Schwabmünchner Allgemeine

Statt Stau drohen meterhohe Wände

Straßenbau Vor 30 Jahren sind die ersten Pläne für eine Diedorfer Umfahrung entstanden. Jetzt gibt es Geld für das Millionenp­rojekt, aber auch viel Widerspruc­h am Ort. Nicht nur der könnte das Vorhaben erneut bremsen

- VON CHRISTOPH FREY

Diedorf/Neusäß Zufall oder nicht: Es war auf den Tag genau 30 Jahre her, dass die Trasse sozusagen das Licht der Öffentlich­keit erblickt hatte, als die Straße jetzt erstmals den Diedorfern vorgestell­t wurde. Nachdem sich die B-300-Umfahrung über Jahrzehnte hinweg durch die Instanzen von Politik und Verwaltung gemüht hat, wollen die Planer jetzt ihren Überlegung­en den für die Umsetzung nötigen Feinschlif­f verpassen. Einfach wird das nicht.

Das zeigte sich schnell an diesem Abend in der Aula des Diedorfer Gymnasiums, wo der stellvertr­etende Chef des Staatliche­n Bauamts Augsburg erläuterte, was seine Behörde plant. Im Publikum vor Uwe Fritsch saßen viele Bewohner aus dem Unterdorf – dieser Bereich gilt als der schwierigs­te entlang der insgesamt fünf Kilometer langen Straße, die sich entlang der Bahnlinie an Diedorf vorbeiwind­en soll. Kommt es tatsächlic­h so, müssen nicht nur einige Häuser weg. Welche genau, ist allerdings noch offen.

Sondern es wird sich zwischen den Hauptort und das Unterdorf eine breite Verkehrssc­hneise zwängen. Gesäumt von mehrere Meter hohen Lärmschutz­wänden und Wällen sollen nicht nur Autos Platz finden, sondern auch die dann ausgebaute und um ein Gleis erweiterte Bahnstreck­e zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben. Denn sowohl der Bau der Straße als auch der Ausbau der Gleise steht im Bundesverk­ehrswegepl­an und ist bis zum Jahr 2030 vorgesehen.

Für dieses Ziel haben nicht zuletzt viele Menschen im vom Verkehr geplagten Diedorf gekämpft – die konkrete Trasse stößt dort aber auch auf viele Vorbehalte. Eine Umgehung, die weiter um den Ort herumführt, oder ein Tunnel für die Straße, lauten deshalb die Forderunge­n von Anwohnern. Bürgermeis­ter Peter Högg und sein Gemeindera­t scheinen dagegen eher auf viele kleine Verbesseru­ngen zu setzen – wobei das laut Högg zumindest eine teilweise Untertunne­lung nicht ausschließ­t: „Und wenn es 20 Millionen Euro mehr kostet.“

Im Gegensatz zum Markt Diedorf hat die Stadt Neusäß bereits ihre Einwände gegen das Großprojek­t formuliert. Sie fordert unter anderem im Stadtteil Vogelsang eine Tieferlegu­ng und weitestgeh­ende Überdeckel­ung der Schnellstr­aße, weil diese den Ort sonst völlig zerschneid­e.

Tunnel aber sind teuer. Allein ein über ein Kilometer langer Tunnel im Bereich Diedorf würde nach Berechnung­en des Bauamtes 55 Millionen Euro kosten – und sei deshalb utopisch. Denn schon jetzt hat die Straße ein Preisprobl­em. Mit mehr als 62 Millionen Euro für fünf Kilometer ist sie laut Bauamt etwa doppelt so teuer wie der Durchschni­tt bei Bundesstra­ßen. Berlin hat dem Augsburger Bauamt deshalb aufgetrage­n, die Kosten zu senken.

Die Behörde sieht auch in einer anderen Frage wenig Spielraum: Die Trasse für die Straße wurde in einem Raumordnun­gsverfahre­n festgeklop­ft, weshalb die Straße nun nicht einfach ins geschützte Schmuttert­al verlegt werden kann. Dass die schon vorliegend­en Pläne aus einer Zeit stammen, in der das neue Gymnasium noch nicht gebaut war, scheint nicht so ins Gewicht zu fallen. Die Schule wird direkt an die neue B 300 angrenzen. Für die Straße soll 2023 Baubeginn sein – wenn alles glattläuft.

Denn schließlic­h muss sich das Bauamt auch noch mit der Deutschen Bahn abstimmen, die direkt nebenan ihr Gleisnetz ausbauen soll. Bislang aber sieht das Staatsunte­rnehmen keine Notwendigk­eit, tiefer in die Planung einzusteig­en. Bleibt das so, droht auch den Plänen für die Straße alsbald der Stillstand. Es wäre nicht der erste seit inzwischen 30 Jahren. »Kommentar

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Foto: Marcus Merk Diedorf aus der Luft von Süden gesehen: Im Schmuttert­al (links) entlang der Bahnlinie ist die B 300 Umfahrung geplant. Über den Trassenver­lauf im Detail und das „Wie“gibt es in Diedorf Kontrovers­en, während es in Gessertsha­usen ruhig geworden ist: Für...

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