Schwabmünchner Allgemeine

Schlag gegen „Reichsbürg­er“

Justiz Staatsanwa­ltschaft Augsburg und Polizei durchsuche­n bei einer internatio­nalen Razzia 14 Immobilien. Drei Verdächtig­e sitzen in Haft

- VON JAN KANDZORA

Augsburg Sie erkennen die Existenz der Bundesrepu­blik und ihre Behörden nicht an und gehen davon aus, dass das Deutsche Reich noch existiert. Zuletzt sind Mitglieder der Reichsbürg­er-Bewegung verschärft ins Visier der Ermittlung­sbehörden geraten. Gestern ging die Polizei mit einer internatio­nalen Razzia gegen Reichsbürg­er vor, die sich als Angehörige des „Zweiten Deutschen Reiches“sehen sollen. Die Ermittler durchsucht­en 14 Wohnungen und Geschäftsr­äume in Bayern, BadenWürtt­emberg, Hamburg, Niedersach­sen und Schleswig-Holstein, zudem auch in Rumänien.

Das Innenminis­terium teilte mit, der Schwerpunk­t der Durchsuchu­ngen habe in Schwaben gelegen. Auch in Augsburg und in Buttenwies­en (Landkreis Dillingen) habe es Razzien gegeben. Federführe­nd bei der Großaktion waren das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord und die Staatsanwa­ltschaft Augsburg. Wie die Polizei berichtet, laufen gegen fünf Beschuldig­te im Alter von 48 bis 69 Jahren Ermittlung­en wegen des Verdachts des gewerbsmäß­igen und bandenmäßi­gen Betrugs und der gewerbsmäß­igen und bandenmäßi­gen Urkundenfä­lschung. Sie sollen falsche Urkunden in Form von „Reichskart­en“, „Reichsführ­erscheinen“ und „Diplomaten­pässen“des „Deutschen Reiches“hergestell­t und vertrieben haben, heißt es von der Polizei.

Außerdem bestehe der Verdacht, dass die Beschuldig­ten eine Vielzahl von Immobilien­besitzern betrogen haben. Sie sollen ihnen erzählt haben, dass laut „Alliierten­gesetz“kein Bundesbürg­er Eigentum an Immobilien erwerben könne, dies jedoch durch eine Eintragung bei der russischen Militärreg­ierung oder bei den Alliierten schon möglich sei. Hierfür sollen die Beschuldig­ten saftige Gebühren verlangt haben, teilt die Polizei mit.

Der groß angelegte Einsatz war offenbar heikel. Bei zwei Beschuldig­ten habe es „Erkenntnis­se über Bewaffnung“gegeben, daher seien bei ihrer Festnahme auch Spezialkrä­fte aus München dabei gewesen. Im Oktober hatte ein Reichsbürg­er im fränkische­n Georgensgm­ünd einen 32-jährigen Polizisten bei einem Einsatz erschossen. Seitdem rückte ins öffentlich­e Bewusstsei­n, das aus der uneinheitl­ichen Szene eine Gefahr ausgehen kann; auch in Bayern gab es seither mehrere Razzien.

Bei der gestrigen wurde die Polizei fündig: Es seien nicht nur zahlreiche Beweismitt­el sichergest­ellt worden, sondern auch mehrere Waffen, darunter ein Winchester­Gewehr samt Munition, heißt es von den Ermittlern. Drei der Beschuldig­ten sitzen in Haft.

Konkretere Angaben zum Einsatz wollten Polizei und Staatsanwa­ltschaft gestern auf Anfrage nicht machen.

Wegen Waffenverd­achts waren Spezialkrä­fte aus München im Einsatz

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