Sie gluckst, kreischt und jodelt
Jazzclub Erika Stuckys folkloristische Avantgarde überzeugt nur zum Teil
Was für ein seltsames Opening, das die Schweizer Musikerin, Filmemacherin und Entertainerin Erika Stucky da im Jazzclub ablieferte. Zu sehen war nichts außer einer leeren Bühne, zu hören waren aber scheppernde Rhythmen und fragmentarische Indianergesänge von jenseits der Backstage-Türe. Erst als diese sich öffnete, wurde klar: Hier produzierte eine Dame glucksende und kreischende Geräusche, während sie auf eine Schaufel einhämmerte. Skurril, und es sollte noch skurriler werden.
Selbst auf dem Akkordeon spielend und von dem virtuosen Tubisten Marc Unternährer begleitet, begab sich Erika Stucky zunächst auf eine Reise in die Welt des Jodelns, während eine Bergkette auf der großen Leinwand vorüberzog. „You paid for Jodel, I give you Jodel“, war Stuckys lapidare Erklärung für diesen Ausflug in die Welt der folkloristischen Avantgarde.
Doch dann, mit der Interpretation von Marvin Gayes Soul-Klassiker „Heard It Through The Grapevine“, der Sprung in völlig andere Gefilde. Und Stuckys Stimme erinnerte plötzlich und überzeugend an die feminine Wiedergeburt eines Jim Morrison.
Zurück zum Jodler, diesmal in amerikanischer Tradition und von ihrem Selbst auf Leinwand in Hundemaske begleitet, dann erneut ins Populäre überschwenkend, hinüber zu Britney Spears und ihrem „Hit Me Baby“. Ein Wechselbad der Gefühle, unterhaltsam, humorvoll und einzigartig.
Ein Konzept wie dieses muss, wenn es überzeugen will, konsequent durchgezogen werden. Hier aber haperte es bei Stucky und Tuba. Vielversprechend waren nur die ersten 45 Minuten mit Einfallsreichtum und stringentem Wechselspiel zwischen Jodler und Pop, die restlichen 30 Minuten mündeten in bereits Bekanntes mit geminderter Überzeugungskraft.