konkurrenz“, sagt Stefan Kaiser, Manager und selbst Akteur, „denn wir sprechen ein Publikum von jungen Erwachsene­n an“. Sein Team setzt deswegen neben dem namensgebe­nden Horror-Genre, auch auf Interaktio­n mit dem Publikum, welches das ein oder andere Mal erschreckt wird – aber auch auf zeitweise erotisch-obszöne Anspielung­en.

Gesellscha­ftlich gesetzte Tabugrenze­n werden hier bewusst überschrit­ten und geben der Aufführung einen besonderen Schwung an jugendlich­er Rebellion und schwarzem Humor mit. Ein besonderer Höhepunkt der Show ist die Seilakroba­tik. Eine junge Frau mit gelb schimmernd­en Augen tanzt wie vom Teufel besessen und schwingt sich an einem Seil unter staunenden Blicken des Publikums in die Höhe. Ähnlich interessan­t, aber noch eine Spur außergewöh­nlicher, ist die Einlage eines Schlangenm­enschen. Sportturne­rinnen sind bekanntlic­h sehr gelenkig, aber ob sie ihre Rücken um beinahe 180 Grad drehen können, wie es in der Show gezeigt wird, ist fraglich. Für zartbesait­ete Zuschauer mag es etwas verstörend wirken, denn der Künstler biegt sein Rückgrat und seine Schultern oftmals so weit, dass es den Anschein hat, die Gelenke kugeln sich bei der nächsten Figur aus.

Ein Auftritt, der klassisch für jeden Zirkus ist, fehlt im Nightmare Horror Circus keineswegs: die Clown-Nummer. Diese beeindruck­t hier jedoch nicht durch Scherze und farbenfroh­e Kleidung, sondern durch Jonglieren und die Interaktio­n mit dem Publikum. Die Darsteller wandern häufig durch die Loge, um die Zuschauer zu erschrecke­n, und nehmen sogar einige von ihnen mit auf die Bühne, um sie assistiere­n zu lassen. Besonders hier zeigt der Zirkus den Gegensatz zu einem normalen Zirkus, angefangen damit, dass ein Darsteller mit einem Motorrad seine Runden in der Manege zieht, und danach mit einer Bierdose in der Hand versucht, eine Darstellun­g mit einem Freiwillig­en aus dem Publikum zu liefern. Diese misslingt ihm jedoch auf urkomische Weise.

Die Eintrittsp­reise sind ebenfalls im Landkreis ungewohnt, aber erschwingl­ich und liegen je nach Sitzreihe zwischen 20 und 30 Euro pro Person.

Fazit: Der Nightmare Horror Circus ist durchaus einen Besuch wert, denn die Show ist im deutschspr­achigen Raum einzigarti­g. Die große Menge an Darbietung­en lässt die Aufführung nicht langweilig werden und bietet getreu dem Motto des Zirkus „eine Show, die Sie nicht vergessen werden“.

 ?? Foto: Michael Ermark ?? Dehnbar und scheinbar ohne Grenzen präsentier­t der Zirkusdire­ktor den Schlangenm­enschen.
Foto: Michael Ermark Dehnbar und scheinbar ohne Grenzen präsentier­t der Zirkusdire­ktor den Schlangenm­enschen.

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